Nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, herrlich an der Binnenalster gelegen, von außen allerdings wenig attraktiv, findet man das Brauhaus Joh. Albrecht in Hamburg. Beim Betreten des Schankraumes läuft man direkt auf die auf Hochglanz polierte Brauerei zu, davor befindet sich die Theke, an der die hier vor Ort gebrauten Biere gezapft werden. Besonderer Gag: Die Zapfhähne haben alle die Form von kleinen Braukesseln und glänzen genauso wie ihre „großen Brüder“ dahinter.
Rechter Hand geht man in den eigentlichen großen Gastraum; und etwa ein halbes Dutzend schöner Tische steht direkt an der großen Glasfront, so dass man vom Tisch aus auf die Binnenalster sehen kann, auf der sich von Zeit zu Zeit Ausflugsschiffe und Segelboote vorbeibewegen. Wunderschön.
Die auf der Brauanlage eigener Produktion produzierten Biere sind solide und gut, ließen jedoch während unseres Besuches am 27. Oktober 2012 jegliche Innovation vermissen. Das Weißbier ist angenehm fruchtig, verhältnismäßig dunkel und sehr süffig; das Helle („Messing“) genannt, überzeugt mit intensiven Hopfenaromen, hätte aber noch ein wenig kalt lagern können.
Die Speisekarte bietet typische Brauhauskost, deftig und rustikal, mit genauso typischen Bezeichnungen: „Bierkutschersteak“, „Brauerplatte“ oder „Braumeisterschnitzel“ – da weiß man, was man bekommt, und es ist grundsätzlich ja auch in Ordnung so.
Überraschend trotzdem, dass sich das Brauhaus gerade im weltoffenen, hanseatischen Hamburg so erzkonservativ und wenig innovativ gibt.
Nachtrag 5. Januar 2015: Ein wenig Innovation haben wir dann aber doch erlebt, im Brauhaus Joh. Albrecht in Hamburg, im Winter 2014 / 2015. Es gab ein Winterbier, das mit fünf verschiedenen Hopfensorten eingebraut worden war: Perle, Saphir, Fuggles, Simcoe und Cascade. Kräftig gehopft also (wobei „kräftig gehopft“ mittlerweile auch schon wieder als relativ eingestuft werden muss…), und mit einer Ale-Hefe, also obergärig, vergoren. Lecker war’s, hat wirklich gut geschmeckt, wenn auch die Erwartungshaltung an die „kräftige Hopfung“ vielleicht etwas zu hoch war…
Dazu erneut ein sehr leckeres Essen, nicht nur deftig und rustikal diesmal, sondern in Form einer Kürbis-Ingwer-Suppe mit Sesam durchaus etwas spannender.
Zufrieden!
Nachtrag 15. Juli 2017: Zusammen mit Freunden kehrten wir hier zum Mittagessen ein und waren zufrieden. Die Speisen waren lecker, der Service sehr (kinder-)freundlich, die Atmosphäre entspannt, und das Kupfer als Alltagsbier löschte den Durst an einem warmen Sommertag. Als Sonderbier gibt es mittlerweile ein Craftbier. Ohne wirkliche Stilbezeichnung. Eine etwas alberne Art, ein durchaus gutes Bier zu benennen, das ein wenig an ein American Pale Ale erinnert. Hell kupferfarben, kräftig gehopft und in einem TeKu-Verkostungsglas serviert. Der Versuch, den Spagat zwischen konservativem Fernsehbiertrinker und den Fans der neuen Bierszene zu machen. Ob es gelingt? Oder ob man damit beide Seiten gleichzeitig verschreckt? Ich weiß es nicht, aber immerhin ist es eine Abweichung vom langweiligen Gasthausbrauerei-Alltag, wie er auch 2017 in Deutschland noch oft zu finden ist.
Das Brauhaus Joh. Albrecht ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend bis Mitternacht geöffnet; mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es aufgrund seiner Lage nur 200 m vom Rathaus entfernt problemlos zu erreichen. Ob S-Bahn-Station Stadthausbrücke, ob U-Bahn Jungfernstieg oder eine der unzähligen Buslinien – nichts ist weiter als zwei, drei Minuten von der Brauerei entfernt.
Brauhaus Joh. Albrecht Hamburg
Adolphsbrücke 7
20 457 Hamburg
Hamburg
Deutschland
Die Umstellung auf das „Craftbier“ als Sonderbier sind die saisonalen Biere völlig verschwunden. Es gibt das ganze Jahr Kupfer, Messing, das Weizen und eben das „Craftbier“
Keine gute Nachricht, Joachim. Wenn’s immer nur dasselbe Craftbier ist, dann wird auch das rasch langweilig.
Mit bestem Gruß,
VQ