Just Craft. Real Taste. – Das ist das Motto, unter dem die über fünfzig Jahre alte Marke Ratsherrn als eigenständige Brauerei wieder auferstanden ist.
Begonnen hat die Geschichte im Jahr 1951, als die Elbschloss-Brauerei ein Bier unter dem Namen Ratsherrn-Pilsener auf den Markt brachte. Mit seinem markanten Etikett, das den Kopf eines Ratsherrn mit seiner dicken, weißen Halskrause zeigt, wurde es in Hamburg und Umgebung schnell bekannt und erfolgreich. Der Erfolg war jedoch nicht von Dauer. Die Elbschloss-Brauerei kämpfte, wie mehrere andere größere Hamburger Brauereien, erfolglos gegen die Dominanz von Holsten und wurde zunächst in den Brau-und-Brunnen-Konzern integriert, dann an die Holsten Brauerei AG verkauft, und schließlich wurde 1997 der Braubetrieb endgültig eingestellt.
Die Marke Ratsherrn wurde 2005 von der Nordmann Unternehmensgruppe übernommen, und die Nordmann-Gruppe ist es auch, die im Frühjahr 2012 in den Schanzenhöfen die nagelneue Ratsherrn Brauerei GmbH eröffnet hat. Bereits zuvor war das Ratsherrn-Bier schon wieder am Markt etabliert worden – bis zur Eröffnung der Brauerei in den Schanzenhöfen war es in Stralsund produziert worden, in der Störtebeker Braumanufaktur, wie die große Stralsunder Brauerei der Nordmann-Gruppe sich nennt.
Der Erfolg des Ratsherrn-Biers war zunächst nicht wirklich berauschend, und erst mit der eindeutigen Positionierung auf dem sich neu entwickelnden Craft-Beer-Markt in Deutschland erreichte Ratsherrn unter den Bier-Afficionados in Deutschland eine gewisse Bekanntheit. Der Strategie-Wechsel ging nicht ohne Friktionen ab: Der erste Chef der Ratsherrn-Brauerei, Wolfgang Speth, verließ den Betrieb, und Oliver Nordmann übernahm das Zepter persönlich.
Parallel zur Gründung der Brauerei begann auch in Kooperation mit Tim Mälzer und seiner Bullerei, die sich am anderen Ende der Schanzenhöfe befindet, der Aufbau der Brauereigaststätte Altes Mädchen, in der neben den Ratsherrn-Bieren auch zahlreiche andere Bierspezialitäten aus Deutschland und der ganzen Welt angeboten werden.
Komplettiert wird das Ensemble seit Sommer 2013 mit dem Craft Beer Store – einem Bierfachgeschäft, das eine beeindruckende Auswahl an handwerklich gebrauten Bieren anbietet und dem Gast des Alten Mädchens oder der Ratsherrn-Brauerei die Möglichkeit bietet, seinen Bierkeller daheim mit mehr oder weniger exotischen Spezialitäten zu füllen.
Am 6. Juli 2013, während der Hauptversammlung der Kampagne für Gutes Bier e.V., hatte ich die Möglichkeit, an einer kurzen Führung durch die Ratsherrn-Brauerei teilzunehmen. Die vom Innenhof der Schanzenhöfe auch durch eine Panorama-Scheibe gut sichtbaren Edelstahl-Kessel sind für eine Spezialitätenbrauerei überraschend groß. Direkt neben diesem „gläsernen“ Sudhaus befindet sich eine Probierstube, in der die Biere der Ratsherrn-Brauerei in ansprechendem Ambiente auch nach der Führung verkostet werden können.
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren dies ein malzig-aromatisches Rotbier (5,2% alc), ein hopfiges Pale Ale (5,6%), ein leichtes Summer Ale (4,3%) und ein – leider ein wenig muffig-dumpf schmeckendes – Hamburger Weizen (5,4%). Daneben gibt es immer mal wieder Sondersude.
Nachtrag 2. Januar 2018: Nach einem langen Besuch im Alten Mädchen trollen wir uns langsam in Richtung S-Bahn, laufen an den alten Ziegelwänden des ehemaligen Schlachthofs vorbei. Vor uns im Scheinwerferlicht stehen die Silos der Ratsherrn-Brauerei, und durch ein Fenster kann man auch in den hell erleuchteten Laborraum sehen, wo die chemischen und physikalischen Parameter der Biere überwacht werden – ein Anblick, der uns seinerzeit bei der Brauereibesichtigung versagt geblieben war.
Am einfachsten ist es, die Biere der Ratsherrn-Brauerei im Alten Mädchen zu verkosten, direkt neben der Brauerei und mit Blick auf die Braukessel. Öffnungszeiten täglich ab 12:00 Uhr, sonntags sogar schon zum Frühschoppen um 10:00 Uhr.
Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstraße 30 A
20 357 Hamburg
Hamburg
Deutschland
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