Dinkelsbühl – ein wunderschönes, kleines Städtchen, mit einer herrlich renovierten und liebevoll gepflegten Altstadt. Ziel der diesjährigen Wandertour de Bier, auch wenn diese sich in den letzten Jahren nach und nach, dem Alter und körperlichen Zustand der Teilnehmer angemessen, zu einer Spaziertour de Bier entwickelt hat.
Das Hotel und Restaurant „Goldenes Lamm“ begrüßt die Tourteilnehmer am Freitag, dem 4. Oktober 2019, zur Mittagszeit und überzeugt vom ersten Moment an mit großer Freundlichkeit, vorzüglicher Küche, frischem Bier und einem jahrhundertealten Ambiente, das nur gerade so behutsam renoviert worden ist, dass heutige Ansprüche an Komfort mit Leichtigkeit erfüllt werden, das Flair aber erhalten geblieben ist. Die Stufen der hunderte von Jahre alten Treppe knarzen, die Decken sind teilweise sehr niedrig, die Räume urig und verwinkelt.
Gestärkt vom Mittagessen und den ersten Bieren machen wir uns unter fachkundiger Führung auf zu einem ausgiebigen Rundgang durch die Altstadt. Sei es die noch fast vollständig erhaltene Stadtmauer, die schönen kleinen Häuschen, deren Eingangsbereiche gemütlich und ansprechend geschmückt sind, die schmalen, kopfsteingepflasterten Gässchen, die ein kleines Labyrinth bilden, oder die allgegenwärtigen Cafés und Wirtschaften – Dinkelsbühl beeindruckt uns. Die anschaulichen Schilderungen unseres gut gelaunten Führers bringen uns das Leben der Menschen vor vielen hundert Jahren nahe, und zwar sowohl die schönen Seiten des Lebens wie Musik, Feste, Tanz und Genuss, wie auch die schlimmen, wie Hexenverfolgung, Fronarbeit, Hunger und Armut.
Ganz am Ende der Führung, nach satten zwei Stunden, die an Informationsfülle kaum zu überbieten sind, beginnt es zu regnen und treibt die Tourteilnehmer in die Cafés der Altstadt, um sich aufzuwärmen.
Von dort aus spazieren wir durch das Wörnitztor durch die Stadtmauer und erreichen die Brauereigaststätte „Zum Wilden Mann“, den Ausschank und das Stammhaus der Brauerei Hauf. Die Brauerei Hauf ist schon vor langer Zeit aus der Altstadt herausgezogen, um größere Produktionsflächen nutzen zu können, aber der Ausschank ist direkt an Stadtmauer und Stadtgraben verblieben. Florian Hauf, der junge und noch nicht lange in voller Verantwortung stehende Brauereichef erzählt anschaulich und fesselnd von der Geschichte der Brauerei, während sich das freundliche Personal des Wirtshauses nach Leibeskräften um uns bemüht und gutes Essen und frisches Hauf-Bier bereitstellt.
Viel zu schnell verfliegt der Abend, und ein kleiner Absacker im Goldenen Lamm beschließt den ersten Tour-Tag.
Das vorzügliche Frühstück im Hotel versüßt uns den Start in einen leider etwas verregneten Tag. Ein Spaziergang im Nieselregen führt uns an der Produktionsstätte der Brauerei Hauf vorbei bis auf die Wilhelmshöhe, wo wir in der gerade im Umbau befindlichen Stefansbräu ein paar Flaschen des lokalen Biers erstehen, um dann in großem Bogen um die Stadt herum zu unserem ersten gemeinsamen Ausflugsziel zu wandern.
Segringen heißt der winzige Ort, den die anderen Tourteilnehmer auf relativ direktem Wege erreicht haben. Die uralte und sehenswerte Kirche, mehr noch aber der in seiner einheitlichen Anlage einzigartige Friedhof um die Kirche herum haben uns hierher gelockt. Wir lauschen den Erzählungen eines alten Zeitzeugens, der schon seit vielen Jahrzehnten hier im Ort wohnt, mit eigenen Augen verfolgt hat, wie sich der Friedhof weiterentwickelt hat und trotzdem seine ganz besondere Anmutung nicht verloren hat und was in der Kirche alles an schönen und traurigen Ereignissen gefeiert wurde.
Im Anschluss an diese sehr schöne Führung gehen wir im Gasthaus Klein, einer typischen Wirtschaft, die ihr Flair über die Jahrzehnte hat erhalten können, zum Mittagessen und wandern dann zurück nach Dinkelsbühl.
Eine kleine Nachmittagspause, und dann treffen wir uns in der Gasthausbrauerei Weib’s Brauhaus. Rappelvoll und gemütlich ist’s hier, freundliches Servicepersonal kümmert sich aufmerksam um uns, allerdings sind doch einige Gerichte nicht ganz so gelungen, wie wir das erwartet hätten, und auch das Weißbier mundet den Tourteilnehmern nicht recht. Gleichwohl erfreuen wir uns am netten Ambiente.
Am späten Abend empfängt uns der Nachtwächter der Stadt und führt uns mit bestimmt sechzig, siebzig anderen Touristen durch die Gassen der Stadt. Zahlreiche Wirtschaften, Hotels und Restaurants besucht er mit uns, erzählt von deren Historie, und wir bekommen immer wieder kleine Kostproben der dort ausgeschenkten Getränke – Bier, Wein oder auch einmal etwas Hochprozentiges. Eine sehr unterhaltsame und informative Tour, die denjenigen, die noch länger hier in Dinkelsbühl verbleiben wollen, gute Tipps für die kulinarische Freizeitgestaltung gibt und somit ihren erwünschten Werbeeffekt nicht verfehlt.
Die Dunkelheit hat sich über die Stadt gelegt, und die Tourteilnehmer wandern zurück ins Hotel. Wer mochte, konnte noch eine Münze in den Automaten der Stadtbeleuchtung werfen und sich daran ergötzen, den anderen für ein paar Minuten noch strahlend helle Straßenlaternen für den Heimweg angeschaltet zu haben.
Im Nu ist es Sonntag geworden. Noch einmal genießen wir das appetitliche Frühstück im Hotel, bevor wir uns wieder in alle Himmelsrichtungen verteilen. Wenn auch das Wandern vielleicht ein bisschen zu kurz gekommen ist – es war auf alle Fälle aber eine unterhaltsame und sehr bierige Tour, und wir haben eine Stadt näher kennengelernt, an der die meisten von uns immer nur achtlos auf der Autobahn vorbeigebraust sind: Dinkelsbühl. Sehens- und besuchenswert.
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