Ernst Wachernig
Global Beer – Die süffige Braukultur

Im Sommer 2019 fand in Murau in der Steiermark die muraubiennal Global Beer. statt, eine Ausstellung zum Thema Bier und über die Geschichte des Brauens in der Region. Die ganze Stadt war in diese Ausstellung mit eingebunden und ein kilometerlanger Wanderweg führte auf schmalen Wegen kreuz und quer durch den Ort. Wer den auf dem Boden klebenden Markierungen folgte (und die erläuternden Texte sorgfältig las), lernte alles über das Bier in Murau vom Jahr 1160 bis heute.

Ergänzt wurde diese interessante Ausstellung durch zahlreiche bierige Veranstaltungen im Laufe des Sommers und durch einen sehr informativen Ausstellungskatalog mit dem Titel „Global Beer – Die süffige Braukultur“.

Der Katalog beschränkt sich nicht auf eine Wiedergabe der Ausstellungsinhalte in Katalogform, sondern bietet den Leserinnen und Lesern eine über die Ausstellung hinausgehende sorgfältig ausgewählte Sammlung von teils kritischen Texten:

Bierpapst Conrad Seidl macht den Auftakt mit dem langen Aufsatz „Im Anfang war das Korn“, in dem er die Weltgeschichte des Biers beschreibt – von den Anfängen des Brauens bei den ersten sesshaft gewordenen Siedlern vor vielen tausend Jahren bis zur heutigen Craftbier-Bewegung. Ein ausführlicher Rückblick, der auch manches überlieferte Wissen neu beleuchtet oder gar kritisch hinterfragt.

Ina Verstl, bekannte Autorin der Brauwelt, schildert „Die Entstehung der Braukonzerne“, die im frühen 21. Jahrhundert den Weltbiermarkt unter sich quasi aufteilen, vehement, aber nur begrenzt erfolgreich bekämpft von aufstrebenden Craftbrauereien, und die auch heute noch in unbeschreiblicher Arroganz gegenüber kleinen Wettbewerbern auftreten: „Nee, wir sind kein Monopolist, nur eben vorübergehend der einzige Anbieter.“

Die Journalistin Mareike Hasenbeck beleuchtet den Gegenpol: „Craft-Brauer auf dem Vormarsch“. Sie beschreibt die neue Geschmacksvielfalt, die Anfänge der Bewegung vo3 rund 30 Jahren in den USA und die aktuelle Entwicklung mit mehr und mehr Brauerei-Neugründungen in den Ländern Europas.

Natürlich darf in einem österreichischen Buch die Historie des bekanntesten österreichischen Bierstils nicht fehlen, des „Wiener Lagers“. Andreas Urban von der Schwechater Brauerei und Präsident des Bundes Österreichischer Braumeister und Brautechniker nimmt sich dieses Stils an, der eben dort, in Schwechat nämlich, seinen Ursprung hat.

Deutlich regionaler der Fokus von Ulrike Vonbank-Schedler, die „Über das Bierbrauen in und um Murau“ schreibt und sich damit ganz nahe an das Thema der muraubiennal Global Beer. heranarbeitet.

Übrig geblieben ist in Murau nur noch eine Brauerei, die Brauerei Murau. Ihr technischer Leiter, Michael Göpfart, bricht eine Lanze für das Brauen im Ort und stellt fest, dass „Respekt und auch Mut“ dazugehören, um in einer Welt voller Konkurrenz umweltverträglich und gleichzeitig qualitätsbewusst Bier zu brauen.

Wem nach all diesen eher theoretischen Inhalten nun schon richtig Lust auf ein Bier bekommen hat, dem macht der letzte Artikel im Katalog, „Definitiv unwiderstehlich“, unweigerlich Durst. Mit plastischen Worten wird hier der Biergenuss mit allen fünf Sinnen beschrieben, und bei der Lektüre ist man froh, den Katalog trotz allen Lesevergnügens nun ausgelesen zu haben – spricht nun doch endlich nichts mehr dagegen, sich dem praktischen Biergenuss zu widmen.

Der gesamte Katalog ist bilingual angelegt, so dass alle Artikel ein zweites Mal auch in englischer Sprache abgedruckt sind – sehr schön in einer sich stets weiter internationalisierenden Welt.

In der Summe ein Katalog, der auch unabhängig von der muraubiennal Global Beer. lesenswert und aus sich heraus verständlich ist.

Ernst Wachernig
Global Beer – Die süffige Braukultur
Murauer Kultur- und Stadtmarketing GmbH
Murau, 2019
ISBN -ohne-