Das Biernetzwerk steht(Retterbier)HannoverDEU

CoViD-19 Pandemie! Zwei Wochen isolierte Unterbringung im Hotel am Flughafen Hannover. Ich darf das Zimmer nicht verlassen. Ein Tablett mit den Mahlzeiten wird mir drei Mal am Tag auf einen Tisch vor der Zimmertür gestellt. Ein kurzes Klopfen signalisiert mir, einen Moment zu warten, bis die Servicekraft wieder verschwunden ist, und dann darf ich die Tür öffnen und mir das Essen auf das Zimmer holen.

Das ist ganz schön öde, und als Abwechslung bleiben eigentlich nur tagsüber das WLAN und abends das Bier. Einige Flaschen habe ich mir mitgebracht und verkoste abends allein vor mich hin.

Das bleibt in der weiten Welt der sozialen Medien nicht unbemerkt, und so wundere ich mich, als es außerhalb der Essenszeiten an der Tür klopft. Ich warte eine Minute, öffne dir Tür und … vor mir steht ein Paket. Ein Bierpaket!

Der Inhalt: Zwei Flaschen Retterbier!

ein Bierpaket mit zwei Flaschen Retterbier

Selten war der Name eines Biers so passend. Retterbier – Bier, das mich aus meiner Langeweile rettet, das mich durch den Abend rettet, das mir die gute Laune rettet.

Das Biernetzwerk steht!

Neugierig drehe ich eine der beiden Flaschen in der Hand. Den Namen hat das Bier eigentlich nicht, weil es mich retten soll, sondern weil der Verkauf dieses Biers dazu beitragen soll, das Dach der Laurentiuskirche in Nabburg zu retten, das dringend sanierungsbedürftig ist. Insofern lautet der vollständige Name des Biers auch „Laurentiuskirche – Retterbier Nr. 1“.

das Etikett zeigt das Eintauchen der glühenden Steine in die Würze

Gebraut wurde es von Stephan Kalkbrenner im Brauhaus Rosenberg, und es ist ein ganz besonderes Bier, ein Steinbier, nämlich. Wie vor hunderten von Jahren werden bei einem Steinbier während des Brauprozesses rot glühende Steine in die Würze getaucht. Das hat zwei Effekte: Erstens wird die Würze dadurch erwärmt, ja, sie kann sogar bis zum Kochen gebracht werden, und das ermöglichte es seinerzeit den Brauern, auch in Holzbottichen, die man aus naheliegenden Gründen nicht von unten direkt befeuern kann, Bier zu bereiten. Und zweitens karamellisiert der Zucker der Bierwürze an den heißen Steinen und verleiht dem Bier so einen mehr oder weniger deutlichen Karamellgeschmack, also eine ganz besondere Aromanote.

viel Information über ein einziges Bier

Ein aufwändiges Brauverfahren, aber für einen besonderen Anlass darf es auch ein besonderes Bier sein. Das Etikett informiert mich über die Details:

„Das Dach der Laurentiuskirche in Nabburg muss dringend saniert werden. Dieses Bier soll der Evangelischen Kirchengemeinde Nabburg dabei helfen. – Das Laurentiuskirchen-Retterbier ist ein handwerklich eingebrautes Bier. Seinen besonderen Charakter bekommt es durch das Eintauchen glühender Steine vor dem Kochen und der Hopfengabe. Dabei karamellisiert Zucker im Kontaktbereich. – Als die Laurentiuskirche gebaut wurde, war die Verwendung heißer Steine zum Aufheizen der Maische im hölzernen Bottich eine verbreitete Technik beim Brauen. – Stammwürze: 14°P – Alkohol: 5,7% vol – Bittere: 18 IBU – Farbe: 33 EBC“

Und wie schmeckt dieses Retterbier?

So:

Eine Farbe wie ganz heller Bernstein, fast klar, nur ein leichtes Opalisieren weist darauf hin, dass dieses Bier ungefiltert ist. Darüber steht ein üppiger, sehr kremiger, weißer Schaum, der sich lange hält und beim Trinken in großen Schlucken schöne Kolbenringe hinterlässt. Im Geruch dominieren Karamellnoten, begleitet von einem zarten Tupfer Rauch, aber nicht von der fetten, an Räucherschinken erinnernden Art eines Schlenkerla, sondern eher schlank, wie ein erkaltetes Schwedenfeuer am nächsten Morgen nach der großen Feier im Garten. Der Antrunk ist weich und rund, die Kohlensäure hält sich zurück, stattdessen deutliche Malz- und Karamellnoten, verbunden mit einer prägnanten Restsüße. Sehr vollmundig. Beim Schluck passiert dann zweierlei: Einerseits kommen wieder primär Karamellaromen und sekundär leichte Rauchnoten zum Vorschein, und zwar retronasal, und andererseits macht sich im Rachen eine feine, aber angesichts von nur 18 IBU überraschend deutliche Bittere breit, die Lust auf den nächsten Schluck macht.