Ach, manchmal ist es schön, sich vor den Bildschirm zu setzen und sich berieseln zu lassen. Nicht selber zu lesen oder gar zu schreiben, sondern sich vorlesen zu lassen. Ein Bier dazu zu genießen, oder auch zwei, und zuzuhören, wie ein Autor oder eine Autorin sein oder ihr Buch vorstellt.
Live kann das eine tolle Veranstaltung sein, wie Lesungen seinerzeit in der Berliner Beer Academy mit Jürgen Roth oder mit Sylvia Kopp und Koyka Stoyanova gezeigt haben. Man hört den Autoren zu, interagiert mit ihnen, und im besten Fall trinkt man nach der Lesung mit ihnen noch ein Abschlussbier. Und dann noch ein letztes Abschlussbier. Dann noch ein allerletztes. Und vielleicht noch eins auf den Weg.
Interaktion? Unter Corona-Bedingungen schwierig. Aber Lesungen? Gerne. Dann halt unidirektional.
Online-Lesung mit Andreas Schröfl
Andreas Schröfl, der bereits eine Reihe von Bierkrimis veröffentlicht hat, hat sich zu so einer virtuellen Lesung entschlossen und präsentiert uns heute, am 8. Januar 2021, sein Buch „Brauerehre“.
zum Auftakt eine Aufzeichnung mit zahlreichen Wortspielen
Pünktlich um 19:00 Uhr beginnt der Stream bei Youtube, der auch nachträglich noch angeschaut werden kann. Mit einem Gewitter von Wortspielen als Vorspann stimmt Andreas Schröfl mit einer Aufzeichnung einer vorherigen Lesung die Zuhörer ein. Eine kurze Geschichte, im Dialekt so verfremdet, dass ‘zig Brauereinamen so in den Text eingefügt werden, als seien sie Dialektausdrücke – und die Ohren und Gehirne der Zuhörer passen sie auch in der Tat nahtlos in die Erzählung ein. Leider leidet dieser humorige Teil ein bisschen unter Rückkopplungen und Echos – da hat wohl die Synchronisierung nicht ganz geklappt.
zu Beginn hatten wir Rückkopplungen nicht nur akustisch, sondern auch optisch
Nach diesem Spaß zum Auftakt dann aber die eigentliche Lesung, und bald schon sind auch die technischen Probleme Vergangenheit.
Die Lesung ist kurzweilig. Natürlich liest der Autor nur kurze Ausschnitte – der ganze Krimi wäre in zwei Stunden ja gar nicht zu schaffen. Aber er reißt gleichwohl mit. Er liest im Dialekt, ständig die Perspektive zwischen den Protagonisten im Buch wechselnd, mit unterschiedlicher Stimme, wechselndem Akzent. Mal liest er, dann wieder erläutert er, wie und warum er etwas geschrieben hat oder erzählt eine Anekdote aus dem Umfeld des Buchs. Dann wieder versucht er, beim Lesen den Text in Echtzeit an die Neuzeit anzupassen (das Buch ist schon vor einigen Jahren erschienen) – man muss als Zuhörer höllisch aufpassen, nicht die Übersicht zu verlieren. Ein großer Spaß.
Andreas Schröfl
Am Ende folgen noch eine Art „Zugaben“, ein paar Seiten aus dem Buch „Pfaffensud“, das im April erscheinen wird, und auch ein paar Absätze aus dem „Weißbier Requiem“.
„Brauerehre“ ist nur einer von mehreren Krimis des Autors
Mir hat’s gefallen, und auch, wenn es jetzt wie Reklame klingt: Bei Gelegenheit werde ich mir die Bücher sicher mal zulegen. Leichte Lektüre, ohne viel Tiefgang, mit Bierbezug, unterhaltsam, zum Lesen mal nebenbei. Vielleicht auf einer langen Zugfahrt oder Flugreise – wenn es so etwas in naher Zukunft mal wieder gibt.
Andreas Schröfl
Brauerehre
Gmeiner Verlag
Meßkirch, 2015
ISBN 978-3-8392-1754-2
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