Haus- und Hobbybrauertage 2008
Langensendelbach

Die Haus- und Hobbybrauertage im Frankenland
oder
Petrus hatte ein Einsehen

Mit großem Aufwand hatte der Verein zur Förderung der Fränkischen Braukultur e.V. (VFFB), allen voran die Hausbrauer vom Vierbräu und aus Junkersdorf, in diesem Jahr die Haus- und Hobbybrauertage (HHBT) vorbereitet, und dann drohte die Wettervorhersage mit Dauerregen in Franken …

Das ganze Dorf Langensendelbach schien trotzdem am 3. Oktober 2008 fest in der Hand von Hausbrauern zu sein, als wir aus dem Westerwald anreisten. Im Gasthof Zametzer standen buchstäblich Heerscharen vor dem Meldekopf, an der Theke und im Schankraum; gegenüber auf dem Parkplatz und in den Garagen des Gasthofs fand der Hausbrauermarkt statt; und wenige Meter weiter in einer Scheune war die Vereinigung des Haus- und Hobbybrauer in Deutschland e.V., die VHD, präsent. Vor der Scheune dichte Rauchschwaden vom Fasspichen, und überall eine fröhliche, wuselige Stimmung.

der Stand der VHD

Doch gemach, bringen wir ein wenig Struktur in die Berichterstattung:

Bereits am Vortag, dem 2. Oktober, waren die ersten Hausbrauer aus ganz Deutschland angereist und hatten sich im Ort im Gasthof Zametzer einquartiert. Nach ein paar ersten interessanten Gesprächen (und leckeren Bieren) traf man sich am nächsten Morgen zu einer Brauereiwanderung in Aufseß. Es war zwar frisch, aber trocken und größtenteils sonnig, so dass sich wesentlich mehr als die ursprünglich geplanten 25 Wanderer einfanden. Ich selbst war nicht dabei, aber die, die mitgelaufen waren, waren hochzufrieden – einige sogar so sehr, dass sie in der letzten Station, der Brauerei Rothenbach, noch ein wenig hängen blieben und beinahe versackt wären.

der Löschzug der Mälzerei Weyermann

In Langensendelbach begann derweil gegen Mittag des 3. Oktober der Hausbrauermarkt, und gleichzeitig kamen aus allen Himmelsrichtungen die noch fehlenden Teilnehmer an. Wie jedes Jahr war die Mälzerei Weyermann mit ihrem Löschzug angereist, schenkte leckeres Bier aus und verkaufte alle nur denkbaren Sorten Spezialmalz. In den Garagen nebenan wurden Brauanlagen und sonstiges Zubehör präsentiert – die Brau-Eule, der Speidel-Braumeister und die Wengert-Mini waren nur einige der Anlagen, die hier zu sehen waren. Die Hausbrauer Nassauer Land präsentierten ihre Braugruppe mit Fotoalben und Faltblättern, Braupartner Klaus Kling hatte seinen Stand aufgebaut, der Bierbuch-Fachverlag Hans Carl war präsent, und zahlreiche weitere, kleinere und größere Stände zogen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich.

Da dieses Gelände viel zu klein für alle war, hatte ein weiterer Teil von uns nur hundert Meter weiter in einer alten Scheune Platz gefunden. Hier stand der offizielle Stand der VHD, Kurt Maria Adler vom Junkersdorfer Kommunbrauhaus schenkte Bier vom VHD-Sud aus, das wir Nassauer zusammen mit den Junkersdorfern vor fünf Wochen gebraut hatten, Egon Meister aus Thüringen zeigte, wie Fässer gepicht werden – und spätestens jetzt wurde klar, dass für jeden irgendetwas Interessantes dabei war.

der Stand der Hausbrauer Nassauer Land

Gegen 17:00 Uhr begann im Gasthof Zametzer, parallel zum weiter laufenden Hausbrauermarkt, das Verkosterseminar, und nachdem wir uns hier intensiv in den Biersorten hatten schulen lassen, die am Sonnabend verkostet werden sollten, gab es auch schon eine deftige Brotzeit. Eine ordentliche Grundlage für die dann folgende Jahreshauptversammlung.

Die üblichen Berichterstattungen über die Kassenlage, die Medienpolitik des Vereins, die weiteren geplanten Haus- und Hobbybrauertage in den kommenden Jahren – rasch und unaufgeregt wurden die Programmpunkte abgearbeitet. Anschließend konnten wir noch lange gemütlich beieinander sitzen – aber angesichts des umfangreichen Verkostungsprogramms morgen zogen es die meisten doch vor, rechtzeitig zu Bett zu gehen.

Der zweite Tag, der Sonnabend, sah traditionsgemäß ein schönes Ausflugsprogramm vor. Während also die Masse der Teilnehmer der HHBT mit Reisebussen in Richtung Erlangen aufbrach, hatten die Verkoster vor ihrem Ausflug noch ihre Pflicht zu erfüllen. Erstmals gab es in diesem Jahr eine Vorverkostung, an der nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ teilgenommen haben, also die, die eigentlich jedes Jahr beim Verkosten dabei sind, sondern auch alle, die überhaupt ein Bier eingereicht haben. Auch wenn sie noch über keinerlei Erfahrung mit dem Verkosten verfügten. Ich selbst saß in der Gruppe für Weizenbock und erfreute mich an ein paar wirklich interessanten Bieren, aber auch von den Nachbartischen, die Helles und Fränkisches Kellerbier verkosteten, hörte man viel Positives.

Vorverkostung

Mit anderthalb Stunden „Verspätung“ brachen nun auch wir Verkoster zu unserer Bustour auf. Zunächst ging es zur Mälzerei Klostermalz Wirth GmbH in Frauenaurach, wo wir mit viel Liebe zum Detail und mitreißender Begeisterung in die Geheimnisse des Mälzens eingeweiht wurden und anschließend bei Brezeln und einem Fass Festbier von der Vierbräu ausführlich fachsimpeln konnten.

in der Mälzerei Klostermalz Wirth

Die nächste Station war dann die Steinbach Bräu in Erlangen, ein kleiner Betrieb, der in seiner Frühgeschichte als Mälzerei mit Brauerei betrieben worden war, dann aus betriebswirtschaftlichen Gründen Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Brauerei verzichtete, im Jahr 1995 nach vielen Jahrzehnten als „Nur-Mälzerei“ aber doch wieder begann, das eigene Malz zu wesentlichen Teilen selbst zu verbrauen. Die jetzige, seit 13 Jahren bestehende Gasthausbrauerei mit 20-hl-Sudwerk braut ganzjährig ein Helles, das so genannte „Storchenbier“, und daneben in stetem Wechsel immer ein anderes Sonderbier – heute konnten wir das aus Whiskymalz gebraute und leicht rauchige „Scotty“ verkosten und hatten die einmalige Chance, vom jungen Weizenbock, der erst in drei Wochen in den Verkauf kommen soll, eine winzige Probe aus dem Lagertank zu zwickeln.

Besuch in der Steinbach Bräu

Obwohl wir mit einer wirklich großen Gruppe hier eingefallen waren, klappte die Bewirtung mit den leckeren Bieren und dem genauso guten Essen absolut hervorragend, und der Juniorchef der Brauerei ließ es sich nicht nehmen, uns auch noch durch das Brauereimuseum zu führen. Ein toller Programmpunkt, aber leider mahnte uns der Terminkalender zum Aufbruch – schließlich stand ja noch der zweite Teil der Verkostung auf dem Programm.

Erneut setzten wir uns zur Verkostung zusammen, und im Unterschied zu heute früh, wo jedes Bier intensiv diskutiert wurde, kam es nun darauf an, individuell und konzentriert die verschiedenen eingereichten Proben zu bewerten. Schweigen erfüllte den Raum. Diesmal in die Gruppe „Fränkisches Kellerbier“ eingeteilt, konnte ich feststellen, dass es doch einen breiten Ermessens- und Interpretationsspielraum für diese Biersorte gibt – es war interessant, zu sehen, zu riechen und zu schmecken, was es alles für hausgebraute Kellerbiere gibt.

Verkostung

Nach der Verkostung war Pause angesagt – und sie war auch dringend nötig, bevor um halb acht der Hausbrauerabend begann. Ein gewaltiges kalt-warmes Büffet war vom Gasthof Zametzer aufgebaut worden, dazu floss Selbstgebrautes in Strömen. Die Siegerehrung der Verkostung geriet denn auch zu einer feucht-fröhlichen Feier, und schön war es, zu sehen, wie alte VHD-Hasen wie Thomas Lill sich genauso wie gerade erst in den Verein eingetretene Neumitglieder wie Rolf Benkel über den Sieg in ihrer Kategorie freuen konnten.

Hausbrauerabend

Bis spät in den Abend hinein dauerte die Feier, aber trotzdem waren am Sonntag morgen alle wieder fit, als uns in einer Reihe interessanter Vorträge die fränkische Braukultur näher gebracht wurde. Die Geschichte des Kommunbrauwesens in Franken und Thüringen, die Entwicklung des Brauwesens in Erlangen sowie die Erfahrungen mit dem Kauf und der Renovierung des fast verfallenen Kommunbrauhauses in Junkersdorf waren die Hauptthemen, und bei schönen Bilderserien, lebendigen Schilderungen und lebhaften Diskussionen verging die Zeit wie im Flug.

Vortragsrunde am Sonntagvormittag

12:00 Uhr mittags, und das Ende der Haus- und Hobbybrauertage 2008 wurde eingeläutet. Petrus hatte doch ein Einsehen gehabt und auf die Wettervorhersage gepfiffen. Abgesehen von einem winzig kleinen Schauer war das Wetter hervorragend gewesen, und so war das Fazit einfach:

Es war mal wieder eine tolle Veranstaltung, hervorragend organisiert vom VFFB, mit einem interessanten und nahrhaften Programm. Und es war wohl niemand heute Mittag dabei, der sich nicht schon auf die nächsten HHBT freute – also: Auf Wiedersehen 2009 in Bamberg!

Bilder

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