Nachtrag 9. März 2024: „Wo kriegen wir denn jetzt noch etwas Gutes zu Essen“, lautet die Frage nach einem netten und bierseligen Nachmittag im Craft Beer Kontor. Der Street Food Truck, vulgo Imbisswagen, bietet Burger, aber auf die haben wir heute keine allzu große Lust.
„Wie wäre es mit Meiers Lebenslust? Da waren wir schon ewig nicht mehr …“ Der Vorschlag kommt gut an, und nur wenige Minuten und ein paar hundert Meter Fußweg später stehen wir im Schankraum der Gasthausbrauerei.
Die Speisekarte gibt sich unverändert regional rustikal, und so fällt mir die Entscheidung leicht: Bratkartoffeln mit Sülze gehen immer. Deftig und gut! Dazu ein kleines Testbrett mit den vier hier angebotenen Biersorten.
Lustig sieht es aus, als das Testbrett serviert wird: Es sind nämlich fünf Gläser, und das erste enthält statt eines Biers einen Bierbeißer, eine deftige Wurst als Begleiter zum Bier. Nett!
ein sehr originelles Testbrett
Weniger nett dann, als sich herausstellt, dass die Atmosphäre heute Abend zwar sehr einladend ist, das Essen vorzüglich schmeckt und die Jungs und Mädels im Service allerbester Laune sind und uns von vorne bis hinten pampern, die Biere aber alle vier nicht begeistern. Sarkastisch heißt es am Tisch. „Das Beste am Probierbrett ist das Glas Nummer 1!“ Das mit der Wurst, also …
- Emils Helles (4,8%)
- Willis Dunkles (5,2%)
- Schwarzbier (5,4%
- Whit Bier (5,2%)
Irgendwie schade – immerhin sollte doch in einer Gasthaus- oder Kleinbrauerei immer das Bier das echte Aushängeschild sein …
Meiers Lebenslust
Nachtrag 27. Juli 2021: Fast genau neun Jahre sind vergangen – endlich einmal wieder ein Besuch in Meiers Lebenslust am Ägidientorplatz.
Bei zunächst wunderbarem Wetter sitzen wir draußen an der Straße und lassen uns die ersten Biere schmecken, aber noch bevor nach dem Essen das Geschirr abgeräumt wird, bricht das Gewitter los. Blitzschnell flüchten wir nach drinnen und werden nach Leibeskräften von den freundlichen Bedienungen unterstützt, einen neuen Platz zu finden, unsere Siebensachen vor dem Regen zu retten und schließlich doch wieder ganz gemütlich und mit Blick auf die Sudkessel sitzen zu können.
Entspannt genießen wir die Biere Nummer 3 und 4 und resümieren schon mal, was die Küche anbelangt: Geschmacklich vorzüglich. Deftig und kräftig, aber sehr gut zubereitet. Der einzige „Kritikpunkt“: Die Portionen sind fast schon zu groß … Die Bedienung grinst, als wir ihr das erzählen. Sie hört es vermutlich nicht zum ersten Mal.
Und die Biere?
Nun, heute war, auch wegen eines gemeinsamen Verkostens mit einem guten Freund, viel Muße für detaillierte Verkostungsnotizen.
Verkostungsnotizen
Meiers Hannover Helles (4,8%)
Das Bier ist hellgelb und hat eine leichte, gleichmäßige Trübe sowie einen weißen Schaum, der nicht übermäßig lange hält, weil er zu schnell großblasig wird und dann zerfällt. Der Geruch ist würzig-kräuterig, etwas malzig. Ein weicher Antrunk, eine schöne Vollmundigkeit mit tendenziell eher malzigem Charakter und ein unauffälliges, aber rundes Finish machen dieses Bier gut durchtrinkbar.
Meiers Hannover Dunkles (5,2%)
Das Bier hat eine kräftige braune Farbe, ist nur leicht trüb und trägt einen leicht beigefarbenen, kremigen Schaum. Die Nase erschnuppert leichte Röstnoten und eine feine Säure. Der Antrunk ist kernig, auf der Zunge spüre ich eine für ein Dunkles ungewöhnlich starke Bittere, einen leicht röstigen Malzcharakter und erneut eine dezente Säure. Der Abgang ist rund, weich und kurz.
Meiers Hannover Saison: Hannover-Stolz (5,2%)
Die hellbraune Farbe paart sich mit einer leichten Trübung; darüber steht eine dünne, leicht beigefarbene Schaumschicht. Intensive Karamellaromen dominieren den Duft. Der Antrunk ist weich und süßlich. Das Bier ist vollmundig, sehr süßlich, und schon direkt beim Schluck kommen die karamelligen Aromen retronasal wieder deutlich hervor. Durch Süße und Karamell wirkt das Bier rasch sättigend.
Meiers Hannover Craft Beer: Polaris (4,8%)
Das kupferfarbene und nur leicht opake Bier wird im Probierglas serviert, in dem sich der weiße Schaum schön aufbaut. Der Geruch wird von ätherischen Ölen des Polaris-Hopfens dominiert, aber wir glauben, auch einen Hauch Buttersäure zu spüren. Der Antrunk ist kernig und bitter; vom Polaris-Hopfen ist wohl reichlich genommen worden. Trocken und bitter bleibt es auch auf der Zunge und im langen Abgang, fast schon ist das Bier zu nachhängend. Die ätherischen Aromen sind insbesondere retronasal sehr intensiv und dominierend – etwas mehr Zurückhaltung wäre hier gut gewesen.
Meiers Lebenslust
Die Gasthausbrauerei Meiers Lebenslust firmiert unter diesem originellen Namen seit Juni 2012. Die Eigentümer Christine Nardien und Ralph Klemke wollen zeitgemäße deutsche Küche mit regionalen und saisonalen Schwerpunkten und das Brauen von eigenem Bier kombinieren und in der Region rund um den Ägidientorplatz eine zentrale Anlaufstelle für gutes Essen und gutes Bier werden.
Mitten im Erdgeschoss dominiert das Kaspar-Schulz-Sudwerk den Raum – kupfern-glänzend und mächtig steht es da und macht sofort deutlich: Hier wird gebraut. Hat man Glück und erlebt das Brauen live, dann riecht man es auch: Unaufdringlich, aber eindeutig ziehen die Düfte der Maische und des Hopfens durch den Saal.
das Kaspar-Schulz-Sudwerk
Neben zwei Standard-Bieren (Hell und Dunkel) sollen immer mal wieder saisonale Spezialitäten an den Zapfhahn kommen, so während der Fußballeuropameisterschaft 2012 ein kräftig-malziges Victory-Piwo, und wenige Wochen später ein belgisches Pale Ale. Kombiniert werden diese Angebote mit Thementagen – so wurde das belgische Pale Ale beispielsweise nach der Rezeptur einer bekannten polnischen Hausbrauerin eingebraut und dieser Brautag mit einem großen Büffet und mit Livemusik umrahmt.
heute wird gebraut
Mit Stand 22. Juli 2012 machte Meiers Lebenslust einen guten Eindruck. Freundliches Personal, gutes Essen und angenehme Atmosphäre. Warum allerdings eine Gasthausbrauerei auch einen festen Liefervertrag mit einer kommerziellen regionalen Brauerei hat, erschließt sich mir nicht. Ist der Hannoveraner so wenig offen, dass er selbst in einer Gasthausbrauerei nicht auf sein Fernsehbier verzichten mag?
Meiers Lebenslust ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Brauerei gut zu erreichen (Haltestelle Aegidientorplatz); Parkhäuser gibt es in fußläufiger Entfernung.
Meiers Lebenslust Restauration und Hausbrauerei
Osterstraße 64
30 159 Hannover
Niedersachsen
Deutschland
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