Es ist Hamburg Beer Week. Ein vollgepacktes Programm – nicht ganz für eine Woche, aber doch für ein sehr verlängertes Wochenende. Da bedarf es einer sorgfältigen Zeitplanung, selbst wenn man nur einen Teil des Angebots wahrnehmen möchte. Also: Pünktlich sein!
Und das bin ich. Am 26. August 2021 stehe ich um 15:59 Uhr in Alsterdorf an der angegebenen Adresse der circle8brewery. Vor verschlossenen Türen.
Für einen Moment durchzuckt mich ein Schreck. Habe ich den falschen Tag erwischt?
Eine Minute später, genau um 16:00 Uhr, geht das Tor auf. Ich bin erleichtert. „Zu früh ist auch unpünktlich“, stelle ich fest und freue mich, dass ich heute der erste Gast bin.
noch ist der Innenhof menschenleer
Vor mir der menschenleere Innenhof, voll mit Biertischgarnituren, die auf die Gäste warten. Die Sonne scheint, die letzten Wiesenblumen des Sommers blühen auf dem schmalen Grünstreifen vor der weiß gekalkten Backsteinmauer um die Wette und versuchen, dem Hof etwas Gemütlichkeit zu verleihen. Schnell ein Dokumentationsfoto, und dann geht’s ab zur Theke, wo Nikhil schon wartet.
Seit 2015 betreibt Nikhil Jani die circle8brewery (oder auch Circle 8 Brewery, je nachdem, wo man nachschaut). Nach einigen Jahren des Hausbrauens hat er in Alsterdorf begonnen, sein Bier kommerziell herzustellen. Erst in kleinem Maßstab, dann in immer größeren Mengen. Flaschenabfüllung, Taproom, feste Öffnungszeiten – es wurde immer professioneller. Was sich aber nie geändert hat: Die Originalität und Kreativität seiner Biere.
Deckel #2
So gehe ich erwartungsvoll in Richtung Theke und stelle fest: Mittlerweile habe ich meine Pole Position eingebüßt. Während ich draußen fotografiert habe, hat sich ein zweiter Gast hinter mir in den Taproom geschlichen und sich den Deckel #1 gesichert. Ich bekomme also „nur“ noch die laufende Nummer 2. Aber immerhin.
Nikhil zapft mir ein kleines Glas High Rice Maltitude, ein leichtes Bier mit gerade mal 4,2% Alkohol. Helle Farbe, eine geringe Trübe, nur wenig Schaum. Im einfachen Willibecher macht das optisch nicht so fürchterlich viel her. Aber dafür ist es frisch, spritzig, ganz leicht säuerlich und somit für den Auftakt eines hoffentlich noch langen und abwechslungsreichen Tags ein guter Auftakt. Auf alle Fälle passt es zur Nachmittagssonne, die ich nun im Biergärtchen genieße.
High Rice Maltitude
Rasch füllen sich nun die Bierbänke; die Besucher der Hamburg Beer Week trudeln ein, aber auch der eine oder andere Stammgast aus der Nachbarschaft. Man sieht’s an der Art der Begrüßung. Die Stammgäste bekommen, ohne groß zu bestellen, das, was sie immer nehmen: Ein großes Glas ihres Lieblingsbier oder – je nachdem – eines mit der gerade neuesten Kreation. Denn auch Stammgäste genießen die Abwechslung. Die Beer Week Besucher hingegen fragen, diskutieren, fachsimpeln, brauchen drei Mal so lang, um zu bestellen, und bitten immer um kleine Probiergläser.
Auch ich möchte wenigstens noch ein weiteres Bier verkosten, bevor ich mich auf den Weg zu den anderen Stationen der Beer Week mache, und bestelle mir das Früchtchen, ein 4,3%iges Weizen mit Zitrusaromen, Grapefruit und etwas Pfirsich. Dazu eine leichte Säure. Ebenfalls ein schönes und erfrischendes Sommerbier – und mit seiner leuchtenden Farbe, die durch die starke und gleichmäßige Trübung und den dichten, weißen Schaum in der Sonne schön zur Geltung kommt, optisch ansprechender als das erste Bier. Sehr fein.
Früchtchen
Ebenfalls sehr schön: Dass es so viele Besucher der Beer Week gibt, die tatsächlich bis Alsterdorf rausfahren. Während viele Programmpunkte in fußläufiger Entfernung voneinander liegen, ist die circle8brewery ein wenig weiter weg – ein paar Stationen mit der U-Bahn sind schon notwendig.
Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Ein schöner Auftakt!
im Taproom
Die circle8brewery hat ihren Taproom mittwochs bis freitags von 16:00 bis 20:00 Uhr geöffnet; an allen anderen Tagen ist zu. Am besten nimmt man die U1, fährt bis zur Station Alsterdorf und läuft dann noch etwa 250 Meter weit.
circle8brewery
Alsterdorfer Straße 267
22 297 Hamburg
Hamburg
Deutschland
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