Heute Nachmittag Meet the Brewer mit Peter Baader von der Zwiefalter Klosterbräu, und nach einer kurzen Pause nun eine Bierkrimilesung mit Thomas Lang mit Livemusik und Verkostung – es ist ganz schön was los beim Getränke Heck in Korntal-Münchingen. Und morgen folgt noch ein Biererlebnisabend (an dem ich leider nicht teilnehmen kann) mit angeleiteter Bierverkostung und guten regionalen Spezialitäten dazu. Frank Di Marco, Biersommelier und Eigner des Getränkemarkts, hat sich viel einfallen lassen für das Wochenende.
Thomas Putze
In der kurzen Pause seit Peter Baaders Besuch hat Frank im Getränkemarkt umgeräumt. Bierbänke wurden aufgestellt, eine kleine Verkostungstheke an das Ende des Verkaufsraums gestellt, und daneben sitzt Thomas Putze, Bildhauer, Aktionskünstler und Bluesgitarrist. Tiefenentspannt klimpert er auf seiner Gitarre, und die ersten Gäste nehmen schon mal Platz.
Nach sorgfältiger Kontrolle von Impf- und Teststatus dürfen wir für die Verkostung recht unkompliziert und auch ohne Maske Platz nehmen und harren gespannt der Dinge, die da kommen werden.
Frank Di Marco
Pünktlich um 19:30 Uhr eröffnet Frank den Abend und stellt den etwa zwei Dutzend Gästen die beiden Hauptakteure vor. Thomas Lang, hauptberuflich Jurist, hat mittlerweile schon seinen vierten Schräggastrokrimi veröffentlicht: Goldberg und der unsichtbare Feind. In allen vier Bänden taumelt sein Protagonist Minkin von einem Abenteuer ins nächste, immer im bierigen Milieu ermittelnd. Skurrilität, Bier und abenteuerliche Wendungen sind Markenzeichen von Thomas‘ Romanen. Thomas Putze, einfach nur kurz Putze genannt (und damit auch die Verwechslungsgefahr zwischen den beiden Thomasen vermieden), ist Bildhauer, aber auch Aktionskünstler, der es mit beeindruckenden und manchmal waghalsigen Aktionen zu Bekanntheit gebracht hat. Nebenher spielt und singt er aber auch und hat heute seine Gitarre nebst Verstärker und Lautsprechern mitgebracht.
Geplant sei es wie folgt, erklärt Frank: Thomas wird ein Stück aus seinem neuesten Krimi lesen, dann spielt Putze ein dazu passendes Stück, und schließlich gibt es ein ebenfalls zu dem Ausschnitt aus dem Krimi passendes Bier. „Und eine Kleinigkeit zu Essen gibt es später noch, denn zu viel Bier auf nüchternen Magen ist auch nicht gut“, fügt er noch hinzu.
Thomas Lang
Los geht’s: Putze greift in die Saiten, singt, und dann beginnt Thomas mit der Lesung. Kurze, stakkatohafte Sätze, kernige, direkte Dialoge und eine dynamische Präsentation lassen uns teilhaben an der Szene, in der Minkin seinen Ermittlungsauftrag bekommt. Belgisches Bier, Kirschbier, spielt dabei eine große Rolle, und so bekommen wir als erstes das Boon Kriek der Brouwerij Boon ausgeschenkt.
Tiefrot funkelt es im Glas, überzeugt mit intensiven Kirscharomen und einem für diese Geschmacksintensität überraschend niedrigen Alkoholgehalt. „Damenbier“ soll man ja eigentlich nicht sagen, denn es gibt viele biertrinkende Frauen, die auch extrem stark gehopfte Biere goutieren, aber trotzdem ist die Reaktion unter den Gästen eindeutig: Die meisten Frauen quieken begeistert, während die meisten Männer sich eher sachlich zurückhaltend auf ein „Hm, interessant!“ beschränken und das Kirschbier als zwar gut trinkbar aber nicht unbedingt als großen Schritt hin zum Heiligen Gral der Braukunst ansehen.
Brouwerij Boon – Kriek Boon
Zwischenspiel Putze, und weiter geht’s mit dem Krimi. Es kommt eine Szene, in der es um Halblitergläser geht, um Bier, das man gut in sich hineinschütten kann, und Frank greift den Faden auf. Das 1521 – Fuffzehnoisazwanzg der Zwiefalter Klosterbräu ist so ein Bier. Ein großes Glas, eine hohe Durchtrinkbarkeit (Frank erwähnt mich und meinen Kampf für diese Wortschöpfung, die so viel treffender als Süffigkeit ist), aber trotzdem ein ausgeprägter und angenehmer Geschmack. Goldgelb, herrlicher Schaum, feines Malzaroma, eine dezente Hopfung – das Bier ist wirklich vorzüglich, auch wenn es aus der Flasche gegenüber dem heute Nachmittag schon verkosteten Fassbier ein kleines bisschen abfällt. Ein kleiner Unterschied ist deutlich.
Zwiefalter Klosterbräu – 1521 – Fuffzehnoisazwanzg
Die Stimmung unter den Gästen wird lässiger und fröhlicher. Putze reißt uns mit, die ersten fangen an, mitzuklatschen oder den Refrain mitzusingen. Oder besser mitzubrummen.
In Thomas‘ Roman geht es mittlerweile um Klosterbiere. Biere, wie sie besonders, aber nicht nur, in Belgien gebraut werden. Kräftige Biere, meistens in Richtung Bock oder Doppelbock gehend, und Frank stellt uns den dunklen Doppelbock der Klosterbrauerei Andechs vor. Dunkelbraun, schöner Schaum, und vom Geruch über den Geschmack bis zum Abgang nach dem Schluck eine beeindruckende, kräftige Malzbombe mit einem komplexen Aromaspektrum. Ein Bier, um es in winzigen Schlucken zu genießen. Was sich auch aufgrund seines hohen Alkoholgehalts empfiehlt.
Kloster Andechs – Doppelbock Dunkel
Bevor wir zu übermütig werden, holt uns Putze in die musikalische Realität zurück. Faszinierend, wie es ihm mit wenigen Akkorden gelingt, das Publikum vom Bier wieder zur Musik zu ziehen. Macht Spaß!
Passend zu einer Szene im Roman, in der Minkin von der Dame seines Herzens seine geliebten Hörnchen der Bäckerei Trölsch mitgebracht bekommt (und beide, Herzensdame wie Hörnchen, wegen einer peinlichen Wendung auch gleich wieder verliert), servieren uns Frank und seine Frau Claudia nun eben diese Hörnchen als kleinen Snack zwischendurch. Original vom Trölsch. Fein, den zu großen Teilen im Stuttgarter Milieu spielenden Krimi so noch „echter“ erleben zu können.
Während wir schmausten, ist Minkin in Thomas‘ Lesung inzwischen (ohne die Hörnchen) nach Rochefort in Belgien gereist, steht vor dem dortigen erhabenen Trappistenkloster Abbaye Notre-Dame de Saint-Rémy, und Putze untermalt das mit einem bluesigen Hallelujah!
Trappistes Rochefort – 8
Dann wieder Frank, der das braune Dubbel, von der Trappistenbrauerei in Rochefort kurz mit „8“ bezeichnet, vorstellt. Was sind Trappistenbiere? Was ist ein Dubbel? Und was macht ausgerechnet das 8 aus Rochefort zu etwas Besonderem?
Während Frank erzählt, verkosten wir schon mal. Dunkelbraun, mit karamelligen Aromen, einem vollen Malzcharakter, aber auch einer charakteristischen Bittere, die sich mit ein paar Schokoladen- und Kakao-Aromen paart. Und viel, viel Alkohol. Gut, dass es vorher die Hörnchen gegeben hat …
Putze!
Putze holt noch einmal das letzte aus sich und seiner Gitarre heraus, und dann ist es an Frank, den Abend gegen heftigen Widerstand aus dem Publikum zu beenden. Manch einer mag nicht glauben, dass wirklich schon mehr als zwei Stunden vergangen sein sollen. Viel zu schnell verflog die Zeit.
Natürlich gibt es noch Gelegenheit zu einem Schnack mit Thomas, Frank und Putze. Natürlich kann man sich die Bücher direkt vor Ort kaufen und von Thomas signieren lassen. Und genauso natürlich bleibe ich meiner Chronistenrolle treu und verbleibe bis ganz zum Schluss.
Maisel & Friends – Hoppy Hell
Gemeinsam räumen Frank, Claudia und ich die Bierbänke weg und gönnen uns noch ein letztes Bier zum Abschluss eines tollen Abends: Hoppy Hell von Maisel & Friends. Nicht zu stark, schön in der Tradition eines gut durchtrinkbaren Hellen, aber kräftig und ausdrucksstark gehopft.
Ein guter Abschluss!
Krimilesung mit Bierverkostung
Getränke Heck GmbH
Goethestraße 35
70 825 Korntal-Münchingen
Baden-Württemberg
Deutschland
Hinterlasse jetzt einen Kommentar