Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Frau H. drückt mir mit gönnerhaftem Blick eine Einkaufstüte in die Hand. „Sie erinnern sich noch?“
Öh, ich muss passen. Worauf spielt sie denn jetzt wieder an?
Ihr Mann, Herr H., fixiert mich. „Na, wissen Sie denn gar nicht mehr?“
Ich stehe auf dem Schlauch.
„Das Paket von meinem Schwiegervater“, ergänzt Herr H., und ganz langsam fällt bei mir der Groschen: „Sie meinen das Probierpaket von CREW Republic?“
„Genau“, zieht Frau H. den Gesprächsfaden wieder an sich. „Sie haben mit großen Augen mit da reingekuckt. Fast schon neidisch! Und da haben wir beschlossen, dass wir Ihnen auch was davon abgeben!“
Verlegen kucke ich die beiden an. Neidisch gekuckt? War das wirklich so schlimm? Ich war eigentlich nur neugierig. Oder doch nicht nur?
Ach, egal! Jetzt habe ich jedenfalls zweimal zwei Flaschen spannender CREW-Republic-Biere, und da freue ich mich natürlich auf eine Verkostung. Und dass das Ehepaar H. in den nächsten Tagen dafür eine passende Kompensation bekommen wird, ist doch klar. Es heißt ja nicht umsonst Tauschhandel …
Verkostungsnotizen
Crew Republic – Roundhouse Kick – Imperial Stout (9,2%)
Das Bier wirkt fast schwarz, nur gegen eine helle Lichtquelle ist ein leichter Rubinschimmer zu erkennen. Ob es trüb oder klar ist? Nicht zu erkennen … Der kräftig beigefarbene Schaum ist recht üppig und hält sehr lang. Der Geruch ist komplex. Ein paar röstige Aromen rieche ich, schwarze Bitterschokolade, aber auch feine Rum-, Rotwein- und Rosinenaromen. Hintendran noch Kakao und Mokka. Der Antrunk ist sämig und weich; ganz sanft fließt das Bier über die Lippen. Auf der Zunge tritt das Bier mächtig auf. Ein gewaltiger Malzkörper verbreitet ebenso gewaltige Süße, die mühsam von einer gleichberechtigt Röst- und Hopfenbittere im Zaum gehalten wird und nur deshalb nicht klebrig und pappig wirkt. Retronasal sind die Röstmalz-Aromen dominanter als die Frucht- und Weinaromen. Ein bisschen Alkohol steigt ebenfalls in die Nase. Nach dem Schluck ist anhand einer leichten alkoholischen Wärme spürbar, welchen Weg das Bier die Speiseröhre entlang nimmt. Eine etwas klebrige Restsüße bleibt noch lange am Gaumen und im Rachen hängen. Geschmacklich zwar angenehm, aber doch so klebrig, dass gegen Ende der 0,33-l-Flasche der Wunsch nach einem Glas Wasser oder einem simplen Spülbier aufkommt.
Crew Republic – Rest in Peace – Barley Wine (10,1%)
Das Glas scheint förmlich zu leuchten und zu schimmern. Die Farbe ist ein ins Rötliche changierendes, dunkles Bernsteinbraun; das Bier ist blank. Der durchaus reichliche Schaum ist hellbeigefarben und sehr lange haltbar; beim Trinken hinterlässt er schöne und gleichmäßige Ränder. Der Duft ist intensiv malzig – die Malznoten springen mich beim Schnuppern geradezu an. Ergänzt werden sie durch Waldhonig und ein paar harzige, terpenartige Noten. Der Antrunk ist sämig und voll, auf der Zunge macht sich eine intensive Malzsüße breit, die aber sofort von einer kernigen Bittere ausgeglichen wird, bevor sie zu klebrig intensiv wird. Winzige Schlucke genügen, um den Eindruck zu wecken, alle Geschmacksknospen an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen, so intensiv sind die ganz leicht röstig wirkenden, füllig-feisten Malzaromen. Der Schluck bringt die Bittere noch etwas deutlicher in den Vordergrund. Sie begleitet die zuckrige Malzsüße ausgleichend und bleibt lange haften, ohne dabei unangenehm zu wirken. Retronasal kommen die Waldhonignoten sehr schön heraus, und in Hals und Rachen spüre ich eine deutliche alkoholische Wärme. Wunderbar für den Tag des ersten Schnees!
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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