Der Tauschhandel blüht (19)
Sonthofen
DEU

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

Ich bin in Bruchsal unterwegs, als mein Telefon klingelt. „Hej, Volker, I’ve heard you are in Bruchsal”, fragt mich mein tschechischer Kollege und Freund, Herr O., den ich in unserer gemeinsamen Zeit in Vyškov in Südmähren kennen und schätzen gelernt habe und der seit einigen Jahren hier in Deutschland arbeitet. „If so then please drop by in my office; I’ve got a small surprise for you!“

Also schaue ich in einer kleinen Besprechungspause schnell mal bei ihm vorbei. „Ich war mit meiner Freundin in Mariánské Lázně, wir haben ein paar Tage Wellness gemacht, und an einem der Tage sind wir bei einem Ausflug in Loket vorbeigekommen, da gibt es eine kleine Brauerei.“ Die Worte sprudeln aus ihm heraus. „Da habe ich natürlich an Dich denken müssen und Dir eine Flasche mitgebracht!“ Er drückt mir eine Plastiktüte mit einer Flasche Longin der Pivovar Svatý Florián in die Hand.

Artig danke ich ihm, und da ich so etwas schon geahnt hatte, zaubere ich aus meinem Rucksack zwei Dosen Bier der neuen Brauerei BrauQuadrat aus Mannheim hervor, die ich gestern erst besucht habe. „Auch für Dich eine kleine bierige Überraschung, lieber Vratislav!“

Er macht große Augen. Damit hat er jetzt nicht gerechnet.

Schön, dass wir jetzt beide etwas zum Verkosten haben!

Verkostungsnotizen

Pivovar Svatý Florián – Longin – Polotmavý Speciál (6,0%)

Das Bier ist hellbraun, gleichmäßig trüb, und wird von einem deutlich gelblich gefärbten, sehr kremigen und lang haltbaren Schaum gekrönt. Schon beim Einschenken macht sich ein intensiver Diacetyl-Geruch breit – ein Geruch, der in Deutschland als Braufehler verpönt ist, aber in Tschechien geliebt wird. Bier ohne Diacetyl gilt dort als aromatisch „leer“. In diesem Bier allerdings ist es auch für tschechische Verhältnisse zu viel des Guten. Während das Diacetyl kremig, ja geradezu ölig in der Nase hängt, ist der Antrunk recht spitz, fast schon scharf – und das, obwohl das Bier gar nicht so stark gespundet ist. Auf der Zunge entwickelt sich einerseits eine gewisse Malzsüße, die aber retronasal immer noch von dem alles überdeckenden Diacetyl begleitet wird, andererseits auch eine kräftige, aber leicht kratzige Herbe. Letztere bleibt auch nach dem Schluck lange im hinteren Mundraum und im Rachen haften und kratzt so leicht vor sich hin, während sich in der Speiseröhre eine spritige Wärme entwickelt, die für ein Bier mit „nur“ 6,0% Alkohol eigentlich gar nicht typisch ist.


Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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