Hotel und Brauereigasthof Jakob
Nittenau
DEU

Wir stellen das Auto am Ufer des Regen ab, gehen etwa hundert Meter die Straße entlang, und schon stehen wir vor dem großen, eindrucksvollen Gebäude des Brauereigasthofs Jakob. Unlängst wurde hier alles renoviert. Die Fassade ist frisch gestrichen, die Hotelzimmer neu gemacht.

Wir biegen links in die große Gaststube ab. Ob hier auch alles neu ist?

Neu ist mit Sicherheit die strenge Einlasskontrolle. Jeder muss sein Impfzertifikat vorzeigen und mittels Personalausweises auch belegen, dass es tatsächlich sein eigenes ist. Gut so!

draußen alles neu – drinnen urgemütlich wie früher

Nur Augenblicke später sitzen wir an unserem vorreservierten Tisch und spähen neugierig in die Getränkekarte. Das Brauhaus Nittenau, zu der der Brauereigasthof Jakob gehört, ist bekannt dafür, die Lust auf neue und kreative Bierstile in die Oberpfalz gebracht zu haben. Seit einigen Jahren schon arbeitet sie mit Oliver Wesseloh und seiner Kehrwieder Kreativbrauerei zusammen und stellt einige seiner Bierspezialitäten hier vor Ort her. Dementsprechend vielfältig ist in der Tat auch die Getränkekarte im Brauereigasthof. Neben klassischen Stilen wie Hell, Pils und Weizen finden sich auch kreativ gehopfte Biere mit blumigen Namen wie Boomerang, Amanda oder Doldensud in der Karte.

„Oh, je!“, jammere ich theatralisch. „Das sind deutlich mehr Biere als ich heute Abend zu verkosten in der Lage bin!“ Meine holde Ehefrau gibt sich nicht einmal Mühe, Mitgefühl zu heucheln. „Tja“, zuckt sie mit den Achseln und wendet sich wieder der Karte zu: „Ich nehme heute übrigens einen Rotwein!“

Da werde ich wohl besonders sorgfältig auswählen müssen, denke ich mir. Zum Beispiel das Boomerang, ein 7,5%iges Pale Ale. „Hm, ausgerechnet das Boomerang ist aber gerade aus“, bedauert der junge und ausnehmend freundliche und aufmerksame Kellner. „Wie wäre es denn stattdessen mit dem Amanda, einem hopfengestopften, naturtrüben Pils?“, fragt er mich und deutet mit dem Finger in die Karte. „Das ist durch den Mosaic-Hopfen ebenfalls schön fruchtig!“

Na, das ist doch mal eine ordentliche Beratung, freue ich mich, und Momente später steht die Amanda-Flasche vor mir.

Goldgelb leuchtet die Farbe; das Bier ist fast klar und trägt einen schönen weißen Schaum, der aber rasch zusammenfällt. Der Geruch ist herrlich fruchtig, ich erschnuppere viele Tropenfrüchte, und im Hintergrund entdecke ich etwas kräuterige Komponenten. Spritzig ist das Bier, auf der Zunge erzeugt es eine deutliche, aber nicht dominierende Bittere, und retronasal tauchen wieder die vielen Früchte auf, jetzt aber etwas intensiver begleitet durch die kräuterigen Komponenten. Das Bier schließt mit einem sauberen Abgang. Sehr schön!

Amanda, Mein Wildes, Nittenauer Pilsener, Nittenauer Hell

Aber nicht nur die Biere sind hier außerordentlich interessant. Die Tageskarte weist nämlich eine lange Liste von feinsten Gerichten auf, die zum Teil deutlich über das hinausgehen, was in Gasthausbrauereien sonst so als Gasthausbrauereistandard serviert wird – ob es die vorzügliche und hübsch angerichtete Kürbiscremesuppe ist, das Tatar von der Lachsforelle oder eines der vielen vegetarischen Gerichte. Na klar, Brauhausstandard mit viel Fleisch gibt es auch, aber darüber hinaus eben auch viel, das Neugier macht und zum Ausprobieren reizt.

Zur Kürbiscremesuppe bestelle ich mir das Zwickl, das unter dem Namen „Mein Wildes“ beworben wird. Es hat eine dunkelbraune Farbe mit einem feinen, sehr ästhetischen Rotstich, sehr schön. Fast klar funkelt das Bier rubinrot im Licht der kleinen Leuchte über unserem Tisch. Schade nur, dass es nur sehr wenig beigefarbenen Schaum entwickelt. Ein kräftiger, malziger und etwas brotiger Geruch steigt mir in die Nase. Sehr vollmundig ist das Bier, malzig, kräftig. Retronasal spüre ich erneut die brotigen Aromen, dazu etwas Röstigkeit. Malzsüß und sehr kompakt liegt das Bier auf der Zunge und wirkt dadurch fast schon mastig. Im Abgang zeigt es eine saubere, dezente Herbe und eine anhaltend malzige Aromatik.

Nach diesem deftigen Auftakt steht mir der Sinn nach etwas Leichtem. Einerseits das Lachsforellentatar, andererseits das klassische Nittenauer Pilsner. Das Tatar ist feinwürzig, das Pilsner nicht minder fein gehopft. Goldgelb ist es, blank gefiltert, und es formt einen schönen, festen und weißen Schaum. Der Geruch ist überraschend dezent, nur ganz leichte heuartige Aromen spüre ich. Der Antrunk ist spritzig, und rasch macht sich auf der Zunge eine schöne Herbe breit, die von der Schlankheit des Biers aktiv begleitet wird. Der Abgang ist sehr sauber, sehr fein, aber das Bier könnte durchaus noch etwas herber, etwas bitterer sein und sich nachhaltiger einprägen. Zum feinen und nicht übermäßig rustikalen Essen aber ein sehr guter Begleiter.

Ich schaue mich ein wenig in der Gaststube um. Altmodisch und etwas rustikal eingerichtet ist sie, aber dabei sehr ansprechend. Alte Reklameschilder, schöne Deko-Artikel, die sich irgendwann mal angefunden haben, viel Holz. Und kuschelig warm ist es. Während draußen der kalte Januarwind um die Häuser bläst, erzeugt die Heizung eine wohlige Wärme und macht uns fast schon ein bisschen schläfrig.

nicht nur optisch ansprechend, sondern rundum schmackhaft

„Vielleicht ein Dessert gefällig?“, reißt uns der junge Kellner aus unseren Gedanken. Begeistert entscheiden wir uns für einen heißen Schokoladenkuchen mit flüssiger Schokofüllung und ein paar Kugeln Vanilleeis dazu. Und weil das süße Zeug sonst den Mund verkleben würde, gibt’s auch noch ein schönes Zischbier dazu – das einfache und simple, aber wohlschmeckende Helle.

Ganz hellgelb und blank steht es im Glas. Der schneeweiße Schaum ist ein bisschen zurückhaltend. Der dezente Duft mit seinen leicht keksigen Malzaromen passt gut zum Schokoladenkuchen, gleicht dessen Schwere ein bisschen aus. Der Antrunk ist weich, auf der Zunge entwickelt sich eine dezente Malzsüße. Ich spüre nahezu keine Bittere und nur eine sehr zurückhaltende retronasale Aromatik – nur ein bisschen Malz, ein bisschen Biskuit und Keks. Im Abgang bleibt das Bier unauffällig und zeigt fast keine wahrnehmbare Bittere – dadurch begleitet es das schwere Dessert leichtfüßig und devot.

Hochzufrieden lehnen wir uns zurück. Die Speisen waren ganz vorzüglich; das Menüangebot sehr bunt und abwechslungsreich. Nicht minder vielfältig zeigten sich die Biere – einerseits ein paar innovative Kreationen in der Flasche, andererseits die klassischen Trinkbiere vom Fass. Jedes einzelne hervorragend gebraut. Hier möchten wir mit Sicherheit noch einmal einkehren – und insgeheim überlegen wir uns schon einen Plan, wie wir vielleicht mal für eine oder zwei Nächte nach Nittenau fahren und uns dann der Einfachheit halber direkt hier im Brauereigasthof einquartieren.

Der Brauereigasthof Jakob ist täglich von 09:00 bis 14:00 Uhr und von 17:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, sonntags sogar durchgehend. Mittwochs ist Ruhetag. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln tut man sich schwer, hierher zu kommen, also bleibt nur das eigene Auto, das aber nur eine Minute vom Gasthof entfernt am Ufer des Regen problemlos und kostenfrei abgestellt werden kann.

Bilder

Hotel und Brauereigasthof Jakob
Hauptstraße 10
93 149 Nittenau
Bayern
Deutschland

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