Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Über fünf Monate sind vergangen, seit der nette Herr K. mir ein Selbstgebrautes vorbeigebracht hat. Seinerzeit war es Sud #3 gewesen, quasi der Anfang seiner Hobbybrauerkarriere, und nun steht er mit dem Sud #21 vor mir. Weit fortgeschritten – und das in überraschend kurzer Zeit.
Die Pandemie macht’s möglich? Ich weiß es nicht …
Was ich aber weiß, ist, dass ich mich daher sehr freue. Über das Bier, nämlich ein Grünhopfenbier, über die nette Geste, und natürlich auch auf eine Verkostung.
Verkostung
Kreuzbräu – #21 – Grünhopfen (5,6%)
Mit einem sanften Plopp öffne ich die Flasche. Die Akustik passt. Beim Einschenken bildet sich ein üppiger Schaum, leicht eierschalenfarben, feinporig, kremig und unfassbar lange haltbar. Die Schaumkrone steht wie eine Eins, und ich muss viele, viele Minuten warten, bis ich genug Bier eingeschenkt habe, um wirklich verkosten zu können. Dabei gibt es aber kein Gushing, es ist auch keine übermäßige Spundung – es ist einfach nur, dass jedes Kohlensäurebläschen eine Schaumblase ergibt, und keine von diesen auch nur die geringsten Anstalten macht, zu zerplatzen. Zwei Daumen breit kann ich den Schaum über den Glasrand hinaus auftürmen. Aber wenigstens die Farbe kann ich jetzt schon bewerten: Ein dunkles, ins Bräunliche changierendes Orange. Und das Bier ist milchig trüb.
Irgendwann geht die Verkostung dann aber doch los: Kräftige kräuterige Noten steigen in die Nase, ich rieche etwas Petersilie, etwas frisch geschnittenes Gras und weitere, klassische Hopfenaromen. Die Spundung ist nicht sehr hoch, das Bier fließt also weich über die Lippen. Aber in dem Moment, wo es auf die Zunge trifft … Bämm! Der Hopfen schlägt unendlich bitter auf. Ein Bier für absolute Hopfenköpfe mit Bittereinheiten irgendwo zwischen jenseits der Geschmacksgrenze und Ende der Messskala. Die Bittere bleibt dabei aber sauber, sie kratzt nicht, macht keinen rauen Hals, aber sie belegt alle Schleimhäute im Mund- und Rachenraum nachhaltig. Und das gibt lange Zeit, um retronasal den Kräuteraromen hinterher zu spüren. Ach ja, und fast wäre es im Feuerwerk der Bittereinheiten untergegangen: Eine leichte Restsüße hat das Bier auch noch. Viel zu wenig, um die Hopfenbittere auszubalancieren, aber genügend, um nicht ganz unbemerkt zu verschwinden.
Fazit: Schöne, klassische Hopfenaromatik über stahlbetonschwerem Bitterfundament.
(Und später beichtet mir Herr K., er habe die Hopfenernte aus dem eigenen Garten komplett in diesem Sud versenkt. War wohl recht viel …)
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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