Diesmal ist es der von mir ob seiner ruhigen und zurückhaltenden Art sehr geschätzte Herr K. aus S., der mir einen Karton auf den Aktenbock stellt. „Ich habe lange überlegt, ob ich Ihnen mal was zum Probieren vorbeibringen soll“, sagt er, und mit Bezug auf meine Hobbies („Zeitgenössische Musik des späten 20. Jahrhunderts und organoleptische Sensorik von Gärungsnebenprodukten der Saccharomyces Cerevisiae“, oder kürzer: Hardrock und Bier) verweist er auf drei Trooper-Biere, die in Zusammenarbeit der Robinsons Brewery mit der Band Iron Maiden entstanden sind.
3 x Trooper, 1 x Störtebeker, 1 x selbstgebraut
Und ganz bescheiden fügt er hinzu: „Und eines der weiteren Biere habe ich selbst gebraut. Ich hoffe, es schmeckt!“
Ich freue mich außerordentlich, und so gibt es neben einer kleinen Bilderserie Auspacken und Verkostung auch detaillierte
Verkostungsnotizen
Kreuzbräu – #3 – German Pale Ale (5,6%)
Das Bier begrüßt mich mit einem deutlichen Knall – das Öffnen des Bügelverschlusses ist eine wahre akustische Freude. Für den Bruchteil einer Sekunde steht eine kleine Wolke aus kondensiertem Dampf über der Flasche. Im Glas präsentiert sich das Bier kupferfarben mit einer gleichmäßigen Trübe und einer wahrhaft üppigen Schaumkrone, die aber nicht ganz so lange hält, wie es der erste Eindruck glauben zu lassen vermag. Die Nase erschnuppert ein paar fruchtige Hopfenaromen (Grapefruit und Mandarinenschale), aber auch eine etwas brenzlige, gummiartige Note (Hefeautolyse?). Der Antrunk ist spritzig, auf der Zunge machen sich dann aber etwas adstringierende Noten breit und belegen diese. Der Abgang ist deutlich bitter, etwas rau, und retronasal machen sich noch einmal leichte Gummiaromen bemerkbar, die die Erinnerung an das Bier noch einen Moment aufrechterhalten.
Robinsons Brewery – Trooper – Red ‘n’ Black Porter (6,8%)
Dunkelbraune, leicht rubinrot schimmernde Farbe mit mickrigem, aber in seiner dünnen Schicht lange haltbarem, leicht beigefarbenem Schaum. Der Geruch ist ganz schwach röstig mit einer ganz schwachen metallischen Note. Der Antrunk ist durchaus spritzig. Im Mund formen sich leichte Röstaromen aus, die retronasal etwas deutlicher werden; gleichzeitig hat das Bier die für viele englische Biere typische, leicht adstringierende und an Oxidationseffekte erinnernde Bittere, die wohl aus einer Kombination von Hefearomen und eben diesen Oxidationseffekten herrührt. Der Abgang ist deutlich bitter, auch der Gaumen wird nach dem Schluck ein wenig adstringierend rau.
„The colour? It’s not just black … It’s red, too. The Red & the Black! Or Red ‘n’ Black as I would say. (Bruce Dickinson, Tasting Session, Dec ’15). — Trooper Red ‘n’ Black Porter is the first dark beer in the Trooper ranks and a modern take on a recipe dating back centuries. The red and black colour comes from the blend of chocolate and crystal malt which gives this full bodied beer a roasted malt and caramel backbone. The Robinsons’ yeast provides hints of both liquorice and honey character to create a delicious warming brew. — Designed yet again by Iron Maiden vocalist and ale aficionado Bruce Dickinson and the Head Brewer at Robinsons Brewery, Red ‘n’ Black takes its inspiration from an original Robinsons’ recipe from the 1850s, a time when porter style beer was becoming increasingly popular in Britain.“ So beschreibt das Rückenetikett ausführlich dieses Bier.
Robinsons Brewery – Trooper – 666 (6,6%)
Das Bier ist kupferfarben und klar, der eierschalenfarbige Schaum wenig ausgeprägt und nicht sehr lange haltbar. Der Geruch ist leicht karamellig mit ein paar schwachen Biskuit-Noten. Der Antrunk ist pfeffrig-scharf, und auf der Zunge macht sich leicht pelzige Bittere breit, die auch den Abgang mitbestimmt. Nicht unangenehm, aber spürbar – und vor allem für britische Ales nicht untypisch. Retronasal werden diese Sinneseindrücke von erneuten Karamellaromen begleitet.
Ein Blick auf das Rückenetikett: „Onward, onward rode … the 666! — The Charge of the Light Brigade took place at the Battle of Balaclava (1854) during the Crimean War, inspiring the Iron Maiden song The Trooper. Recent research has found that 666 British cavalrymen charged the massed Russian guns, rather than the 600 previously reported. This gallant but foolhardy action resulted in a massive loss of life and was due to misunderstanding an order given by Lord Raglan. — We’ve created TROOPER 666, charged with even more flavour and more alcohol, but brewed to the same great recipe of the original TROOPER.“
Robinsons Brewery – Trooper – IPA (4,3%)
Die strohgelbe Farbe erfreut das Auge, ebenso wie der blanke Glanz dieses Biers. Der Schaum entwickelt sich allerdings nur sehr zaghaft. Um der hauchdünnen Schaumschicht schwebt eine feine Aromawolke mit fruchtigen Hopfennoten, die an Ananas und Maracuja erinnern und im Hintergrund eine feine kräuterige Note hindurchschimmern lassen. Der Antrunk ist kohlensäurescharf, auf der Zunge macht sich dann eine durchaus deutlich spürbare Bittere breit, die aber nie dominierend oder gar kratzig wird. Retronasal kommen nun die Kräuteraromen etwas stärker hervor, während die Tropenfrüchte sich zurücknehmen. Der Schluck ist kernig, und sachte klingt die Bittere im Rachen ab. Selbst die für englische Ales typische Hefebittere mit ihrem leicht adstringierenden Charakter ist hier nur ganz dezent vorhanden.
Brauerei und Band beschreiben ihr Bier wie folgt: „IRON MAIDEN and Robinsons Brewery team up once again with TROOPER IPA, a 4,3% ABV golden India Pale Ale packed full of hoppy flavours. This beer, which is a nod to it’s transatlantic cousins, was brewed by Bruce Dickinson and Martyn Weeks after Bruce had enjoyed some of the rich IPA’s that were available during IRON MAIDEN’s Legacy of the Beast world tour in 2019. — The perfect seasonable drink to enjoy no matter what time of the year.“
Störtebeker Braumanufaktur – Atlantik-Ale (5,1%)
Die Farbe ist ein blasses Gelb, das Bier ist ganz klar, und eine dünne, schneeweiße Schaumschicht bildet sich zaghaft aus. Sanfte, fruchtige, ein bisschen an Weintrauben und Stachelbeere erinnernde Aromen schweben darüber, ganz im Hintergrund schwefelt es ein wenig. Der Antrunk ist spritzig und frisch, auf der Zunge machen sich die beerigen Aromen breit, begleitet von einer zunächst dezenten Bittere. Ein bisschen Restsüße ist zu schmecken. Nach dem Schluck erst spüre ich ein wenig mehr Bittere, aber das Bier bleibt sanft, und die Bittere klingt rasch ab – gerade so, dass ich noch rechtzeitig Durst auf einen weiteren Schluck bekomme, bevor sie verschwindet.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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