Edles Bier und edle Gläser.
„Kennt Ihr eigentlich das Bière Brut Quadriga von der Rügener Insel-Brauerei?“, fragen uns Herr und Frau D. während eines wunderbaren Degustationsabends.
Merkwürdig, dass wir gerade jetzt, wo wir die allerbesten Spezialbiere verkosten dürfen, anfangen, uns ausgerechnet über ein anderes Bier zu unterhalten, das nicht auf dem Verkostungsplan steht. Liegt das in der Natur des Menschen, ständig über das gerade Erreichte hinauszuschauen und weiter zu drängen? Ist das eine latente Unzufriedenheit mit dem Hier und Jetzt? Letztendlich die zentrale Antriebsfeder für allen Fortschritt der Menschheit?
Oder ist es einfach nur eine zufällige Assoziation?
Ach, über Bord mit all der Philosophie – wir nehmen die Frage als Anregung, und während wir wieder in Richtung Heimat fahren, ist auf dem schlauen Telefon rasch die Bestellung aufgegeben: Zwei große Flaschen Quadriga Bière Brut und vier dazu passende Verkostungsgläser. 24 Stunden später klingelt bereits der Paketbote und stellt uns das Paket ins Treppenhaus.
Jetzt sind wir gespannt, ob das Bier halten kann, was uns Herr und Frau D. versprochen haben.
Verkostungsnotizen
Quadriga Bière Brut (10,5%)
Typisch für die Insel-Brauerei Rügen kommt das Bier in einer Flasche daher, die in bedrucktes Papier eingewickelt ist. Eine stilisierte Silvesterszene aus Berlin ist darauf zu sehen: Das Brandenburger Tor, die namensgebende Quadriga, viel Feuerwerk und eine elegant-sexy gekleidete Dame, die ein Quadriga-Verkostungsglas hochhält. Sehr ansprechend, aber egal, ob es die großen 0,75-l-Flaschen sind wie heute oder die kleineren 0,33er – das Papier ist fest auf die Flasche geklebt, und gefühlt 99% aller Händler nehmen diese Pfandflaschen daher so nicht zurück. Ärgerlich. Die Brauerei behauptet zwar (korrekterweise), dass mit Einweichen in warmem Wasser das Papier gut abginge und dann würde man die Flaschen schon problemlos abgeben können, aber eben dieses Einweichen in warmem Wasser hebt den Umweltvorteil einer Pfandflasche in Teilen schon wieder auf …
Egal, jetzt soll es um die Sensorik gehen. Das Bier ist leicht und gleichmäßig getrübt, weist eine orangene Farbe auf und entwickelt einen schönen Schaum, der etwas feinporiger als beim Sekt, etwas grobporiger als beim Pilsener ist und im sehr schlanken Verkostungsglas recht stabil bleibt. Der Duft ist dezent säuerlich mit ein paar fruchtigen Weißweinnoten und einem leicht hefigen Hintergrund. Diese Zusammenstellung ist Konzept: Auch der sehr spritzige Antrunk und der knochentrockene Eindruck auf der Zunge sind von Säure, Weinigkeit und Hefenote geprägt. Wobei die Säure dezent bleibt – das Quadriga ist beileibe noch kein richtiges Sauerbier. Der Abgang erinnert im ersten Moment an einen trockenen Champagner, zeigt ein bisschen alkoholischen Charakter (das Bier hat ja auch 10,5%), und dann kommen retronasal rasch noch Hefenoten hinzu, die dem Gesamteindruck eine fast schon umami-artige Körperlichkeit verleihen, die ein Champagner in dieser Form nicht hat.
In der Summe ein sehr edles Bier für den besonderen Anlass. Es gefällt!
Quadriga Bière Brut
Insel-Brauerei Rügen
Hauptstraße 2c
18 573 Rambin
Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland
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