Der Tauschhandel blüht (28)
Sonthofen
DEU

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

Herr H. war offensichtlich mal wieder im Münchner Raum unterwegs. Er ist viel auf Dienstreisen, hat aber meistens keine Zeit. Diesmal offensichtlich doch, denn er hat das noch recht neue Münchner Hell der Giesinger Biermanufaktur entdeckt und mir gleich mal eine Flasche mitgebracht.

Ach ja, die spannende Geschichte über Steffen Marx und seine Giesinger Biermanufaktur. 2006 hat er als Garagenbrauer in Untergiesing angefangen, und schon fünf Jahre später musste er eine „richtige Brauerei“ bauen, mit großem Sudwerk, Ausschank und allem, was dazugehört. Ruckzuck ging das, aber obwohl er mitten in München gebraut hat, durfte er sein Bier nicht Münchner Bier nennen.

Warum? Ach, die juristischen Spitzfindigkeiten, mit denen die sechs alteingesessenen Münchner Großbrauereien dem Emporkömmling das Leben schwer machen wollten. Zwar sind sie selbst zu großen Teilen auch keine Münchner Brauereien, sondern in der Hand von seelenlosen Großkonzernen, aber sie bestehen darauf, dass nur sie Münchner Bier brauen dürften, weil der Giesinger ja das Wasser aus der Wasserleitung nähme, und das sei kein Münchner Wasser, sondern käme aus dem Mangfall- und dem Loisachtal.

Steffen ließ sich davon aber nicht entmutigen, und schrieb die Erfolgsgeschichte seiner Giesinger Biermanufaktur weiter. Er gründete das Werk2 als Erweiterung seiner Giesinger Brauerei, und brachte dort einen eigenen Tiefbrunnen nieder. Jetzt braut auch er mit „echtem“ Münchner Wasser, und die Behörden und Konkurrenten mussten mit Zähneknirschen zustimmen, dass er sein Helles als Münchner Hell bezeichnen darf. München hat nun also sieben Brauereien, die ihr Bier mit der geschützten geographischen Angabe „Münchner Bier“ versehen dürfen!

So weit also die verkürzte Geschichte dieses Biers. Ob Herr H. das alles wusste, als er mir die Flasche mitgebracht hat?

Verkostungsnotizen

Giesinger Bräu – Münchner Hell (4,8%)

Das Bier hat eine schöne, goldgelbe Farbe und ist glanzfein filtriert. Der schneeweiße Schaum schaut gut aus, könnte aber ein bisschen länger stehen bleiben – trotzdem gilt: Die Optik stimmt. Am Geruch scheiden sich dann beim Hellen die Geister. Da gibt es die leicht schwefligen Hellen, wie das Augustiner, bei denen ich mich immer wundere, warum dieses Stinkerle so gerne getrunken wird. Andere haben einen leicht metallischen Hauch. Dieses hier, das Giesinger, überrascht mit einer ganz dezent hopfigen Note, die sich hauchzart über das ebenfalls nur zurückhaltende, leicht malzige Aroma legt. Sehr schön! Der Antrunk ist weich, und auf der Zunge ist das Bier leicht malzig, kaum bitter und insgesamt sehr balanciert. Der Abgang ist unspektakulär – ein Hauch Malz, ein Hauch Hopfen, ein paar kräuterig-moosige Akzente (nachdem das Bier etwas wärmer geworden war), dann klingt es gleichmäßig ab und hinterlässt ein Gefühl der ausgeglichenen Harmonie. Gelungen!


Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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