Tauschpaket aus Rödermark
Rödermark
DEU

Der Bierkarton pendelt weiter …

Oh, ist das jetzt schon Bierstress? Ein weiteres Biertauschpaket hat den Weg von Rödermark ins Allgäu gefunden. Und dabei habe ich das vorherige Paket doch noch gar nicht zu Ende verkostet … Ojeh, ojeh! Jetzt muss ich mich aber mal ranhalten.

Aber das Schöne an diesem Bierstress ist ja: Es handelt sich um Eustress und nicht um Distress. Also um positiven Stress, nicht um negativen. Ist so ähnlich wie mit dem Cholesterinspiegel im Blut – da gibt es auch gute und schlechte Cholesterine.

zwölf spannende Biere

Ich freue mich also, dass der Biertausch wieder so fantastisch funktioniert, sortiere sage und schreibe zwölf bunte Flaschen in den Kühlschrank und stelle den leeren Karton parat – wann immer ich interessante und spannende Biere finden werde, kann ich sie gleich wieder sammeln. Bis der Karton wieder voll ist und sich auf den Weg zurück nach Rödermark macht.

Und bis dahin verkoste ich die Biere und veröffentliche hier dann meine

Bildergalerie

und die …

Verkostungsnotizen

Birra Castello – Castello non filtrata; Birrificio Angelo Poretti – Tre Luppoli; Birrificio de Assemini – ichnusa; Schwind Bräu – Aschaffenburger Festbier; Eichhörnchen – Hell; Hopacabana Brewing – First Day at the Beach – DDH Session IPA

Birra Castello – Castello non filtrata (5,0%)

Das Bier ist dunkelgelb und nur ganz leicht getrübt. Der Schaum entwickelt sich eher zaghaft, bleibt dann in einer dünnen Schicht aber ziemlich lang recht stabil. Der Duft ist malzig süßlich, weist aber auch ganz leichte, an Gummibärchen erinnernde estrige Aromen auf, hinter denen nach einem Moment auch noch eine ganz feine Hefenote aufscheint – wie Bäckerhefe, nur viel zurückhaltender.

Der Antrunk weist deutlich auf die hohe Spundung hin; er ist ein bisschen kohlensäurescharf. Die hohe Spundung ist es auch, die den Schaum so lange am Leben hält – endlose Fäden von kleinen Kohlensäurebläschen steigen auf und nähren ihn. Auf der Zunge ist das Bier süßlich, fast schon zuckrig, und nur ein paar zurückhaltende Malzaromen vermag ich zu identifizieren. Hopfenbittere ist kaum vorhanden, und Malzsüße, fehlende Bittere und hohe Spundung machen das Bier zu einem dünnen, bizzeligen Erfrischungsgetränk für heiße Tage. Ob unfiltriert oder nicht – ich glaube, das macht in diesem Fall kaum einen Unterschied.

Birrificio Angelo Poretti – Tre Luppoli (4,8%)

Goldgelb und glanzfein steht das Bier im Glas; die Schaumkrone darüber ist schneeweiß und etwas großporig (das erinnert ein bisschen an Seifenschaum), und sie sackt recht rasch in sich zusammen. Der verbleibende Rest ist allerdings schön fest, so dass er beim Trinken feine Trinkränder hinterlässt. Der Duft ist nur schwach ausgeprägt. Neben einer allgemein malzigen Note weist er ein paar Brotkrustenaromen auf.

Der sehr spritzige und kohlensäurescharfe Antrunk leitet zu einem angesichts des Namens – Tre Luppoli = drei Hopfen – sehr malzgeprägten Gesamteindruck über. Milde Malznoten, eine noch gut spürbare Restsüße und eine nur schwach ausgeprägte Hopfenbittere rücken dieses Bier in Richtung eines Exports. Hopfenaromen fehlen auch retronasal in Gänze; stattdessen auch hier wieder der feine Geruch nach frischer Brotkruste. Nach dem Schluck verändert sich der aromatische Charakter – es kommen ein paar an nicht ausgebackenen Brotteig erinnernde Aromen hinzu, die den Nachgeschmack etwas unharmonisch wirken und ihn ins leicht Muffige abdriften lassen.

Birrificio de Assemini – ichnusa (4,7%)

Das Bier ist hellgelb und blank filtriert; der schneeweiße Schaum ist schön lange haltbar, recht stabil und hinterlässt feine Trinkränder. Der Duft ist dezent hopfig, eher in die heuartige und kräuterige Richtung gehen, insgesamt aber sehr zurückhaltend.

Dem spritzigen Antrunk folgen eine feine malzige Süße und eine dezente Hopfenherbe auf der Zunge, die allerdings auch ergänzt werden durch ein leicht adstringierendes Gefühl und einen kartonartigen Aromaeindruck, die an Oxidation denken lassen. Der Antrunk unterstreicht die kartonartige Sensorik noch einmal ein bisschen und addiert eine feine metallische Note.

Schwind Bräu – Aschaffenburger Festbier (5,5%)

Die kräftige, dunkelgelbe Farbe des blank gefilterten Biers gefällt, und zwar besser als der zwar schneeweiße, aber fast sofort zusammenfallende Schaum. Der Geruch ist malzbetont und weist ein paar kuchen- oder keksteigartige Aromen auf. Der Antrunk zeigt, dass das Bier angenehm spritzig, aber nicht zu hoch gespundet ist.

Auf der Zunge wird der keksige Eindruck noch ein bisschen verstärkt und es kommen ein paar estrig-fruchtige, blumige Noten hinzu. In der Summe erinnert die Sensorik ein bisschen an ganz hellen und leichten Blütenhonig. Erst im Abgang wird eine dezente Bittere spürbar, aber auch hier muss sie sich noch hinter den dominierenden Keks-Aromen einordnen. Ein durchaus ungewöhnliches, aber schmackhaftes Bier.

Eichhörnchen – Hell (4,8%)

Das Bier ist hellgelb und bei vorsichtigem Einschenken fast blank. Der Hefebodensatz des unfiltrierten Biers haftet fest am Flaschenboden. Der Schaum ist schneeweiß und ewig lang haltbar. Der Antrunk ist sehr spritzig, eigentlich sogar zu spritzig; das Bier wirkt überspundet. Auf der Zunge bizzelt es kräftig nach und ist recht kohlensäurescharf. Es dauert einen Moment, bis ich wirklich etwas schmecken kann.

Dann entdecke ich ein malzbetontes Bier mit nur zurückhaltenden Hopfennoten, die ein wenig an Pampelmuse erinnern. Die Hopfenbittere ist nur schwach ausgeprägt, und der Abgang ist weich – angesichts der Spritzigkeit durchaus überraschend weich.

Hopacabana Brewing – First Day at the Beach – DDH Session IPA (4,7%)

Mal wieder ein Bier mit chaotischer Bezeichnung. Die Marke? Hopacabana Brewing. Die Firma? Schröer & Pecnik GbR. Die Brauerei? Gebraut bei Lessigs Brauwerkstatt. „Bier braucht Heimat“, heißt es manchmal, aber das wird bei solchen Gemengelagen schwierig. Aber egal. Was zählt, ist der Geschmack dieses Erstlingswerks („Unser erster Batch ist endlich fertig“, heißt es nämlich auf dem Etikett).

Das Bier ist mittelgelb, gleichmäßig trüb und entwickelt unendlich viel Schaum. Und zwar einen, der nicht nur schön schneeweiß ist, sondern der auch unendlich lange hält und dabei fest und flockig wird. Der Duft ist zitronig – ganz intensiv schon beim Einschenken. Da brauche ich gar nicht groß am Glas schnuppern, um diesen Zitrusduft wahrzunehmen. In seiner Richtung und Intensität erinnert er mich an das polnische Geschirrspülmittel, das ich mir vor wenigen Tagen erst gekauft habe. Strata und Mosaic sind laut Etikett genommen und offensichtlich reichlich in den Tank gestopft worden.

Der Antrunk ist frisch und spritzig, ohne zu bizzelig zu werden. Auf der Zunge ist das Bier recht trocken, das Gefühl von Süße kommt eher von den fruchtigen, nun nicht mehr nur an Zitrone, sondern auch ein wenig an Mandarine und Orange erinnernden Hopfenaromen. Die Bittere ist moderat; da habe ich angesichts der intensiven Aromen mehr befürchtet.

Nach dem Schluck bleibt die Bittere noch einen Moment haften, gibt sich aber kommod. Kein allzu langes Nachhängen, kein Kratzen. Gerade so, dass ich einen leicht trockenen Hals bekomme und es mir nach dem nächsten Schluck giert.

Gelungen!

Birrificio di Messina – Birra Messina – Cristalli di Sale; Königsbrunner Biermanufaktur – köbi BBA – Bayerisch British Ale; Mühltaler Brauerei – Edelmärzen; Theresianer – Antica Birreria di Trieste – Premium Lager; Eichhörnchen – Golden Ale; Mühltaler Brauerei – Jubiläumsmärzen

Birrificio di Messina – Birra Messina – Cristalli di Sale (5,0%)

Ein Bier, gebraut mit Salzkristallen. Das macht neugierig.

Das Bier hat eine dunkelgelbe Farbe und ist leicht und gleichmäßig getrübt. Der Schaum entwickelt sich durchschnittlich, hält dann aber nicht allzu lang, auch wenn er schon beim Zusammenfallen schöne „Brüsseler Spitzen“ an der Glasinnenseite ausbildet. Der Duft ist sehr dezent; ich muss schon genau hinriechen, um ein paar ins Grasige gehende Noten zu identifizieren.

Der Antrunk ist spritzig und weist eine feine, pfeffrige Schärfe auf. Auf der Zunge ist das Bier trocken und schlank mit einem feinen mineralischen Charakter. Angenehm. Die Salzkristalle sind also sehr zurückhaltend hinzugegeben worden – gerade so, dass man merkt, dass irgendetwas anders ist, aber nicht so intensiv, dass man sofort weiß, was es sein könnte. Retronasal bleibt das Bier genauso unauffällig wie orthonasal – außer einer ganz feinen grasigen Note spüre ich da nichts. Oder ist das eine feine Seetang-Note? Nicht, dass mir da meine Einbildung einen Streich spielt, nur weil ich auf dem Etikett gelesen habe „Con sale dei mari di Sicilia“ – „Mit sizilianischem Meersalz“.

Der Abgang ist trocken, kernig und macht Durst auf den nächsten Schluck. In seiner Schlankheit und dezenten Art mit dem leicht mineralischen Charakter gefällt mir das Bier sehr gut.

Königsbrunner Biermanufaktur – köbi BBA – Bayerisch British Ale (6,7%)

„Die bayerische Interpretation eines dunklen, britischen Ales. Ausgewogene, komplexe Malzaromen treffen auf fruchtige Hopfennoten und ergeben ein Ale für den anspruchsvollen Genuss. Trotz aller Kreativität behält das Ale seine leichte Trinkbarkeit. Was? Na klar kannst Du noch eines trinken! Prost.“ So steht es ermunternd und Appetit machend auf dem Etikett.

Das Bier ist rotbraun, deutlich und gleichmäßig trüb und trägt einen üppigen, hellbeigefarbenen Schaum, der fast ein wenig so wirkt, als sei das Bier überspundet. Der Duft ist eine angenehme Melange aus estrigen Aromen einer obergärigen Hefe, die ein wenig an Erdbeerkompott erinnern, und eher herben Hopfennoten mit Wildfrucht-Anteil – vielleicht etwas dunkle Stachelbeere.

Der spritzige, fast schon scharf-spitze Antrunk bestätigt den Eindruck einer leichten Überspundung. Das ist mehr als nur die bayerische Interpretation eines sonst doch eher nur schwach gespundeten britischen Ales. Auf der Zunge spüre ich dann eine schöne runde Malzsüße, gepaart mit einer festen, aber nicht übermäßigen Hopfenherbe und vielen retronasalen Aromen, die den orthonasalen Duft gerne aufnehmen. Gar nicht so verkehrt, finde ich, wäre da nicht das Schäumen im Mund. Nach dem Schluck kommt dann endlich der englische Charakter des Biers durch – eine angenehme, recht neutrale Bittere und die vielen Aromen einer schon stark auf Fruchtaromen getrimmten Hefe. Laut Etikett isst es die BrewMasters Fruit Ale 03.

Das Etikett muss ich diesbezüglich eh loben: Alle Zutaten sind sorgfältigst aufgelistet – Hopfensorten, Malzsorten und der Hefestamm. Brauergeheimnis bleiben „lediglich“ die Mengenverhältnisse und die verschiedenen Phasen des Brauprozesses. Gut gemacht!

Mühltaler Brauerei – Edelmärzen (5,0%)

Märzen ist in Österreich ein ganz anderer Bierstil als in Deutschland – insofern wundert es mich, dass dieses (österreichische!) Märzen in dunkelgelber Farbe daherkommt, wie sie einem deutschen Märzen gut zu Gesichte stünde!

Leicht trüb ist es, das Bier, und der Schaum ist ein bisschen zurückhaltend. Der Duft weist ein paar grasige und leicht blumige Noten auf.

Der Antrunk ist frisch, aber nicht zu spritzig – insofern unterscheidet sich dieses „Edelmärzen“ schon mal wohltuend von den Standard-Industrie-Märzen Österreichs, die immer ein wenig überspundet sind. Rülpswässerchen, halt.

Auf der Zunge ist das Bier recht schlank und vom ersten Moment an sind die offensichtlich reichlich verwendeten Hopfen deutlich zu spüren – grasig, ein bisschen heuartig und etwas blumig. Dazu eine deutliche, aber nicht übermäßige Bittere. Auch sie ist eigentlich für ein österreichisches Märzen untypisch.

Und so sind dann auch der durchaus angenehm bittere Abgang und die recht lange anhaltenden heuartigen Nachklänge zwar schön, aber nicht stiltypisch. Ein Bier, das mir gut schmeckt, aber als österreichisches Märzen viel zu aromatisch, als deutsches Märzen viel zu hopfenbetont rüberkommt. Ein Bier zwischen allen Stühlen.

Theresianer – Antica Birreria di Trieste – Premium Lager (4,8%)

Das Bier ist kräftig gelb und hat eine ganz leichte Kältetrübung – ich bin nach dem Umzug in meine Pendlerwohnung noch nicht zur Feinjustierung des Thermostats im Kühlschrank gekommen. Der Schaum ist schön weiß, und der Duft malzig mit einer feinen Fruchtnote.

Der Antrunk ist süßlich und wirkt spielerisch-blumig – ein duftiger Eindruck, der sich auf der Zunge verfestigt. Ein bisschen Jasmin, ein bisschen Flieder rieche ich retronasal, während gleichzeitig eine feine Malzsüße zu spüren ist und die Hopfenherbe sich ganz stark zurückhält. Fast wirkt das Bier dadurch schon etwas parfümiert, aber nicht im unangenehmen Sinne.

Auch nach dem Schluck bleiben die duftigen Noten erhalten – sehr interessant!

Eichhörnchen – Golden Ale (4,8%)

Das Bier hat eine dunkelgelbe, fast schon ins Orangene tendierende Farbe, ist ganz leicht trüb und trägt einen altweißen Schaum, der allerdings nicht allzu lange hält. Der Duft ist herb-fruchtig mit leichten Anklängen von Mandarinenschalen.

Der spritzige, fast schon etwas pfeffrig-scharfe Antrunk erfrischt, und auf der Zunge macht sich unverzüglich eine kernige Bittere breit. Malzsüße suche ich in diesem trockenen, recht hochvergorenen Bier fast vergeblich. Retronasal kommen erneut die herb-fruchtigen Mandarinenschalenaromen hervor; es bleibt sehr hopfenzentriert. Auch nach dem Schluck spielt der Hopfen die erste Geige: Trockene Schleimhäute, eine kernige Bittere, ein schön hopfenaromatischer Nachklang mit herben Fruchtaromen. Gelungen!

Mühltaler Brauerei – Jubiläumsmärzen (5,4%)

Auf den ersten Blick weiß ich jetzt nicht, wie sich das Jubiläumsmärzen vom Edelmärzen unterscheidet. Oder doch? Der Alkoholgehalt ist zumindest etwas höher: 5,4% statt 5,0%.

Die Farbe ist ein dunkles Gelb, das fast schon ins Rötliche, Kupferfarbene übergeht. Bei vorsichtigem Einschenken ist das Bier schön klar; der Schaum entwickelt sich nur zurückhaltend. Der Duft ist eine Melange aus malzigen, honigartigen Aromen und einer herben, an frisches, noch nicht verschwitztes Sattelleder erinnernden Note.

Der Antrunk ist frisch, auf der Zunge ist der Eindruck dezent malzsüß und ledrig-herb, und im Abgang zeigt sich ein ganz leicht adstringierender Effekt. Retronasal wird das frische Leder noch einmal deutlich, hinzu kommen auch leicht Honigaromen. Beides wohl leichte Alterungsaromen, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum ist drei Monate überschritten. Trotzdem aber noch gut genießbar.

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