Zwölf Monate – zwölf neue Ideen!
Diesmal hat es etwas länger gedauert – auch Schoppymän muss mal ruhiger machen.
Derweil haben die Fans und Groupies gedürstet. Das Session New England India Pale Ale von Anfang Juni ist schon längst ausgetrunken.
Mindestens genauso schlimm wie der Durst war die Neugier. Was für einen Stil würde sich Thorsten Schoppe denn diesmal vornehmen?
Am 26. August 2022 ist es endlich soweit – ich komme von einer Dienstreise zurück und vor der Wohnungstür steht der vertraute große Karton. Schoppebräu Fresh & New Nummer 11.
Vorsichtig setze ich das Teppichmesser an, schneide die Klebebänder durch, und zum Vorschein kommt: Ein Kveik India Pale Ale.
Die Kveik-Hefen sind quasi der heiße Scheiß der Craftbrauer-Szene. Seit wenigen Jahren erst ist diese Hefe kommerziell erhältlich. Entstanden sind diese Hefestämme (es gibt nämlich mehrere Sorten) in den Weiten Skandinaviens. Robuste Hefen, die auch bei hohen Temperaturen sauber vergären, und die das sogar in atemraubend kurzer Zeit schaffen. Sie bringen ein eigenes Aromenspektrum mit, verlangen vom Brauer aber auch, dass er mit den ungewohnten Parametern richtig zu spielen weiß.
Blitzschnelle Vergärung bei hohen Temperaturen? Wer da nicht aufpasst, dem geht die Hefe durch, und es entstehen dann aufgrund ihrer eigenen Abwärme merkwürdige Stoffwechselprodukte. Aber da mache ich mir bei Thorsten keine Sorge – der wird schon wissen, was er tut. Hoffe ich.
Genau zeigen tut das dann erst meine Verkostung, nachdem die frisch angelieferten Flaschen ein bisschen im Kühlschrank zur Ruhe gekommen sind.
Fresh & New Nr. 11 – Kveik IPA (6,0%)
Das Bier hat eine kräftig dunkelgelbe Farbe mit einem leichten Graustich. Es ist stark und gleichmäßig trübe, und sein altweißer, fester Schaum steht wie eine „1“. Ewig lang. Und er hinterlässt schöne Trinkränder. Der Duft ist kernig herb. Nicht wie sonst nach Grapefruit, sondern ausschließlich nach den Bitteranteilen der Grapefruit – intensive Pampelmusenschale. Dazu kommen leicht phenolische Noten im Hintergrund, die diesen herben Eindruck noch unterstreichen.
Der Antrunk ist knackig, auf der Zunge macht sich sofort eine Pampelmusenschalen-Bittere breit. Aromatisch, aber knochentrocken, ohne jede Restsüße. Auch hier wieder: Dezente phenolische Tupfer unterstreichen den kernigen Charakter. Da hat die Kveik-Hefe ganze Arbeit geleistet. Nach dem Schluck setzen sich diese Eindrücke fort, in aller Konsequenz. Es bleibt kernig bitter und knochentrocken, es bleiben die aromatischen Pampelmusenschalen, es bleiben die leichten Phenole. Die Schleimhäute werden trocken, und während die letzten Grapefruitnoten ausdampfen, kommt ein unbändiges Verlangen nach dem nächsten Schluck. Durst!
Ein Bier, das Durst macht, statt ihn zu löschen.
Aber mit Sicherheit kein Bier für Anfänger, Alcopop-Liebhaber oder Zuckerschnuten. Eher eins für Holzfällerinnen, Traktorzystas, Panzergrenadiere und Truckerinnen. Oder so …
Schoppebräu „Aktion Fresh & New“
Straßburger Straße 19
10 405 Berlin
Berlin
Deutschland
Hier geht’s zu den anderen Editionen der „Aktion Fresh & New“:
Fresh & New Nr. 1 – India Pale Ale mit australischem Hopfen
Fresh & New Nr. 2 – Witbier mit Minze
Fresh & New Nr. 3 – No Way to Amarillo – Single Hop New England Pale Ale
Fresh & New Nr. 4 – Bio-Hanf-Ale
Fresh & New Nr. 5 – Bio Grünhopfen Pilsner
Fresh & New Nr. 6 – Oatmeal Stout (rumfassgereift)
Fresh & New Nr. 7 – English Bitter
Fresh & New Nr. 8 – Kaltgehopftes Märzen
Fresh & New Nr. 9 – „Birki“ – Maibock mit Birkensaft
Fresh & New Nr. 10 – Session NEIPA
Fresh & New Nr. 12 – India Pale Ale
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