Eingezwängt zwischen ein paar anderen Steinhäusern in der Altstadt Besançons finden wir ein kleines Biergeschäft – Bières & Caetera. Es ist nur ein kleiner, steinerner Anbau an eines der Nachbarhäuser, so in einen Winkel gequetscht, dass es deutsche Bau- und Brandschutzvorschriften vermutlich gar nicht erlauben würden. Und weil wohl auch die Eigner gemerkt haben, dass das alles ziemlich winzig und eng ist, haben sie eine kleine Veranda aus Holz davor gebaut und dann verglast. So eine Art Mini-Wintergarten. Das bringt ein paar Quadratmeter mehr Platz.
ein winziges Häuschen beherbergt den Bottle Shop
Schaut ja interessant aus, und bei genauem Hinsehen fällt uns auf, dass auf der Veranda auch eine Sitzgelegenheit besteht. Vielleicht ist es also nicht nur ein Bottleshop, sondern wir können auch etwas verkosten?
Wir gehen die ausgetretenen Steinstufen hoch und stehen in dem kleinen Verkaufsraum. In der Tat: Ein großes, zum Tisch umgewidmetes Holzfass und zwei weitere kleine Tische bieten die Möglichkeit, die hier angebotenen Biere zu verkosten. Für vielleicht fünfzehn Gäste mag der Platz reichen. Oh, und eine kleine Zapfanlage mit einer Handvoll Zapfhöhnen gibt es hier auch? Das ist ja viel mehr, als wir zunächst erwartet haben. Was für eine nette Überraschung.
Der Herr hinter der Theke begrüßt uns außerordentlich freundlich und gibt sich viel Mühe, mein gebrochenes Französisch zu verstehen. Ein paar englische Worte kennt er, und gemeinsam finden wir kommunikativ zusammen. Ja, es sei in der Tat in erster Linie ein Bottleshop, erklärt er uns, aber es kämen immer auch Gäste, die nach der Arbeit oder während einer Pause vom Einkaufsbummel mal ein gemütliches Bier trinken wollten, so dass er nicht nur die Zapfhähne, sondern auch noch eine erkleckliche Auswahl an Flaschen- und Dosenbieren im Kühlschrank habe – verzehrfertig, sozusagen.
hier ist alles ziemlich eng
Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz vor vier Uhr nachmittags, da dürfen wir uns schon ein Bier gönnen.
Meine holde Ehefrau macht es sich schon mal am großen Holzfass gemütlich, und ich wähle für uns zwei Biere aus. Das erste ist ein simples Blanche der Brasserie des Ducs aus Longchamps. Fünf Prozent Alkohol und ein frischer, spritziger, sommerlicher Geschmack. Das ist schon mal nicht schlecht. Das zweite ist ein ebenso simples Blonde der Brasserie Vachement Jura aus Ivrey. Fünfeinhalb Prozent hat es, ist nicht ganz so spritzig, aber ebenfalls ein schönes Sommerbier – passend zu der großen Hitze heute.
Für ein tiefergehendes Fachsimpeln reichen die gegenseitigen Sprachkenntnisse leider nicht aus, und so beschränken wir uns zwangsläufig auf ein paar lobende Worte und ein freundliches Lächeln. Es herrscht Einverständnis, dass wir viel erzählen wollen würden, wenn wir es doch nur könnten.
Biergenuss macht hungrig – das haben wir auf unseren Reisen schon so oft festgestellt. Verlegen fragen wir, ob es vielleicht irgendeinen kleinen Snack gäbe, ein paar Salzstangen oder Nüsse?
„Oh, ich kann Euch eine kleine Käseplatte improvisieren“, lautet die Antwort, und natürlich sind wir sofort Feuer und Flamme. Käse und Bier – das geht immer. „Aber bitte keinen Schafs- oder Ziegenkäse“, schränkt meine Frau noch ein, und achselzuckend („Na gut, aber dann ist die Auswahl halt begrenzt …“) macht sich der Barmann ans Werk.
Ein paar Streifen Käse, ein paar Scheiben frisches Brot und zwei Gläser frisches Bier – Glück und Genuss können eigentlich so einfach sein. Nichts Aufwändiges, einfach nur etwas Feines für den Augenblick.
Brasserie des Ducs Blanche; Brasserie Vachement Jura Blonde; Brasserie Elixkir Surette Framboise
„Ach, wenn es gerade so schön ist, dann teilen wir uns doch noch ein weiteres Bier“, schlägt meine Frau vor, und ich besorge uns ein leicht säuerlich erfrischendes, 5,6%iges Früchtebier namens Surette Framboise der Brasserie Elixkir aus Quetigny. Ja, richtig, Elixkir. Mit „k“! Auch wenn es für uns irgendwie merkwürdig und nach Rechtschreibfehler aussieht.
Die Himbeeraromen sind ganz vorzüglich, die Säure ist sehr zurückhaltend, und so einigen wir uns rasch darauf, mit diesem Bier eine ganz vorzügliche Wahl getroffen zu haben.
Hochzufrieden lassen wir damit unseren Besuch ausklingen und setzen unseren Stadtbummel fort. Sehr schön war’s!
Ein paar Stunden später sind wir wieder hier …
Der Stadtbummel war schön, wir sind auch unterwegs eingekehrt, aber jetzt führt uns der Weg zum Hotel erneut am Bières & Caetera vorbei. „Komm, auf ein kleines Absackerbier gehen wir nochmal hier rein“, heißt es, und meine Frau muss mich nicht lange überreden.
Diesmal setzen wir uns draußen auf den Vorplatz – die tiefstehende Sonne taucht die schmale Gasse in angenehmes Abendlicht, und so sitzen wir ganz romantisch vor der noch warmen Natursteinmauer – mit Blick auf das Lädchen und auf die durch die Gasse eilenden Fußgänger.
Brasserie Backporte Double Dry Hopped India Pale Ale; Brasserie 90 BPM Aloha Ahuy
So kurz vor Ende des Abends darf es jetzt etwas Kräftigeres sein, und so genießen wir ein siebenprozentiges Double Dry Hopped India Pale Ale mit Cascade der Brasserie Backporte aus Bart und ein sogar neuneinhalbprozentiges Imperial Porter mit Schwarzen Johannisbeeren, das Aloha Ahuy der Brasserie 90 BPM aus Ahuy. Zwei Biere, die uns die nötige Bettschwere verschaffen, und das sogar so blitzschnell, dass wir aufpassen müssen, nicht schon hier im Biergärtchen mit dem Kopf an die warme Mauer gelehnt einzuschlafen …
Ein sehr schöner, doppelter Besuch in einem kleinen Bierlädchen, das sich mit seiner Mini-Gastronomie und der Freundlichkeit des Barmanns als kleines Goldkörnchen entpuppt hat. Wie schön!
Bières & Caetera ist dienstags bis freitags von 14:30 bis 22:30 Uhr geöffnet, sonnabends von 11:30 bis 22:30 Uhr. Sonntags und montags ist zu. Von der Straßenbahnhaltestelle Révolution mit den Linien T1 und T2 sind es rund 200 Meter durch die kleinen Straßen der Altstadt – man muss nur aufpassen, dass man am Schluss das richtige Gässchen erwischt, in dem sich der winzige Bierladen befindet.
Bières & Caetera
12 Rue Luc Breton
25 000 Besançon
Frankreich
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