Verkostungspaket
aus Hannover

Auch kleine Pakete haben ihren Reiz

Diesmal ist es nur ein ganz kleines Päckchen, das mich aus Hannover erreicht. Aber für diesen Fall gilt: Klein, aber oho!

Eine große 0,75er Flasche der Funk Soul Brewers Jan Pfeiffer und Malte Feldmann aus Hildesheim ist drin. Der Inhalt? Eine Sauerbierspezialität, 18 Monate im Barrique gereift. [rotschlump] heißt das Ganze.

ein ganz kleines Päckchen diesmal

Das hört sich ganz, ganz spannend an, und am liebsten würde ich die Flasche sofort öffnen. Aber nach dem Posttransport kommt sie erstmal für einige Tage in den Kühlschrank, damit sich das Bier beruhigt und sich eventuelle Bodensätze auch eben dort wieder einfinden, am Boden nämlich.

Die Zwischenzeit überbrücke ich, indem ich mal nach dem Namen google. Schlump ist, das wissen wir alle, ein Stadtteil in Hamburg. Der hat wiederum seinen Namen nach dem schlammigen, sumpfigen Gebiet, auf dem er entstanden ist – Slump ist niederdeutsch und heißt Schlamm oder Sumpf.

Rostslump ist dann wohl Rotschlamm – aber dann gehen die Assoziationen mit mir durch. Rotschlamm ist ein Abfallprodukt beim Bauxitabbau und der Aluminiumgewinnung. Hoch umweltschädigend, und vor einigen Jahrzehnten ist Rotschlamm gewaltig in die Medien gekommen, als in Ungarn ein Rückhaltebecken für Rotschlamm gebrochen war und die ganze Gegend, einschließlich der Donau, vergiftet hat.

Nee, das sind Gedanken, die ich jetzt lieber verdränge, und stattdessen konzentriere ich mich auf die Sensorik dieses Bier und mache, nicht ohne einen herzlichen Dank nach Hannover zu senden, meine …

Verkostungsnotizen

Funk Soul Brewers – [rotschlump] (7,8%)

Das Bier ist sehr entgegenkommend. Zum Glück habe ich mir mittlerweile angewöhnt, nahezu alle Flaschen und Dosen entweder auf dem Balkon oder in der Spüle zu öffnen, und so ist es diesmal nicht so schlimm, dass das Bier leicht überschäumt und das Balkongeländer vollkleckert. Immer spritzt es nicht wie aus einem Feuerwehrschlauch, manchmal bin ich in meiner Erwartungshaltung schon recht bescheiden.

Im Glas steht es dann in einer schönen, tiefroten Farbe. Das erste eingeschenkte Glas fast klar, das zweite dann eher trüb und milchig – da kam dann der ganze Bodensatz mit und änderte die Farbe von tiefrot auf rötlich braun. In beiden Fällen aber viel, viel leicht beigefarbener Schaum, der auch recht lange hält.

Der Duft ist malzig und leicht säuerlich mit ein paar Pferdedeckenaromen drin. Er erinnert ein bisschen an alten Malzessig, und ein paar holzige Noten finde ich auch noch. Im Gesamteindruck irgendwo in der Grauzone zwischen „hupps, da ist etwas schiefgegangen“ und „genau so muss das sein, das wollte ich erreichen“.

Der spritzige und nur leicht säuerliche Antrunk gefällt in seiner Harmonie. Auf der Zunge gibt sich das Bier bizzelig erfrischend mit einer feinen Säure, die aber von runden, holzigen Aromen ausbalanciert wird und dadurch nicht überhand nimmt. Ein feiner Malzkörper, ein paar brotige Aromen, etwas undefinierbar Fruchtiges und eine leicht adstringierende Bittere an den Zungenrändern machen den Gesamteindruck angenehm komplex. Da gibt es viel zu schmecken; ein Bier mit dem man sich beschäftigen kann.

Nach dem Schluck wird der Rachen angenehm trocken; die Säure nimmt ein wenig zu; im Hals spüre ich eine dezente alkoholische Wärme, die retronasal von einem Hauch Spritigkeit begleitet wird. Auch hier wieder eine recht komplexe Sensorik. Bisschen hiervon, bisschen davon, diesdas.

Die Vielzahl der sensorischen Eindrücke ergibt ein vielteiliges Puzzle. Nicht alle Puzzleteile passen lückenlos zueinander, manche streben durchaus von anderen weg und lassen eine größere Lücke.

Gewollte Dissonanzen? Fehl von Harmonie? Vieldimensionale Sensorik?

Was auch immer …

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