Berliner Berg Brauerei
Berlin
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„Na, dann mal herzlich Willkommen, Ihr Schweizer!“ Torsten Vullriede strahlt uns an und weist uns in Richtung Biergarten.

Der Braumeister der Berliner Berg Brauerei hat in der Schweiz bei der LägereBräu in der Nähe von Zürich gearbeitet, bevor er 2017 bei der Berliner Berg Brauerei eingestiegen ist. Aus der damaligen Zeit kennt er auch das eine oder andere Gesicht aus unserer Gruppe, und lädt uns erstmal auf ein frisches Pils ein.

„Setzt Euch da oben hin, wo die Tische für Euch reserviert sind, und ich bringe Euch erstmal was zum Trinken!“

„Reserviert. Schweiz.“

Wir sind unterwegs mit einer Gruppe Schweizer Biersommeliers. Und das merken wir: „Reserviert. Schweiz.“, steht lakonisch auf den kleinen Kreidetäfelchen.

Die Sonne scheint, und direkt hinter uns rumpelt die Berliner S-Bahn vorbei. „Wir wollten unsere Brauerei innerhalb des S-Bahn-Rings bauen, also gewissermaßen in der Innenstadt. Und wie Ihr seht, ist es uns gelungen. Ganz knapp“, erzählt Torsten, während er uns die Gläser vor die Nase stellt.

Ohne lange zu fackeln oder sensorische Erläuterungen abzuwarten, zischen wir das 4,9%ige simple, aber hervorragende Pils blitzschnell weg. Die S-Bahn-Fahrt und danach noch eine Viertelstunde Fußweg durch die warme Sonne haben uns durstig gemacht.

„Seit 2015 gibt es uns als Berliner Berg Brauerei. Zunächst nur als Wanderbrauer – wir haben unsere Biere nach unseren eigenen Rezepten bei der Schlossbrauerei Hohenthann gebraut und unter unserer eigenen Marke in Berlin auf den Markt gebracht“, erzählt Torsten. „2017 kam dann unser erstes eigenes Sudwerk dazu – in einem Hinterhof haben wir begonnen, eine Berliner Weisse zu brauen. Unser erstes Sauerbier. Das konnten und wollten wir nicht in Hohenthann machen, und so war das der erste Schritt zu einer eigenen, ‚echten‘ Brauerei.“

Einweisung in die Geschichte der Brauerei

Torsten nimmt einen großen Schluck.

Zwei Jahre später hätten die Firmengründer dann ein Grundstück in Neukölln am S-Bahn-Ring gefunden und die Brauerei im Mai 2021 in Betrieb genommen, hören wir weiter. „Es ist alles also noch niegelnagelneu, und das Schöne ist: Die Halle wurde exakt nach unseren Vorgaben gebaut, ebenso das Sudwerk – alles ist genau so, wie wir uns das aus Brauersicht vorstellen. Der perfekte Arbeitsplatz. Und den zeige ich Euch jetzt, aber holt Euch vorher noch mal was zu trinken.“

Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen, und mit einem fünfprozentigen Witbier, dem Vinni Vit, und einem 5,5%igen Pale Ale in der Hand folgen wir Torsten in die große grüne Halle. Riesige Panoramafenster machen den Raum schön hell, und vor allem geben sie den Blick von der S-Bahn direkt auf das Sudwerk frei. „Wenn man da oben mit dem Zug vorbeizockelt, hat man den direkten Blick in die Brauerei“, schwärmt Torsten. „Das ist die beste Werbung!“

das Sudwerk

Er führt uns zwischen den Geräten und Tanks entlang, zeigt uns jeden Winkel und lässt uns jede Ecke erkunden. „Alles genau nach unseren Wünschen aufgebaut und so verrohrt, dass ich als Brauer völlige Freiheit habe, die Tanks und Behälter zu verschalten. Das macht die Arbeit beim Umdrücken und beim Füllen einfacher und sauberer.“

Die Brauerei legt ihren Schwerpunkt auf klassische und vor allem auch durchtrinkbare Biere. Nach einer Phase mit ein paar eher experimentellen Nischenbieren fokussiert man sich jetzt auf Biere, von denen man mehr als nur ein Glas trinken kann und die den Kreativbier-Novizen nicht von Anfang an abschrecken. Und: Aus Nachhaltigkeitsgründen soll es das Bier nur im etwa 50-Kilometer-Umkreis geben. Keine langen Transporte quer durch Deutschland, sondern Bier für die Region.

„Jetzt kommt der wichtigste Punkt jeder Brauereibesichtigung“, schmunzelt Torsten und geht mit uns an einen der großen Gär- und Lagertanks. „Die Zwickelprobe!“

wir dürfen selbst zwickeln

Wir dürfen selbst zwickeln und füllen uns die Gläser mit einem noch etwas schwefelnden American Lager. „Auf fünf Prozent Alkohol ist das ausgelegt, und das leicht Schweflige, das Ihr jetzt noch riecht, wird in den nächsten Tagen bei der Lagerung noch verschwinden.“

Noch ein kurzer Blick auf die Filterinstallationen, und dann führt Torsten uns zurück in den Biergarten. Die Kinder toben auf dem kleinen Spielplatz herum, die Erwachsenen genießen das Bier und die Frühlingssonne. Ein kleines Idyll haben die Macher der Berliner Berg Brauerei hier geschaffen – und das in einem Eckchen, wo sonst eigentlich nur Gewerbebetriebe zu finden sind. Wie schön!

Biergartenidyll

Torsten setzt sich noch eine Weile zu uns, und gemeinsam verkosten wir die dreiprozentige Berliner Weisse sowie als Besonderheit eine viereinhalbprozentige Berliner Weisse mit Aronia und Tannennadeln, die als einmaliger Auftragssud für einen Kunden entstanden ist, und von der noch ein Fässchen am Hahn hängt.

Den Abschluss, und dann haben wir wirklich alle Fassbiere durch, die am Hahn sind, bildet das 5,9%ige India Pale Ale. Wie alle Biere vorher auch: Blitzsauber, stilgerecht und durchtrinkbar.

„Wir wollen Dir Danke sagen“, meldet sich jetzt Martina, unsere „Reiseleiterin“ zu Wort. „Danke, dass Du uns alles so toll erklärt hast, und danke, dass Du Dir so viel Zeit für uns genommen hast. Es war so schön, Dich wiederzusehen – die Zeit bei der LägereBräu ist lange her!“

Spricht’s und zaubert aus der Tasche eine ein paar Jahre alte Flasche eines 8,3%igen Barrel Aged West-Flemish Sour Brown Ale hervor, eine Flasche, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. „Als kleine Belohnung für Dich!“

Bei genauem Blick auf das Etikett gehen Torsten die Augen über: Es ist ein Bier, das vor vielen Jahren hier in der Berliner Berg Brauerei entstanden ist – als man noch mit spannenden Ideen kreativ gebraut hat. Burgundy of Berlin heißt das Bier, und es hat jetzt eine Reise von Berlin in die Schweiz und wieder zurück hinter sich. Ob das dem Bier ebenso gut tut, wie dem Linie-Aquavit die Reise über den Äquator?

Die Antwort bekommen wir unverzüglich, denn Torsten möchte die Flasche partout mit uns allen teilen. Ein vorzüglich gereiftes, saures Bier bekommen wir, das seine Säure genauso kremig präsentiert wie ein guter Balsamico-Essig. Wunderbar! Auch wenn jeder nur einen winzigen Schluck bekommt – es ist ein tolles Erlebnis!

spannende Biere werden hier gebraut

Was für ein schöner Abschluss einer ausführlichen Brauereibesichtigung. Wirklich beeindruckend.

Während es unsere kleine Reisegruppe weiterzieht, wendet sich Torsten wieder seiner Arbeit zu – in einer Brauerei gibt es immer was zu tun. Auch am frühen Freitagabend.

Die Berliner Berg Brauerei hat keinen Taproom, aber in der warmen Jahreszeit von April bis September ist der Biergarten mittwochs und donnerstags ab 17:00 Uhr, freitags ab 15:00 Uhr und sonnabends und sonntags ab 14:00 Uhr geöffnet. Montags und dienstags ist zu. Während der Biergartenöffnungszeiten und in der kalten Jahreszeit freitags ab 15:00 Uhr ist Rampenverkauf. Zu erreichen ist die Brauerei in einem etwa viertelstündigen Fußmarsch von der S-Bahn-Haltestelle Treptower Park in Richtung Süden. Obwohl sie direkt an der Bahnlinie liegt, gibt es dort leider keine näher gelegene Haltestelle.

Bildergalerie

Berliner Berg Brauerei
Treptower Straße 39
12 059 Berlin
Berlin
Deutschland

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