Ziemlich genau hundert Jahre ist es her, dass mit den ersten Arbeiten an der Fasshalle in Kempten begonnen worden ist, 1926 wurde sie fertiggestellt. Sie war eines der zentralen Gebäude des Allgäuer Brauhauses, einer Brauerei, die mitten in der Stadt den Braubetrieb noch bis 2004 aufrecht erhielt.
Danach war Schluss. Gebraut wurde ab sofort ein paar Kilometer außerhalb, und das Areal begann, zu verfallen. Schön formuliert könnte man Industriebrache sagen, aber der Begriff Schandfleck trifft es vielleicht eher. Es dauerte eine ganze Zeit, bis irgendwann das Sudhaus abgerissen und durch Wohnbebauung ersetzt und die Fasshalle anschließend entkernt und neu gestaltet wurde.
Seit fünf Jahren beherbergt sie nun drei Gastronomiebetriebe – einen Asiaten, ein Enchilada und einen Ausschank des Allgäuer Brauhauses, die Alte Fasshalle. Klar, dass uns bei unserem heutigen Besuch nur letzteres interessiert.
Neugierig stiefeln wir die kurze Treppe hinauf und … staunen!
ein eindrucksvoller Schankraum
Ein großer Schankraum, tatsächlich eine Halle, die ihrem Namen alle Ehre macht. Aber sie ist nicht hallig und kahl, sondern geschmackvoll eingerichtet und wirkt wertig. In der Mitte der Halle stehen langgestreckte Hochtische, an denen man auch in größeren Gruppen speisen und zechen kann, die aber auch dazu einladen, sich einfach „dazuzusetzen“ und neue Bekanntschaften zu machen. Am Rand finden sich kleinere Nischen, wenn man als Paar oder Familie eher unter sich bleiben und ruhiger genießen möchte.
Der freundliche und sehr beflissene junge Kellner – Fabian, wenn wir uns richtig erinnern – bringt uns blitzschnell die Karte und berät uns auch gerne und sehr fachkundig zu den Bieren. Natürlich gebe es auch einen Biertester, bestätigt er, und Augenblicke später stehen fünf kleine Gläser vor mir, zu denen Fabian ausführliche Erläuterungen gibt. Sehr schön!
Die Biere sind natürlich die Standardprodukte des Allgäuer Brauhauses, und man merkt ihnen an, dass sie wie die meisten Industriebiere (das Allgäuer Brauhaus ist Teil der Radeberger Gruppe, auch wenn man mit der Marke Büble-Bier die Regionalität zu unterstreichen versucht), recht windschnittig und gestreamlined daherkommen. Keine Ecken und Kanten, sondern auf breite Gefälligkeit hin gebraut. Qualitativ aber dennoch (oder gerade deswegen) nicht zu beanstanden:
- Allgäuer Büble Bier – Urbayrisch Dunkel
- Allgäuer Büble Bier – Edelweissbier
- Teutsch Pils
- Allgäuer Büble Bier – Bayrisch Hell
- Allgäuer Büble Bier – Edelbräu
Bierprobe
Das Essen dazu ist interessant. Die Speisekarte bietet neben den typischen, bayerisch-regionalen und fleischlastigen Brauhausspezialitäten auch ein paar Bowls und Salate, die nicht nur interessant gewürzt sind, sondern auch mit ungewöhnlichen Zutaten glänzen. Das hätten wir so in einem bayerischen Brauhaus nicht erwartet und sind positiv überrascht.
Insgesamt also ein sehr angenehmer Restaurantbesuch, und der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass es neben den fünf verkosteten Fassbieren auch noch eine Reihe weiterer Biere aus der Flasche gibt.
Die Alte Fasshalle ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Von der Fußgängerzone aus sind es nur wenige Schritte in Richtung Westen; kommt man mit dem Auto, befindet sich die Tiefgarage „Fasshalle“ direkt unter dem Gebäude.
Alte Fasshalle
Beim Sudhaus 2
87 435 Kempten
Bayern
Deutschland
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