Dachsbräu-Stüberl, Weilheim, DEU

Ach, herrje, wirklich einladend ist das ja nicht, wenn man schon vor dem Betreten der Gaststube des Dachsbräu-Stüberls gewarnt wird: „… keine Kartenzahlung mehr möglich“. Puh!

Also eben erst noch mal im Geldbeutel gekramt. Ob es noch reicht, hier heute essen zu gehen? Und anschließend muss ich wieder zur Bank, frisches Geld holen? Es ist zum Kotzen. Dienstleistungswüste Deutschland …

Nun ja, wir gehen trotzdem rein.

die Gaststube ist altbacken, aber gemütlich

Die Bedienung begrüßt uns freundlich und reicht uns die Speisekarte. „Zwei Biere haben wir vom Fass, das Helle und das Weizen. Den Rest …“, sie nimmt einen Bierdeckel und dreht ihn um, „… den haben wir aus der Flasche!“

Auf dem Bierdeckel ist eine beeindruckend lange Liste von verschiedenen Bieren aufgeführt, und ich spüre, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Wie ärgerlich, dass ich fahren muss, sonst würde ich mich jetzt systematisch einmal durch die Liste arbeiten …

„Ein kleines Helles, bitteschön, dann eine Flädlesuppe und den gebackenen Ziegenkäse im Speckmantel“, bitte ich die Bedienung.

Das Bier kommt nach wenigen Sekunden, nur Augenblicke später kommt schon die Suppe. Na, das nenne ich mal einen blitzeschnellen Service.

Aber ach, das Bier … Eigentlich könnte es wohl gut schmecken, aber es ist völlig überspundet. Es schäumt und bizzelt auf der Zunge, schlimmer, als würde ich ein Glas Weizen auf Ex trinken wollen. Statt eines feinen Hellen habe ich leider nur ein Rülpswässerchen im Glas. Schade.

Die Suppe hingegen und auch der folgende Schafskäse sind ganz vorzüglich. Aromatisch gewürzt und ansprechend dekoriert, sehr schmackhaft.

Wenn …

… ach, wenn doch nur das Baguette als Beilage nicht wäre. Weich und lätschert ist es, und ich muss überlegen. Es schmeckt, als sei es von gestern. Oder vielleicht in Plastik eingeschweißt an der Tankstelle gekauft. Welcher Bäcker stellt denn so lappige Baguettes her?

Zu schade, denn so eine lustlose Beilage kann den Gesamteindruck doch ganz schön beeinflussen …

Ich bestelle mir noch ein kleines Weizen. Wenn das jetzt auch so hoch gespundet ist, dann ist es wenigstens stiltypisch, denke ich mir insgeheim.

Nun, genau so ist es. Ein hoch gespundetes Weizen vom Fass. Mit einer kräftigen Schaumkrone, vielen, vielen Kohlensäurebläschen, die in feinen Ketten im Glas aufsteigen, und … fast klar. Es wirkt fast schon wie ein Kristallweizen.

Mir mundet es.

Helles und Weizen gab es vom Fass.

Leider läuft mir die Zeit davon, ich habe nur eine kurze Pause am frühen Nachmittag und muss weiter. Insofern kein langes Sitzen, kein langes Nachdenken. Aber eins will ich doch noch wissen, bevor wir wieder aufbrechen: „Warum kann man denn bei Euch nicht mehr mit Karte bezahlen?“, frage ich höflich. Die Stimme der bis eben noch so freundlichen Bedienung wird schneidend: „Wir wollen Bargeld sehen. Basta!“

Angesichts dieses Tonfalls ist der letzte Rest eines guten Eindrucks leider dahin. Wie schade! Denn eigentlich haben die Dachsbräu-Biere aus Weilheim doch einen guten Ruf …

Wir beeilen uns, zu gehen …

Das Dachsbräu-Stüberl in Weilheim ist täglich ab 09:00 Uhr morgens durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Wenn man vom Bahnhof aus einmal mitten durch die Altstadt in Richtung Süden läuft, dann ist man nach knapp zehn Minuten schon dort.

P.S. Zumindest als teilweise Ehrenrettung für das Dachsbräu-Stüberl: Wer meint, dass die Nicht-Akzeptanz von Kartenzahlungen darauf hinweist, dass man Geld am Fiskus vorbeischleusen möchte, scheint hier nicht richtig zu liegen. Wir bekamen auch auf unsere Barzahlung einen ordnungsgemäßen Kassenzettel der elektronischen Kasse. Die fehlende Kundenorientierung bleibt als Vorwurf jedoch bestehen.

Bildergalerie

Dachsbräu-Stüberl
Murnauer Straße 5
82 362 Weilheim i.OB
Bayern
Deutschland

3 Comments

  1. Die Möglichkeit einer Kartenzahlung sollte überhaupt keine Rolle spielen. In einer anderen Brauerei zwischen Augsburg und München wurde die Kartenzahlung auch beendet. Auf Nachfrage wegen hohen 4-stelligen Kosten pro Jahr. Bei uns im Zoigl gabs das noch nie. Und Nachfragen nach Kartenzahlung ein paar Mal im Jahr. Der Geldautomat ist keine 200 Meter entfernt

    • Komisch, dass es diese Diskussion nur in Deutschland und in Teilen in Österreichs gibt. Ansonsten geht es überall auf der Welt problemlos.

      Gleichzeitig lesen wir, dass Deutschland mittlerweile in der wirtschaftlichen Entwicklung Schlusslicht ist, denn der private Konsum geht zurück.

      Ein Schelm, wer diese beiden Dinge miteinander in Verbindung bringen möchte?

      P.S. Das Argument mit dem Geldautomaten in 200 m Entfernung habe ich schon durchgespielt und musste mich (nicht bei Dir, aber andernorts) dann von der Bedienung dumm anmachen lassen, weil sie für zwei Bier nicht auf einen 100-Euro-Schein herausgeben konnte oder wollte.

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