[Blick zurück auf Januar 2024]
Am Tag vor Heiligabend ist dieses Paket aus Traubing eingetroffen. Die Koffer sind schon gepackt, wir müssen zum Bahnhof. An ein Auspacken des großen Bierkartons ist jetzt leider nicht zu denken.
Schnell wird der Karton also nur noch schnell kühl gestellt und kommt in die unbeheizte Abstellkammer. Los geht’s, zum Zug.
Fast zwei Wochen später: Wir sind wieder zurück, die Koffer sind ausgepackt, jetzt ist Zeit, den Karton etwas genauer in Augenschein zu nehmen: „Wow!“
fünfzehn verschiedene Biere
Fünfzehn verschiedene Biere. Biere aus Kleinstbrauereien, Biere aus weltweit bekannten Brauereien. Bekannte und beliebte Bierstile ebenso wie exotische Nischenbiere. Und, was mich persönlich besonders freut: Zwei Spezialitäten aus Bamberg von Schlenkerla – Weichsel und Erle. Schon viel habe ich in den letzten Wochen im Netz über diese beiden Biere gelesen, aber bisher weder Zeit noch Gelegenheit gefunden, sie zu verkosten.
Nun sind sie in diesem Paket enthalten. Klasse!
Verkostungsnotizen
Tölzer Mühlfeldbräu – Weihnachtsbock – Spezialbier; Yankee & Kraut – Alman’s Helles; Higgins Ale Works – Spice Trail Pumpkin Ale; Hoppebräu – Bierle in da Sun – Oimara Helles; Yankee & Kraut / BrewAge – Heisl Ätor – Wiesen Märzen; True Brew – Fest Märzen; Brauhaus Garmisch – Sunnawind – Schankbier; Schlenkerla – Aecht Schlenkerla Erle – Schwarzbier mit Erlenrauchmalz; Schlenkerla – Aecht Schlenkerla Weichsel – Rotbier mit Kirschholzrauchmalz; Espiga feat. Laugar – Cocoa Psycho // Into The Dark – Imperial Stout; Giesinger – Festbier; Crew Republic – Trooper – Progressive Lager; Espiga feat. Alpha Delta – Hazelnut Rockets – Imperial Stout; Brauhaus Garmisch – Weißbier; Brauhaus Garmisch – Kellerbier
Tölzer Mühlfeldbräu – Weihnachtsbock – Spezialbier (7,2%)
Das Bier ist kräftig dunkelbraun und ebenso kräftig trüb. Der Schaum ist beigefarben und nicht übermäßig üppig, hält sich aber eine ganze Weile.
Bockbiertypisch ist der Duft sehr kräftig malzig mit vielen kräutereigen Aromen, so dass er an Blockmalz erinnert.
Der Antrunk schließt sich nahtlos an die Sensorik des Dufts an – schön malzig, kräuterig und rund. Direkt danach auf der Zunge zeigt sich eine durch eine feine Bittere gut ausbalancierte, kräftige Restsüße, die fast schon zuckrig wirkt, aber nicht klebrig wird. Retronasal spüre ich ebenfalls die Anspielungen an Blockmalz-Bonbons.
Nach dem Schluck wird die Bittere etwas stärker spürbar; gleichzeitig werden aber auch die kräuterigen Blockmalz-Aromen deutlicher, so dass das Bier im Abgang fast noch intensiver schmeckt als auf der Zunge und am Gaumen.
Durchaus gut gelungen!
Yankee & Kraut – Alman’s Helles (5,2%)
Helles ist nicht einfach zu brauen – jeder noch so kleine Fehlgeschmack wird gnadenlos sicht-, riech- oder spürbar, und in dem Moment, wo der Brauer kreativ mit seinen Zutaten umgeht, verlässt er den eng definierten Stil und produziert ein vielleicht hervorragendes Bier, das aber dann kein Helles mehr ist …
Beim vor mit stehenden Bier hat der Brauer allen Versuchungen widerstanden, allzu kreativ zu werden. Insofern das Fazit vorneweg: Ein gutes Helles!
Das Bier ist hellgelb und ganz leicht trüb, und es trägt eine schöne, schneeweiße Schaumkrone, die zwar nicht üppig ausfällt, aber dennoch beim Trinken leichte Ränder im Glas hinterlässt.
Der Duft ist … extrem zurückhaltend. Lediglich eine hauchfeine, ganz leicht ins Biskuitartige tendierende Malznote vermag ich zu identifizieren.
Der Antrunk ist angenehm weich, ebenso der Eindruck auf der Zunge und am Gaumen. Die zurückhaltende Spundung, die sehr, sehr milde, fast nicht spürbare Hopfenbittere und der weiche, nicht zu mächtige Malzkörper treten alle ganz leise auf – niemand möchte sich vordrängen, alle sind auf Harmonie bedacht.
Genauso harmonisch und dezent geht es auch nach dem Schluck weiter. Wäre da nicht eine hauchfeine Viskosität, die den hinteren Bereich der Zunge leicht bedeckt, und wäre die dezente Trübung nicht eigentlich gegen jede Stilbeschreibung – das Bier könnte vielleicht sogar volle fünf Sterne erringen!
Higgins Ale Works – Spice Trail Pumpkin Ale (5,7%)
Kürbis-Biere …
Ich gebe zu, ich bin ein bisschen voreingenommen. Kürbis ist was Feines, aber knapp neunundneunzig Prozent aller Kürbisbiere schmecken nach Gewürzen, allem voran nach Gewürznelke. Meistens nach viel zu viel Gewürznelke.
Schauen wir mal …
Zunächst gibt sich das Bier widerspenstig. Hoffnungslos überspundet füllt es das Glas erstmal mit Schaum. Bis obenhin. Später dann, viel später, kann ich die Farbe des Biers beurteilen: Ein dunkles Gelb, eine leichte, gleichmäßige Trübe. Und natürlich unverändert: Vielviel Schaum. Schaum, der leicht eierschalenfarben ist und recht rasch großblasig wird.
Ich schnuppere am Bier und … bin erstaunt. Ich rieche dezente Fruchtnoten, etwas Schärfe, vielleicht wie Ingwer, ein leicht nussiges Fundament und fast keine Gewürznelke. Obwohl sie auf dem Etikett verzeichnet ist.
Der Antrunk ist leicht scharf, fruchtig scharf, nicht gewürznelkenscharf. Also eher vom Ingwer und Piment, vermutlich. Auf der Zunge bleibt die Schärfe erhalten, aber sie gibt sich handzahm. Gleichzeitig kommen retronasal viele schöne Aromen hervor. Süßliche, würzige, fruchtige und leicht scharfe. Sehr harmonisch und trotz der reichhaltigen Fülle insgesamt schön zurückhaltend. Und da ist er auch wieder: Der Hauch von Gewürznelke. Nur ganz fein. Wie schön!
Selbst der Abgang bleibt so harmonisch. Dezent klingt das Bier ab, atmet noch ein paar feine ätherische Öle aus und verebbt langsam.
Wie schön!
Mit anständiger Spundung wären sehr gute vier Sterne, vielleicht sogar fünf drin gewesen. So sind es nur knappe vier Sterne. Aber immerhin: Vier!
Hoppebräu – Bierle in da Sun – Oimara Helles (4,9%)
Ein Helles. Das sieht man. Es ist … hell. Hellgelb, blank, und es trägt einen schönen, schneeweißen Schaum.
Der Duft ist dezent, ganz hauchfein malzig, mit einer ganz leichten Biskuitnote, aber auch schon mit einem hauchfeinen Alterungsaroma – das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt fünf Tage in der Vergangenheit. Hm. Sehr knapp kalkuliert. Eigentlich sagt das MHD, dass sich bis zu dem Tag die sensorischen Eigenschaften noch nicht verändert haben sollten. Muss also erst in den letzten fünf Tagen entstanden sein, dieses etwas an Karton erinnernde Aroma …
Der Antrunk ist zunächst frisch und spritzig, aber dann kommt auch auf der Zunge der leichte Alterungsgeschmack, die dezente Kartonnote zum Vorschein. Das Bier ist trotzdem noch gut trinkbar, aber eben nicht mehr ganz in Ordnung.
Insofern: Tendenziell eher drei Sterne, denn so kurz nach dem MHD dürften eigentlich noch keine Fehlaromen zu spüren sein.
Andererseits: In anderen Brauereien kippen solche Biere manchmal schon Monate vor dem MHD.
Yankee & Kraut / BrewAge – Heisl Ätor – Wiesen Märzen (6,0%)
Das Bier hat eine schöne, mittelbraune Farbe, ist fast blank und trägt eine ungeheuer kremige, leicht beigefarbene, üppige Schaumkrone, die ewig lang hält.
Der Duft ist malzig mit feinen brotigen Noten und einem Hauch von fruchtigem Hopfen.
Der Antrunk ist spritzig und fast ein bisschen pfeffrig-scharf, und auf der Zunge erfreut das Bier mit einem angenehmen, leicht süßlichen Malzkörper, aus dem retronasal nun nicht mehr nur die Malzaromen, sondern auch kräftigere, herbfruchtige Hopfennoten „ausdampfen“. Das hat zwar mit Wiesen Märzen nicht viel zu tun, gefällt aber – insbesondere deswegen, weil es sich sehr harmonisch in den Gesamteindruck einfügt.
Auch die Hopfenbittere kommt nicht zu kurz. Kernig, aber nicht im Mindestens kratzig oder rau gibt sie dem Bier Charakter und balanciert es präventiv schon mal so aus, dass es durch die Malznoten nicht zu aufdringlich wird.
Ein sehr schönes Trinkerlebnis. Ein recht vollmundiges Bier, das aber trotzdem sehr durchtrinkbar bleibt.
Aber: Eigentlich durch die fruchtig-kernige Hopfung nicht stilgerecht.
True Brew – Fest Märzen (6,3%)
Ist es noch ein Dunkelgelb oder schon ein Hellkupferfarben? Sinnierend halte ich das Glas in der Hand. Auf alle Fälle ist das Bier mal blank. Schön klar leuchtet es, wenn ich es vor eine Lichtquelle halte. Der Schaum ist ziemlich üppig, kremig, und dezent beigefarben. Beim Öffnen der Dose kam mir das Bier auch schon langsam entgegen geschäumt.
Der Duft ist leicht kuchenteigartig mit einer feinen floralen Note, die mich an Drüsiges Springkraut erinnert.
Der Antrunk ist im ersten Moment angenehm frisch, direkt dahinter kommt aber eine leichte Säure, die hier eigentlich nicht hingehört. Das MHD liegt noch gute vier Monate in der Zukunft.
Von Schluck zu Schluck wird die Säure intensiver und unangenehmer.
Nee, das muss ich nicht bis zum Ende austrinken … Sorry!
Brauhaus Garmisch – Sunnawind – Schankbier (3,5%)
Die Farbe ist ein sehr helles Gelb. Das Bier ist blankgefiltert, und es trägt einen sehr üppigen, schneeweißen und ewig lange haltbaren Schaum, der sich recht grobporig präsentiert.
Der Duft ist herb, zeigt ein paar ganz dezente Kartonnoten und einen frischen, zitronigen Tupfer.
Der Antrunk ist knochentrocken, spritzig und leicht scharf. Auf der Zunge bleibt das Bier knochentrocken, Restsüße ist nicht zu spüren. Der zitronige Tupfer zeigt sich auch retronasal, und auch die ganz leichten Kartonnoten tauchen wieder auf. Der spritzige Eindruck setzt sich fort; es bizzelt auf der ganzen Zungenbreite und auch am Gaumen.
Nach dem Schluck klingt das Bizzeln rasch ab und macht einer kräftigen, soliden und leicht kartonartigen Bittere Platz.
Wie bei vielen Leichtbieren habe ich einen in Richtung „oxidiert“ oder „altes Bier“ gehenden Eindruck, allerdings nur einen ganz dezenten.
In Summe also recht ordentlich für ein Leichtbier.
Schlenkerla – Aecht Schlenkerla Erle – Schwarzbier mit Erlenrauchmalz (4,2%)
Im Glas steht das Bier tiefschwarz und blickdicht, beim Einschenken glaube ich aber zu sehen, dass es filtriert ist. Der Schaum ist deutlich beigefarben und nicht sehr üppig, aber lange haltbar.
Der Duft ist dezent rauchig, wobei das Wörtchen „dezent“ durchaus wichtig ist. Im Vergleich zu den meisten anderen Bieren aus dem Hause Schlenkerla ist dieses mit den Raucharomen sehr zurückhaltend. Was nicht heißen soll, dass es langweilig wäre. Die feinen Raucharomen wirken etwas „kohliger“, nicht so „speckig“ oder an Räucherschinken erinnernd, wie die Aromen der Buchenholz-Rauchbiere.
Der Antrunk ist frisch und durchaus spritzig, bevor sich auf der Zunge dann rasch die Raucharomen retronasal bemerkbar machen. Aber auch hier: Eher Kohle als Räucherschinken. Zusammen mit dem tendenziell eher schlanken Körper bekommt dieses Bier eine sehr eigenen und durchtrinkbaren Charakter. Bei weitem nicht so sättigend wie die „klassischen“ Rauchbiere (obschon auch diese durchaus mit einem kräftigen Zug weggelenzt werden können …), und trotzdem sehr charaktervoll.
Der Abgang ist schlank mit einer präsenten, aber rasch abklingenden Bittere und noch einmal einem feinen und sauberen Raucharoma.
Schlenkerla – Aecht Schlenkerla Weichsel – Rotbier mit Kirschholzrauchmalz (4,6%)
Das Bier ist rötlich-kupferfarben, blank filtriert und entwickelt nahezu keinen Schaum.
Der Duft ist angenehm rauchig mit einer feinen, süßlichen Note. Die im klassischen Schlenkerla so deutlich hervorstechenden eher „speckigen“, an Räucherschinken erinnernden Aromen fehlen hier.
Der weiche Antrunk und der runde, durchaus malzbetonte Eindruck auf der Zunge und am Gaumen harmonieren auf’s Angenehmste miteinander. Erst nach dem Schluck macht sich eine feine, zurückhaltende Bittere bemerkbar.
Retronasal zeigen sich die Raucharomen mild und ausgewogen und durch eine leicht süßlich, fast schon fruchtig wirkende Note durchaus spielerisch.
Sowohl die Bittere als auch die spielerischen Akzente klingen nach dem Schluck auch rasch wieder ab, und es bleibt für einen Moment lediglich ein Hauch von Rauch.
Espiga feat. Laugar – Cocoa Psycho // Into The Dark – Imperial Stout (10,5%)
Das Bier wurde im November 2019 hergestellt und ist bis zum November 2049 haltbar. Sagt jedenfalls das Mindesthaltbarkeitsdatum auf dem Etikett.
Ins Glas fließt es als tiefschwarze, viskose Flüssigkeit, bei der ich beim besten Willen nicht erkennen kann, ob sie klar ist oder trüb. Lediglich der dicke Bodensatz, der in der Flasche zurückbleibt, weist darauf hin, dass dieses Bier definitiv unfiltriert ist. Schaum gibt es keinen.
Der Duft wird dominiert von intensiven, angenehmen Kakaonoten, die alles andere dominieren. Mag sein, dass im Hintergrund beim aufmerksamen Hinschnüffeln noch Röstaromen sind, noch ein bisschen Kaffee. Aber mal ganz im Ernst: Wer macht sich auf die Suche danach, wenn doch das Primäraroma so schön ist?
Der Antrunk ist sämig und süß, fast schon klebrig. Auf der Zunge verteilt sich das Bier aufgrund seiner Viskosität recht langsam, belegt Zunge und Gaumen mit einer klebrigen, süßen Schicht. Ich schmecke den Malzzucker sehr intensiv, daneben spüre ich retronasal die Kakaonoten, einen Hauch von Kaffee, und dann spüre ich auf der Zunge auch eine durchaus kräftige Bittere, die mir wohl nur wegen der dominanten Malzsüße nicht sofort und als kernig deftig auffällt.
Der Schluck setzt die Eindrücke harmonisch fort. Klebriger Malzzucker, der alles so verbappt, dass ich von Schluck zu Schluck mehr Durst auf ein Glas Wasser oder frisches, hochgespundetes Industriebier bekomme, eine kräftige, aber angenehme Bittere und (retronasal) schöne Kakaoaromen.
Ein Bier für den bewussten Genuss in winzigen Schlucken.
Giesinger – Festbier (6,0%)
Das Bier ist goldgelb, blank und trägt eine dünne, schneeweiße Schaumschicht, die allerdings recht rasch zerfällt.
Der Duft ist intensiv malzig mit Kuchenteig- und feinen Honigaromen.
Der milde und eher weiche, runde Antrunk leitet über zu einem vollmundigen, ebenfalls (diesmal natürlich retronasal) von Kuchenteig- und Honigaromen dominierten Eindruck. Die Bittere ist nur sehr schwach ausgeprägt und lediglich bei genauem Hinschmecken zu spüren.
Nach dem Schluck werden die Malzaromen noch ein wenig dominanter, die Honigakzente liefern eine geradezu kremig wirkende Konsistenz. Eigentlich kein unangenehmer Geschmack, aber einer, dessen ich persönlich recht rasch überdrüssig werde.
Insofern: Ein schönes, vollmundiges, aber auch sättigendes Bier.
Crew Republic – Trooper – Progressive Lager (5,0%)
Der QR-Code auf der Dose verspricht die Story von Trooper & Crew. Neugierig öffne ich die Website und fange an zu lesen – aber nach wenigen Augenblicken bin ich erschlagen. Viel zu lang, viel zu dick aufgetragen. Wer soll sich das Gesülze wirklich durchlesen?
Wie gut, dass das Bier besser ist als seine angebliche Story!
Die strohgelbe Farbe ist ansprechend, der nur gegen das Licht erkennbare Hauch einer Trübung stört nicht *), und die schneeweiße Schaumschicht entwickelt sich zunächst gut, fällt dann allerdings relativ rasch zusammen – ohne jedoch ganz zu verschwinden.
Der Duft paart ein paar ganz dezente Malznoten mit einer angenehmen zitronigen Frische von feinen Aromahopfen – das wirkt ansprechend und harmonisch und dürfte auch einen konservativen Biertrinker nicht abschrecken.
Der etwas pfeffrig-scharf wirkende Antrunk ist frisch. Auf der Zunge macht das Bier einen ebenso frischen und sehr sauberen Eindruck. Dezente Malzaromen, der Zitronenhauch des Hopfens, der nicht dominant wird, sondern nur den erfrischenden Charakter des Biers unterstreicht, und die durchaus hohe Spundung passen alle gut zusammen.
Nach dem Schluck wird am Gaumen eine leicht trockene Bitterkeit spürbar, während die zitronigen Aromen retronasal noch von feinen, heuartigen Akzenten begleitet werden.
Insgesamt zeigt sich das Bier schön ausgewogen, und es macht Lust auf weitere, große Schlucke – hohe Durchtrinkbarkeit!
*) beim Nachschenken wurde das Bier dann allerdings deutlich trüb – da hatte der Bodensatz nach recht langer Zeit im Kühlschrank wohl bombenfest gesessen …
Espiga feat. Alpha Delta – Hazelnut Rockets – Imperial Stout (11,0%)
Das Bier wurde im Januar 2020 abgefüllt und ist laut Mindesthaltbarkeitsdatum bis zum 11. Februar 2021 haltbar. Seit drei Jahren also schon abgelaufen.
Egal, es wird trotzdem getestet!
Die Farbe ist ein tiefes Dunkelbraun. So tief, dass ich eigentlich nicht feststellen kann, ob das Bier klar oder trüb ist – der Bodensatz in der Flasche beweist aber Letzteres. Schaum entwickelt sich keiner.
Der Duft wird dominiert von Haselnüssen, dahinter spüre ich noch einen Hauch Kakao, und ganz weit im Hintergrund eine ganz leichte Röstnote.
Der Antrunk ist ganz leicht pfeffrig scharf und etwas säuerlich. Auch auf der Zunge kann ich die feine Säure spüren, aber nur, wenn ich ganz genau hinschmecke. Ansonsten dominiert eine fast schon klebrige Malzsüße und der sich sofort und intensiv entwickelnde retronasale Haselnusscharakter.
Zu süß, zu intensiv haselnussig, denke ich mir und schlucke. Jetzt wird der Haselnusscharakter noch stärker, die klebrige Süße bleibt, und es kommt eine leicht spritige Alkoholnote hinzu, die nach einem kurzen Moment auch beginnt, den Rachen und die Speiseröhre zu wärmen.
Säure und Spritigkeit schreibe ich dem überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatum zu; die Dominanz der Haselnüsse eher nicht.
Brauhaus Garmisch – Weißbier (5,0%)
Das Bier ist kräftig dunkelgelb, nur dezent trüb, und es entwickelt – völlig untypisch für ein Weißbier – fast keinen Schaum. Merkwürdig. Und es liegt nicht am falschen Glas – ich verkoste es nämlich mangels geeigneter Glasware aus einem TeKu-Pokal …
Der Duft geht deutlich in Richtung Gewürznelken, also 4-Vinyl-Gujakol. Der in Weißbieren sonst auch oft sehr dominante Duft nach überreifen Bananen, also Iso-Amylacetat, bleibt sehr dezent im Hintergrund.
Der Antrunk ist frisch, aber nicht spritzig, und auf der Zunge erweist sich das Bier als recht schlank, leicht zuckrig-süß und mit jetzt eher in Richtung Kümmel abdriftenden, retronasalen Aromen.
Erst nach dem Schluck kommen wieder ein paar Bananenaromen hinzu, aber sie bleiben erneut im Hintergrund. Auch eine leicht adstringierende Herbe ist jetzt hinten auf der Zunge und im Rachen zu spüren.
Insgesamt ein nicht unsympathisches, aber sehr ungewöhnliches, nicht sehr stiltypisches Weißbier.
Brauhaus Garmisch – Kellerbier (4,9%)
Ein bisschen skeptisch halte ich die Flasche in der Hand. Wegen meiner beruflich bedingten Fernpendelei hat sie viel zu lang im Kühlschrank gestanden: In drei Tagen läuft das Mindesthaltbarkeitsdatum ab.
Egal, ich schenke sie mir jetzt trotzdem ein.
Hellgelb und dezent und gleichmäßig trüb steht das Bier im Glas; darüber eine schneeweiße und kremige, lange haltbare Schaumkrone.
Der Duft ist nur zurückhaltend malzig und ganz leicht mit Heunoten vom Hopfen unterlegt. Angenehm.
Der Antrunk ist frisch und kernig, und auf der Zunge überrascht mich das Bier positiv. Sind die meisten Kellerbiere recht süß und rasch saturierend, ist dieses eher schlank und hopfig-herb. Klar, ein gewisses volles Mundgefühl ist schon da – die nicht herausfiltrierten Hefetrubstoffe und Eiweiße sorgen für eine eher volle Konsistenz und eine feine Textur, aber es bleibt eher bitter als malzig. Wie schön!
Retronasal tut sich nicht allzu viel – das bedeutet aber auch, es tut sich nichts Negatives. Keine Muffelaromen, kein feuchter Karton, keine Honignoten vom gealterten Bier. Stattdessen eine schöne Trinkfrische.
Nach dem Schluck bleibt die Hopfenbittere nicht sehr lange haften, sondern klingt rasch und gleichmäßig ab. Ein sehr schönes und definitiv nicht ermüdendes Zischbier mit hoher Durchtrinkbarkeit
Hinterlasse jetzt einen Kommentar