Verkostungspaket
aus Betzigau

[Blick zurück auf Dezember 2024]

Eine schöne nachurlaubliche Überraschung!

Im Advent waren wir noch einmal für ein paar Tage unterwegs. Weihnachtsmarkt hier, Kleinbrauerei dort, was Feines essen, Altstadtbummel machen, Licht-Installationen bestaunen und was man halt so alles im Dezember macht.

Und was wartet im Briefkasten auf uns, als wir kurz vor den Festtagen wieder nachhause kommen? Eine Benachrichtigung von DHL.

sechs spannende Biere

Zehn Minuten später stehe ich im Paketshop und freue mich: Ein Verkostungspaket aus dem fernen Allgäu – von meinem lieben, mittlerweile ehemaligen, Arbeitskollegen, dem Herrn G. Von einem Abstecher nach Italien hat er Bier mitgebracht, und zwei weitere spannende Flaschen hat er eingepackt, und eine ganz liebe Weihnachtskarte hat er auch geschrieben.

So schön!

Bildergalerie

Verkostungsnotizen

Birra Mastino – Bern – Imperial Lager (7,5%)

Ach ja, der Begriff „Imperial Lager“ … Früher hieß das einfach nur Bockbier!

Im Glas präsentiert das Bier eine dunkelgelbe, leicht ins Orangene changierende Farbe, eine schöne und gleichmäßige Trübe und einen kremigen, altweißen, aber leider nicht sehr lange haltbaren Schaum.

Der Duft ist leicht malzig und dezent fruchtig – ein paar Noten von Aprikose und einen Hauch von Stachelbeere glaube ich zu identifizieren.

Der runde, weiche und süße Antrunk ist sehr angenehm. Auf der Zunge ist das Bier vollmundig, malzig-süß und leicht hopfig, und retronasal entwickeln sich fruchtige Aromen, wie sie eher zu einem obergärigen Weizenbock passen würden. Aber egal, Stil hin, Stil her, es gefällt mir sehr gut.

Im Abgang bleibt das Bier süßlich, rund und weich, es zeigt sich nur eine dezente Bittere, die aber rasch abklingt, und ganz am Ende, nach dem Schluck, bleibt eine angenehme, leichte alkoholische Wärme.

Birra Mastino – San Zen – Doppelbock (7,5%)

Ein Bock ist ein Bock ist ein Bock … ist ein Doppelbock. Geht doch. Nix mit Imperial!

Das Bier ist kräftig dunkelbraun mit einem feinen Rotstich. Und es ist bei vorsichtigem Einschenken klar – der Hefetrub klebt fest am Flaschenboden. Darüber entwickelt sich eine kremige, gelblich-beigefarbene Schaumkrone, allerdings von begrenzter Haltbarkeit.

Der Duft ist klassisch malzig mit ein paar kräuterigen Noten im Hintergrund, so dass ein olfaktorischer Gesamteindruck entsteht, der an Blockmalt oder sogar Ricola-Kräuterbonbons erinnert. Zumindest, wenn das Bier schon einen Moment im Glas gestanden und sich erwärmt hat.

Der Antrunk ist relativ weich und rund. Im Mund zeigt sich der runde Malzkörper Hand in Hand mit einer feinen, dezenten Hopfenherbe, und es werden retronasal leichte brenzlige, an Melasse erinnernde Noten spürbar. Mit wärmer werdenden Bier kommt eine ganz leicht käsige Note hinzu.

Nach dem Schluck klingt die Bittere rasch und gleichmäßig ab; es bleibt ein eher süßlich-malziger Gesamteindruck in Erinnerung.

Birra Mastino – Teodorico – Baltic Porter (9,0%)

Jetzt wird es noch ein wenig kräftiger – sage und schreibe neun Prozent Alkohol. Für ein Baltic Porter aber absolut typisch.

Das Bier ist ganz dunkelbraun und leicht trübe. Der beigefarbene Schaum entwickelt sich nur sehr zurückhaltend und fällt dann auch recht rasch in sich zusammen.

Der Duft ist angenehm komplex. Feine Schokoladen- und ganz dezente Röstmalznoten paaren sich mit dunklen, reifen Früchten, kaltem Kaffee und etwas kräuterigem Malz.

Der weiche, warm und voll wirkende Antrunk leitet zu einer schönen, runden Süße auf der Zunge über. Diese wird von einer feinen, samtweichen Herbe begleitet, die dafür sorgt, das die Malzsüße nicht klebrig wird. Eine feine, angenehme Säure streichelt über die Zungenoberfläche, während sich retronasal schöne und aromatische Mokkanoten entfalten. Die Früchte treten langsam in den Hintergrund, der Röstcharakter wird kräftiger – letzteres allerdings ohne, dass eine Röstbittere sich kratzig bemerkbar macht.

Nach dem Schluck bleibt die Bittere noch einen Moment haften, unterstützt die retronasalen Mokkaaromen und klingt dann sachte und gleichmäßig ab.

Birra Mastino – Babbo – Christmas Lager (8,5%)

Ach, die Bezeichnung „Christmas Lager“ kommt so herrlich unschuldig daher, und nur der Blick auf’s Etikett warnt vor sage und schreibe 8,5% Alkohol!

Von schöner, mittelbrauner Farbe und bei vorsichtigem Einschenken blank funkelnder Klarheit, bedeckt von einer sich nur zaghaft entwickelnden Schaumschicht macht dieses Bier optisch gar nicht so fürchterlich viel her.

Aber es hat es in sich: Ein malziger Duft mit feinen Fruchtnoten (Renekloden, Marillen, Aprikosen), ein weicher, runder Antrunk, eine sämige Fülle auf der Zunge und eine sanfte alkoholische Wärme im Hals ergeben eine sehr schöne Kombination, die durch eine dezente Herbe und ein retronasal leicht spritiges Aroma abgerundet wird.

Komplex und doch in sich geschlossen. Sehr angenehm!

O’Hara’s – Irish Stout (4,3%)

Fast schwarz, mit einem feinen ganz dunkelrubinroten Schimmer – so muss ein Stout aussehen. Dass sich beim Einschenken allerdings fast kein Schaum bildet und das Bisschen, das sich bildet, ruckzuck verschwindet – tja, das sollte so eigentlich nicht sein. Ob das Bier noch zu kalt ist?

Der Duft ist dezent schokoladig mit feinen Mokka- und Kaffee-Aromen.

Der Antrunk wirkt etwas metallisch, und auf der Zunge ist ein Hauch Säure zu spüren – beides möglicherweise vom Röstmalz herrührend. Aber was heißt hier schon RöstMALZ? In der englisch- und der französischsprachigen Zutatenliste ist von Gerstenmalz und Weizen die Rede („barleymalt, wheat“ beziehungsweise „malt d’orge, blé“), während in der deutschsprachigen Liste von Gerstenmalz und WeizenMALZ die Rede ist. Ein kleines Zugeständnis, ein kleiner Betrug zugunsten des sogenannten „Reinheitsgebots“? Wer weiß?

Jedenfalls zeigen sich auf der Zunge auch angenehme Bitternoten und retronasal erneut die Mokka- und Kaffee-Aromen. Nach dem Schluck wird das Bier ein wenig röstiger und macht sich am Gaumen und im Rachen röstbitter breit.

Gar nicht schlecht!

Sierra Nevada – Torpedo Extra IPA (7,2%)

Sierra Nevada – eine zu Recht groß gewordene Craftbierbrauerei. Exzellente Biere, eine schöne Range, und insbesondere mit den Klassikern auch sehr berechenbar schmackhaft.

Aber eben auch US-amerikanisch, und so findet sich auf dem Kronkorken der Hinweis „use bottle opener“, damit Joe Sixpack sich beim Versuch, den Kronkorken abzuschrauben, nicht die Handfläche zerschneidet, so wie es vor – zugegebenermaßen mittlerweile dreißig Jahren – einem guten Bekannten von mir, einem US-Marine, ergangen ist, der nicht auf mich hören wollte und eine deutsche Bierflasche so lange gewürgt hat, bis der Flaschenhals brach und ihm tief in die Handballen schnitt …

Zurück zum Bier:

Die dunkelorangene Farbe, fast schon kupferfarben und die leichte, gleichmäßige Trübung gefallen. Der im ersten Moment schön kremige und dezent beigefarbene, feinporige Schaum ist allerdings nicht wirklich lange haltbar und beeinträchtigt die Optik daher ein kleines bisschen.

Der Duft ist intensiv würzig und harzig – gefällt mir sehr!

Der Antrunk zeugt einerseits schon von einem runden, vollen Malzkörper oder lässt ihn zumindest jetzt schon durch eine feine Malzsüße erahnen, ist andererseits aber auch angenehm spritzig und leicht pfeffrig.

Auf der Zunge schlägt die Hopfenbittere kräftig durch – deftig, intensiv, und trotzdem samtig weich bleibend. Eine eiserne Faust in einem dicken Wollhandschuh. Retronasal erneut die harzigen Hopfennoten, und nach dem Schluck eine immer noch samtig weiche, trotzdem aber die Schleimhäute ganz sachte trockentupfende Bittere, die Durst auf den nächsten Schluck macht. Und eine ganz dezente alkoholische Wärme, die ist auch zu spüren.

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