Verkostungspaket
aus Traubing

[Blick zurück auf März 2025]

Ach, herrjeh, eigentlich habe ich mich auf dieses Verkostungspaket schon gefreut, seit mir DHL die erste Info-eMail hat zukommen lassen, dass es unterwegs sei. Uneigentlich ist es jetzt aber traurig, auf das noch ungeöffnete Paket zu schauen – es ist nämlich ein wiederverwendeter Karton von BrewHeart. Und die haben Ende letzten Jahres, vor gerade einmal drei Monaten, ihren Braubetrieb eingestellt. Ein quasi historischer Karton, also.

fünf sorgfältig ausgesuchte Biere

Nach dem Öffnen ist die Trauer aber rasch verflogen. Neben ein paar Gläschen selbstgemachter Marmelade (hmmm … lecker!) tauchen fünf sorgfältig ausgesuchte Biere auf – vom klassischen Weißbier über Weizen-IPA bis zum Weizenbock. Toll!

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Das verspricht spannende …

Verkostungsnotizen

Starnberg Bräu – Winterbier (5,6%)

„Bei einem Winterbier hätte ich jetzt eine etwas kräftigere Farbe erwartet“, denke ich mir, als ich das eher hell- als dunkelgelbe, blank gefilterte und von schneeweißem Schaum bedeckte Bier betrachte und zusehe, wie die Schaumkrone verhältnismäßig rasch zerfällt.

Der Duft ist intensiv malzig mit an Keksteig erinnernden Aromen.

Schon beim Einschenken fiel es auf, und der Antrunk bestätigt es: Das Bier ist relativ sämig. Auf der Zunge zeigt es sich konsequenterweise weich und vollmundig, sehr malzbetont mit einer nur sehr zurückhaltenden Hopfenherbe. Retronasal spüre ich die teigigen Malzaromen sehr intensiv.

Der Abgang entwickelt den Eindruck stetig weiter. Sämig und voll, malzig und kaum hopfig. Insgesamt recht sättigend.

Stilistisch in der Nähe der Oktoberfestbiere einzuordnen – etwas zu hell für ein Märzen, aber kräftiger und saturierender als ein Helles.

Maisel & Friends – Wheeepa! – Cloudworks Weizen IPA (7,2%)

Pascal Wolke hat mit seiner Cloudworks Heimbrauerei den 6. Hobbybrauerwettbewerb von Maisel & Friends und BrauBeviale gewonnen, und auf Basis seines Rezepts ist dieses Bier entstanden.

Die Farbe ist ein helles Gelb mit einer schönen und gleichmäßigen Trübung und einem ganz leichten Stich ins Orangene. Die Schaumkrone ist schneeweiß und recht stabil.

Der Duft erinnert an einen bunten Obstkorb voller tropischer Früchte – Maracuja, Papaya, Ananas und Mango, und dahinter scheint eine ganz feine Note von Petersilie und Korianderblättern auf.

Der milde, geradezu kremige Antrunk gefällt gut. Auf der Zunge ist das Bier angenehm weich, etwas süßlich, mit seidiger Textur und einer sehr gut maskierten Hopfenbittere – all dies korrespondiert sehr schön mit den retronasalen Fruchtaromen, die wieder das ganze olfaktorische Spektrum aufgreifen, das orthonasal schon aufgeboten wurde. Einschließlich des feinen Kräuteraromas.

Der Abgang legt die feine Bittere nun offen, dadurch wird verhindert, dass die Fruchtaromen das Biere zu süßlich und klebrig wirken lassen. Gleichzeitig wird eine ganz zarte alkoholische Wärme spürbar.

Dachsbräu – Weizenbock (7,0%)

Das Bier hat eine dunkelkupferne Farbe, ist milchig trüb und entwickelt nicht übermäßig viel Schaum.

Der Duft ist fruchtig-estrig, was für einen Weizenbock durchaus typisch ist. Bananige und aprikosige Aromen spielen die erste Geige. Dahinter aber verbirgt sich eine säuerlich-dumpfe Note mit einem extrem feinen Hauch Buttersäure – beides von den Fruchtaromen nicht völlig maskiert.

Der Antrunk bestätigt bereits: Hier liegt irgendeine Infektion vor. Es schmeckt deutlich säuerlich, hinzu kommt eine etwas dumpfe Note, und als das Bier die Zunge und den Gaumen erreicht, machen sich auch die – zugegebenermaßen (und glücklicherweise) sehr zaghaften – Buttersäurearomen wieder bemerkbar.

Nach dem Schluck wird es nicht besser. Eine feine alkoholische Wärme, die einer gewissen Schärfe nicht entbehrt, kommt noch hinzu.

Nee, da ist irgendwas im Bier. Das ist schon leicht gekippt. Man könnte es zwar noch austrinken, aber ein Vergnügen ist es nicht mehr.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt noch drei Wochen in der Zukunft. Nicht viel, aber immerhin!

Maisel & Friends – Mariana White – Dry-Hopped Weizenbock( 7,5%)

Das Bier ist mit Mariana gehopft, nicht mit Mandarina. Aber die Farbe, die ist trotzdem ein schönes Mandarin, also ein leuchtendes, helles Orange. Zusammen mit der schönen, gleichmäßigen Trübung und dem schneeweißen Schaum sieht das Bier richtig schick aus.

Der Duft ist komplex. Im ersten Moment dominieren Tropenfruchtaromen – Mango, Papaya und Aprikose. Dann kommen aber auch kräuterige Aromen hinzu, die mit dem Wärmerwerden des Biers auch intensiver werden, bis sich irgendwann ein recht deutliches Liebstöckelaroma bemerkbar macht.

Der Antrunk ist süßlich und etwas kremig, aber sowie das Bier den Zungengrund und den Gaumen erreicht, schlägt die Hopfenbittere schonungslos zu. Die Frucht- und Kräuteraromen sind zwar immer noch da, besonders retronasal, aber die Bittere dominiert den Gesamteindruck.

Sie ist es auch, die im Abgang bestimmend bleibt. Nach dem Schluck klingen die Fruchtaromen rasch ab, die Liebstöckelaromen erweisen sich als standhaft, aber am ausdauerndsten zeigt sich die Hopfenbittere. Sie sorgt für trockene Schleimhäute und einen deftig-kernigen Gesamteindruck.

Spannend.

Karg – Bio Hefeweißbier (5,0%)

Eine sehr schöne und kräftige Farbe – für ein klassisches Hefeweißbier schon sehr dunkel, sehr weit in Richtung Kupfer gehend. Die Trübung ist intensiv, Teile der Hefe schwimmen in dickeren Plocken im Bier herum, und ein erklecklicher Anteil bleibt als dicker Bodensatz in der Flasche kleben. Über dem Bier bildet sich eine üppige, leicht gelblich wirkende Schaumdecke aus, die sehr fest wirkt und sehr lange hält.

Der Duft ist eher zurückhaltend. Er geht in die Gewürznelkenrichtung mit feinen Noten von Kümmel, aber auch etwas Banane im Hintergrund.

Der Antrunk ist frisch mit einem feinen, säuerlich-erfrischenden Touch. Auf der Zunge wird das Bier dann vollmundig-kremig, die Hefe wird ebenfalls gut spürbar. Auch retronasal bleibt das Aroma sehr zurückhaltend und geht nun ein wenig in eine allgemein hefige Richtung – die Gewürznelken- und Fruchtaromen verblassen langsam.

Nach dem Schluck werden die Schleimhäute am Gaumen und im Rachen ein wenig rau, was die Harmonie des Biers etwas stört, aber bei weitem noch nicht unangenehm ist.

Man merkt, dass das Bier knapp über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegt, aber es ist bei weitem noch nicht umgeschlagen oder gar untrinkbar. Im Gegenteil: Solide und ordentlich.

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