Mitbringsel
sind immer willkommen (12)

Wir tragen Eulen nach Athen …

Wir haben uns schon ewig nicht mehr alle drei getroffen. Mal ich mich mit Dominik, mal er sich mit Frank, oder Frank sich mit mir. Aber heute, am 7. März 2025, treffen wir uns alle drei gemeinsam, und zwar zum Tag der offenen Flasche im KommproBier in Langenargen.

Anlässlich des längst überfälligen Treffens haben beide, Frank und Dominik, jeweils einen Sixpack Bier für mich dabei – und tragen damit gewissermaßen Eulen nach Athen, denn hier im KommproBier gibt es nun wirklich genügend Bier. Egal, aus welchem Land, egal, welche Sorte, es ist von allem genug da.

Aber natürlich sind die beiden Sixpacks auch nicht zum sofortigen Verzehr gedacht, sondern sie werden mitgenommen und zuhause in Ruhe verkostet.

Bildergalerie

Das gibt dann wieder viele und ausführliche …

Verkostungsnotizen

Ottakringer – Lager (4,7%)

Ein Lager ist ein Lager ist ein Lager.

Das österreichische Märzen ist eh schon ein sehr schlankes, hochgespundetes Bier mit wenig Ecken und Kanten. Und wenn man es dann Lager nennt – tja, was soll sich dann groß ändern?

Vielleicht eine etwas geringere Spundung. Vielleicht ein Hauch mehr Hopfen. Aber nur ein Hauch.

Goldgelb und blank filtriert steht es vor mir, der schneeweiße Schaum schön anzusehen, leider aber nicht sehr lange haltbar.

Der Duft sehr zurückhaltend, mit einer feinen Malznote, dem eben schon erwähnten Hauch Hopfen und etwas flüchtigem Aroma von grünen Äpfeln – Acetaldehyd.

Der Antrunk spritzig und recht dünn, ebenso das Mundgefühl. Wässrig klingt immer so negativ, wäre aber eigentlich hier durchaus angebracht. Aalglatt geht das Bier durch den Schlund, und erst nach dem Schluck kommt ein sachtes Hopfenaroma retronasal zum Vorschein. Ganz zart und fein nur, verschüchtert regelrecht, als traue es sich gar nicht so recht allein auf die sensorische Bühne …

Bevog Brauhaus – Helles Export Spezial Lager (4,6%)

„Ja wat denn nu?“, ist mein erster Gedanke, als ich das Label auf der Dose lese. Helles? Export? Spezial? Lager? Welcher Bierkenner ist denn in der Lage, den Unterschied zwischen diesen vier Bezeichnungen zu schmecken? Zumal es eh keine bindenden Richtlinien gibt, nach denen sich einfallsreiche und kreative Brauer richten müssten …

Ach, herrje …

Das Bier ist hellgelb, ganz leicht trüb und trägt einen sehr schönen, schneeweißen und sehr stabilen Schaum, der gleichmäßige Schaumringe im Glas hinterlässt. Optisch ein Genuss!

Der Duft ist sehr weich, malzig, ganz leicht an Biskuit erinnernd.

Der ob der geringen Spundung ebenso weiche Antrunk sagt mir sehr zu. Auf der Zunge ist das Bier malzig, geradezu kremig in der Textur, und sehr schön zart ausbalanciert. Retronasal kommt eine hauchzarte Zitrusnote hervor, die aber rasch wieder abklingt.

Nach dem Schluck ist eine sehr leichte Hopfenbittere zu spüren – auch sie klingt sehr rasch ab.

Ruckzuck ist das Bier nur noch Erinnerung.

Schlossbrauerei Autenried – Schlossbräu Kupfer (6,2%)

Ein großes Lob an die Brauerei, der Versuchung widerstanden zu haben, dieses Bier „Bernstein“ zu nennen. Kupfer passt doch viel schöner und ist auch viel eindeutiger als Bernstein, den es ja immerhin in allen Schattierungen zwischen fast weiß und fast schwarz gibt. Andernfalls das berühmte Bernsteinzimmer ja auch ziemlich langweilig ausgesehen hätte …

Das Bier hat eine schöne, leuchtende Kupferfarbe, ist leicht trüb und trägt einen dezent gelblich schimmernden Schaum, der leichte Schaumringe im Glas hinterlässt.

Der Duft überrascht mich. Ich habe mit Brotkruste und intensiven Malzaromen gerechnet und stoße stattdessen auf fruchtige, leichtfüßig an Aprikosen, Pfirsiche und Litschi erinnernde Noten!

Der dezent süßliche Antrunk setzt die Aromenkaskade harmonisch fort. Immer mehr Fruchtnoten spüre ich. Auf der Zunge bemerke ich eine angenehme Malzsüße, retronasal werden die Früchte immer komplexer, immer ausgeprägter. Und das Schöne ist: Die Düfte und Aromen bleiben bei aller Komplexität blitzsauber, total clean, ohne jeden Störfaktor.

Sachte schlucke ich, und die Begeisterung bleibt: Eine geradezu an einen sommerlichen Obstkorb erinnernde Süße klassischer, mitteleeuropäischer Obstsorten mit nur ganz zurückhaltenden Tropenfruchtanklängen.

Was für eine schöne Komposition!

Ritterguts Gose – Original (4,7%)

Die Farbe ist dunkelgelb mit einer deutlichen, gleichmäßigen Trübung. Der Schaum ist nicht der Rede wert, er entwickelt sich kurz und fällt dann rasch zusammen.

Der Duft ist dezent – nur ganz leichte kräuterige Noten und ein säuerlich erfrischender Hauch sind zu spüren.

Der Antrunk ist spritzig-frisch, und von Beginn an sind sowohl die leichte Säure als auch die fein ausbalancierte mineralische Note zu spüren. Angenehm und erfrischend. Retronasal kommt ein feiner zitroniger Spritzer hinzu, wohl vom hinzugegebenen Koriander.

Nach dem Schluck hinterlässt das Bier trockene Schleimhäute, die sich allerdings auch ein wenig rau anfühlen. Das gibt einerseits Durst auf den nächsten Schluck, was ich gut finde, wirkt auf Dauer aber ein bisschen kratzig.

Brauerei Kundmüller – Weiherer Bock (6,6%)

Das Bier hat eine schön goldene Farbe, ist blank filtriert und bildet nur sehr zurückhaltenden und auch nicht lange haltbaren Schaum aus.

Der Duft ist intensiv malzig mit kräftigen Honigaromen und einer geradezu kremig wirkenden Textur – dieses Bier zu riechen ist, wie die Nasenschleimhäute mit einer Pflegekreme sanft einzukremen.

Vergleichbar weich und kremig ist der Antrunk, begleitet von gerade so viel Kohlensäure, dass das Bier nicht klebrig zu wirken beginnt. Auf der Zunge spüre ich dann seine runde Fülle, seine Vollmundigkeit und den voluminösen Malzkörper. Retronasal kommt der Honig mit aller Kraft hervor, während sich auf der Zunge an den Rändern und hinten am Gaumen eine gut spürbare Hopfenbittere bemerkbar macht – angenehm, und den ansonsten mastig wirkenden Eindruck sanft, aber nachdrücklich ausbalancierend.

Nach dem Schluck sinniere ich dem Bier einen Moment hinterher, spüre die sachte abklingenden Honigaromen, denen nun auch eine kräuterige Würze eigen ist. Ein komplexes Bier für den langsamen und bewussten Genuss.

Und der Blick auf das Etikett mit der langen Liste der internationalen Auszeichnungen für dieses Bier zeigt mir: Ich bin mit meinen Eindrücken nicht allein: Das ist was wirklich Gutes!

Brauerei Ried – Rieder India Pale Ale (6,0%)

Oh, ein richtig schönes, klassisches India Pale Ale aus dem Innkreis – toll!

Die Farbe ist ein schönes, leuchtendes Mittelbraun (auf dem Etikett wird von bernsteinfarben schwadroniert, in konsequenter Verkennung der Farbenvielfalt echten Bernsteins). Das Bier ist leicht trüb und trägt einen schönen, festen und haltbaren, beigefarbenen Schaum.

Der Duft ist kräuterig und harzig und erinnert an einen Kiefernwald in der Sommersonne. Wunderschön würzig! Und auch hier: Das Etikett behauptet „exotisches Fruchtaroma“, das nur mit viel Phantasie in die herrliche Terpen-Sinfonie hinein zu interpretieren ist.

Vom ersten Moment an gibt sich das Bier harzig und kräuterig – beim Antrunk, auf der Zunge und auch im Rachen nach dem Schluck. Eine angenehme Trockenheit macht sich auf den Schleimhäuten breit, zieht sie ganz dezent zusammen, adstringiert also ein wenig, und macht eine unbändige Lust auf den nächsten Schluck. Gleichzeitig werden die harzigen Aromen, die so schön an Nadelwald erinnern, retronasal ganz intensiv.

Wäre die Bittere an den Zungenrändern nicht einen Hauch zu rau … dieses Bier hätte fast fünf Sterne verdient.

Hochdorfer – BarbaraBock (8,5%)

Der Bock leuchtet in einer dunklen, rubinroten Farbe und zeigt einen herrlichen Glanz. Der feinporige, beigefarbene Schaum ist kremig und in Resten sehr langzeitstabil – obwohl er sich nicht üppig ausbildet, hinterlässt er trotzdem schöne Brüsseler Spitzen im Glas.

Der Duft ist malzig mit feinen Waldhonignoten und einem leicht röstigen Fundament, das ein wenig an getoastete Eichendauben erinnert.

Der Antrunk ist weich und rund, fast schon ein wenig viskos, und auf der Zunge breitet sich das Bier in opulenter Fülle aus. Warm umschließt der Malzkörper Zunge und Gaumen, und retronasal spüre ich erneut den Waldhonig und das leicht angebrannte Eichenholz.

Eine durchaus kräftige, angesichts des Malzkörpers aber überhaupt nicht dominante oder gar kernige Hopfenbittere wird nach dem Schluck spürbar, ebenso wie eine ganz leichte und angenehme alkoholische Wärme.

Ein Bier für den langsamen und sehr bewussten Genuss.

Familienbrauerei Bauhöfer – Winterbock – Doppelbock (7,5%)

Formal ist das Bier seit einer Woche abgelaufen – jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums. Aber, hey! Das ist ein Doppelbock. Und bei Bauhöfers wird offensichtlich penibel und hygienisch gearbeitet! Das Bier ist jedenfalls vorzüglich!

Dunkelkupferfarben und blank filtriert steht das Bier im Verkostungsglas. Wäre nicht die schöne, rötlichbeige Schaumschicht (die leider nicht sehr lange hält), sähe das Ganze wie ein Cognac aus.

Der Duft ist kräftig malzig mit einer schönen, ausgeprägten Honignote und einem feinen Whiff von Liebstöckel im Hintergrund, der sich sehr schön in das Gesamtaroma einfügt.

Rund und weich fließt das Bier dann auf die Zunge. Malz steht mächtig im Vordergrund und verleiht dem Bier einen fast schon etwas viskos wirkenden Körper. Es ist süßlich, intensiv süßlich sogar, aber nicht zuckrig. Eine angenehme, präsente, aber nicht dominierende Bittere hält den Malzkörper in Schach und verhindert eine saturierende Mastigkeit.

Nach dem Schluck wird die Bittere im Rachen noch deutlicher spürbar. Gleichzeitig entwickeln sich die Honignoten retronasal auf’s Angenehmste weiter – jetzt auch ohne Maggikraut.

Ein sehr schönes Bier, das, wie ich vermute, durch die unbeabsichtigte Überlagerung sogar noch gewonnen haben könnte.

Loncium – Carinthipa – Session India Pale Ale (5,6%)

Also, bei einer Bezeichnung als „Session“-Bier hätte ich eher einen Alkoholgehalt von unter viereinhalb Prozent erwartet. Höchstens! Aber sei’s drum.

Im Glas zeigt sich das Bier hellkupferfarben, nach vorsichtigem Einschenken fast klar (der Bodensatz kommt dann erst später hinzu und macht das Bier leicht krümelig trüb) und mit einem altweißen, ausgeprägten und lange haltbaren Schaum.

Der Duft ist hopfenbetont, kräuterig-würzig mit den typischen IPA-Fruchtnoten eher im Hintergrund.

Das Bier zeigt im Mund eine feine Restsüße, bleibt dabei aber recht schlank. Die Bittere ist präsent, aber zunächst nicht dominant, so dass der Eindruck für ein IPA in der Tat recht „sessionable“ wirkt. Retronasal identifiziere ich leichte Harz- und Kräuternoten, vielleicht ein Hauch Rosmarin. Die bitteren Früchte sind auch wieder dabei, spielen aber immer noch die zweite Geige.

Nach dem Schluck wird die Bittere plötzlich sehr kräftig und deftig. Es bildet sich regelrecht eine raue Schicht auf den Schleimhäuten, die sogar etwas kratzig zu wirken beginnt. Das hätte ich so nicht erwartet und bin überrascht. Die Bittere hält dann auch eine ganze Weile an und wird so in der Rückschau zum dominierenden Element der Sensorik dieses Biers.

Ritterguts Gose – Bärentöter – German Sour Gose Bock (6,6%)

Das Bier hat eine schöne, rotbraune Farbe, die an sehr dunkles Kupfer erinnert. Es ist bei vorsichtigem Einschenken klar; wenn der Bodensatz ins Glas kommt, wird es leicht und gleichmäßig trüb. Der Schaum bildet sich zunächst sehr ansehnlich aus, fällt dann aber blitzschnell und ohne Spuren zu hinterlassen in sich zusammen.

Der Duft ist sehr zurückhaltend – ich spüre lediglich eine dezente Waldhonignote, die von einer ganz feinen Säure begleitet wird.

Bereits unmittelbar beim Antrunk wird eine deutlich salzige Mineralität spürbar, die die begleitende, feine Säure rücksichtslos an die Wand drückt. Der erste Eindruck lautet also „salzig!“. Auf der Zunge bleibt das für einen Moment so, aber dann wagt sich die Säure doch auf die Bühne und beansprucht Raum. Gleichzeitig weichen die orthonasal noch spürbaren Waldhonigaromen; retronasal kommen stattdessen leichte Fruchtester zum Vorschein, die an helle Stachelbeeren und Quitten erinnern. Auch eine gewisse Malzsüße ist spürbar.

Nach dem Schluck geschieht mehrerlei gleichzeitig: Im Rachen wird eine feine Bittere spürbar. Die Säure nimmt weiter überhand. An das Salz gewöhnen sich Zunge und Gaumen dahingehend, dass es nicht mehr nur salzig schmeckt. Und es bildet sich ein seifig-alkalischer Belag auf den Schleimhäuten (hört sich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist).

Sehr interessante Effekte, die dieses Bier von der „normalen“ Gose (was ist an einer Gose schon normal …) doch sehr deutlich unterscheiden.

Brauerei Schloss Eggenberg – Samichlaus Classic [2023] (14,0%)

Was soll man zu diesem Wunderwerk noch schreiben? Zu diesem Bier, das schon von tausenden von Bierliebhabern in den höchsten Tönen bis in den Himmel gelobt worden ist?

Soll ich zur wunderschönen, rötlichbraunen Farbe etwas schreiben? Dazu, dass das Bier blank filtriert ist? Dazu, dass es (Kunststück bei vierzehn Prozent Alkohol) gar nicht so recht Schaum ausbilden mag?

Oder zum malzig süßen Duft mit seinen feinen Noten von Schokolade, dunklen Früchten, Röstmalz, Trockenpflaumen und Madeirawein?

Vielleicht gar zu seinem zuckersüßen, sämig-viskosen Antrunk und der dann folgenden Aromenexplosion auf der Zunge und am Gaumen, mit all den Facetten, die eben schon zu erschnuppern waren und sich nun noch mit einer feinen Röstbittere und ganz dezenten Kakao- und Mokkaaromen paaren?

Oder schließlich zu seinem vollen, runden, dezent alkoholisch wärmenden Abgang, der, einem guten Weinbrand gleich, jeden einzelnen Tropfen in all seiner Macht spüren lässt und ein Gefühl der Ruhe und Behaglichkeit sich ausbreiten lässt?

Ach, ich glaube, ich lasse es lieber.

Mohrenbräu – Eisbock Jahrgang 2019 (10,0%)

Geradezu sämig und leicht viskos wirkt dieses leuchtend kupferfarbene, fein trübe Bier beim Einschenken, und es bildet nur eine ganz leichte, flüchtige Schaumschicht aus. Es sei ihm verziehen.

Der Duft ist angenehm weich, geradezu kremig. Feine Honignoten identifiziere ich, ein wenig getrocknete Aprikosen und etwas Cranberry. Sehr schön!

Im Mund paaren sich die weiche Kremigkeit des runden, satten Malzkörpers mit einer fein bizzelnden Säure, die vielleicht nicht nur von der Kohlensäure her stammt, sondern in ihrer Art ein wenig an das Bizzeln von umgekipptem, ganz leicht angegorenem Früchtekompott erinnert. Eine kraftvolle Süße ist zu spüren, und retronasal, jetzt ganz intensiv, vor allem die Honignoten.

Nach dem Schluck kommt eine feine Hopfenherbe hinzu, die sich mit der gleichzeitig auftretenden, schönen alkoholischen Wärme aufs Beste verträgt.

Ein sehr schönes Bier.

Nur das Etikett bringt mich zum Nachdenken. Eisbock Jahrgang 2019 steht dort. Und gleichzeitig, auf der Rückseite „… wird mit einer Haltbarkeit von zehn Jahren hergestellt“. Wie sich diese beiden Aussagen mit dem angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum von September 2030 vertragen, erschließt sich mir rechnerisch nicht …

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