Tauschpaket aus Rödermark
Rödermark
DEU

Das mittlerweile neunte Tauschpaket aus Rödermark ist da – diesmal als Doppelpaket!

Wow, tief beeindruckt baue ich die „Strecke“ vor mir auf. Neunzehn Flaschen und Dosen sowie zwei Ausgaben des BDM – des Bierdeckel-Magazins der Förderergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V.

Da habe ich jetzt nicht nur viel zu trinken, sondern auch einiges zu lesen.

Bildergalerie

Ein herzliches Dankeschön geht nach Südhessen, und dann mache ich mich mal gleich an die Arbeit und schreibe meine …

Verkostungsnotizen

Martinsbräu Marktheidenfeld – Märzen (5,4%)

Schön, wenn sich eine Bügelflasche mit einem kräftigen Plopp öffnen lässt. Am besten auf dem Balkon, dann wissen die Nachbarn auch Bescheid!

Die schöne Kupferfarbe gefällt mir, ebenso, dass das Bier blank filtriert ist. Lediglich der altweiße Schaum könnte etwas feinporiger und vielleicht ein bisschen länger haltbar sein.

Der Duft ist nur dezent, malzbetont und mit ein paar feinen, brotigen Noten.

Der erste Eindruck auf der Zunge ist süßlich, aber nicht zuckrig. Feine Malznoten mit kuchenteigartigem Aroma und feinen Brotnoten machen sich breit; die Spundung ist eher zurückhaltend – das Bier wird dadurch recht weich. Ein mittelkräftiger Körper wirkt gehaltvoll.

Nach dem Schluck ist eine zurückhaltende Hopfenbittere spürbar – gerade so viel, dass die Malzsüße schön ausbalanciert wird.

Brauhaus Bergmann – Berndstein – Bio-Kellerbier (4,9%)

Oha, eine Bierflasche, deren Etikett im Bier-Bullshit-Bingo alle drei Felder besetzt: Bernsteinfarben, süffig und lecker …

Das Bier ist dunkelgelb, fast schon orange, dabei gleichmäßig trüb mit einem feinen Graustich durch die Trübung. Der Schaum ist altweiß und nicht wirklich beeindruckend.

Der Duft ist malzbetont mit einer leicht süßlich wirkenden Fruchtnote, die an einen überreifen, vielleicht schon braun gewordenen Apfel erinnert.

Der weiche Antrunk und der erste Eindruck auf der Zunge schreiben diesen Eindruck fort und lassen mich an Friedrich Schiller denken, der angeblich den Geruch fauler Äpfel brauchte, um dichten zu können. Die Restsüße ist relativ hoch; eine Hopfenbittere nur sehr dezent spürbar.

Nach dem Schluck bleibt es dabei. Die Hopfenbittere ist nur schwach ausgeprägt (auch wenn sie gegen Ende etwas besser zu identifizieren ist), Malzsüße und angeditschte Äpfel prägen das Aroma.

Landwehr-Bräu – Bauernseidla (4,9%)

Das Bier hat ein sehr schöne, satte, dunkelgelbe Farbe – je nach Lichteinfall noch dunkles Stroh oder schon helles Rotgold. Es ist blank filtriert und bildet eine nicht zu üppige, aber schön feinporige und schneeweiße Schaumkrone aus.

Der Duft ist malzig mit feinen Noten von frischem Getreide und einem metallischen Hauch im Hintergrund.

Sanft und rund fließt das Bier aus dem Glas auf die Zunge; eine angenehme Rezens macht das Bier erfrischend. Der Malzkörper ist mittelstark ausgeprägt, an den Zungenrändern zeigt sich eine feine Bittere, und retronasal sind Malz, Getreide und ein wenig Metall wieder präsent.

Nach dem Schluck verschwindet der malzige Eindruck rasch. Das Bier zeigt sich trockener, die Herbe bleibt fein, wird aber präsenter, und was die Sensorik bis zum Schluss begleitet, ist der metallische Hauch.

Eine Tropfenprobe auf dem Handrücken zeigt beim Schnuppern: Es ist tatsächlich ein gewisser Eisengehalt spürbar.

Born Brewing – Hafenviertel Helles (4,9%)

Leider schon seit geraumer Zeit über dem Mindesthaltbarkeitsdatum und ziemlich muffig. Daher ohne weitere Bewertung.

IGBier Privatbrauerei – Durstmacher – Das würzige Lager (4,9%)

Ebenfalls schon über dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Dumpfe und lösungsmittelartige Aromen dominieren. Daher ohne weitere Bewertung.

Hösbacher Leuchtturm – Hefeweizen Hell (4,9%)

Das Bier präsentiert sich im Glas dunkelgelb und kräftig trüb mit einigen Hefebröckchen. Der Schaum ist beim Einschenken stilgerecht, fällt aber relativ rasch zusammen.

Der Duft ist süßlich mit Aprikosen- und Bananennoten.

Der Antrunk ist frisch und rund, auf der Zunge wirkt das Bier süßlich, fast schon ein wenig zuckrig, mild und weich. Retronasal kommen recht rasch die Fruchtnoten hervor, sie drehen ein wenig von der Banane weg in Richtung Ananas und Mango; die Aprikose bleibt erhalten. Eine Bittere ist kaum zu spüren.

Nach dem Schluck werden die retronasalen Aromen noch für einen kurzen Moment etwas intensiver, dann klingt das Bier recht rasch und schön gleichmäßig ab. Die Hopfenbittere bleibt fast nicht spürbar.

Kohlecraftbräu – Kellerbier (5,2%)

Das Bier hat eine schöne und volle, dunkelgelbe Farbe. Es ist gleichmäßig trüb und trägt eine angemessene Schaumkrone, die allerdings nicht sehr lange hält.

Der Duft ist fruchtig-süßlich mit feinen Bananennoten, fast wie bei einem Weißbier. Dahinter versteckt sich ein leichtes, eher dumpf-erdiges Aroma.

Beim Antrinken stelle ich bereits fest: Das Bier hat einen feinen Säurestich. Der Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (noch sieben Monate in der Zukunft) macht mich traurig. Dass Kleinbrauereien nicht die gleiche mikrobiologische Hygiene haben wie die großen Konzerne, mag vielleicht nachvollziehbar sein (vielleicht …), aber dann mögen sie doch bitte keine so langen Mindesthaltbarkeitsdaten draufschreiben …

Denke ich mir die Säure weg, schmecke und rieche ich ein solides Kellerbier ohne Höhen und Tiefen. Aber so, mit der Säure, bin ich leider rundum enttäuscht.

Brauhaus Wiesen – Mönchsgeheimnis – Bayrisch Hell (4,9%)

Ein Bier, gebraut für die Franziskanische Gemeinschaft von Betanien.

Im Glas zeigt es sich kräftig gelb mit einer leichten Eiweißtrübung und wenig, nicht sehr lange haltbarem Schaum.

Der Duft weist ein paar Alterungsaromen auf – ein bisschen dumpfer Honig, ein wenig feuchtes Papier.

Der Antrunk ist rund und weich, lässt aber Frische vermissen. Auf der Zunge spüre ich etwas Malzkörper mit Teignoten, gleichzeitig retronasal aber auch schon „Alterungshonig“. Das verstärkt sich nach dem Schluck noch etwas.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist gerade mal um vier Tage überschritten, in dieser kurzen Zeit kann das Bier seinen Charakter nicht grundlegend verändert haben. Insofern: Ein weiteres Opfer eines völlig aus den Fingern gesogenen Mindesthaltbarkeitsdatums.

Kohlecraftbräu – Pilsken (5,0%)

Leider ist auch die zweite Flasche aus dieser mir bisher noch unbekannt gewesenen Kleinbrauerei recht deutlich sauer. Und auch hier gilt: Denke ich mir die Säure weg, schmecke und rieche ich ein solides Pils ohne Ecken und Kanten. Aber so, mit der Säure, bin ich leider rundum enttäuscht.

So schade. Warum, warum nur schreibt man ein unrealistisch optimistisches Mindesthaltbarkeitsdatum auf die Flasche (15. November 2025, das ist mehr als ein halbes Jahr in der Zukunft), wenn das Bier mit einer schwierigen Mikrobiologie zu kämpfen hat?

Schwind Bräu – Aschaffenburger Rotgold (5,1%)

Rotgold ist kein Bierstil, sondern eine Farbe. In diesem Fall eine sehr schöne. Blank filtriert ist das Bier außerdem, und es trägt einen ordentlichen, kremigen Schaum.

Der Geruch lässt mich an ein rundes, würziges, malziges und leicht brotiges Wiener Lager denken.

Der weiche und brotteig-malzige Antrunk mit niedriger Spundung passt ebenfalls zu diesem Stil. Vollmundig, weich und rund füllt das Bier den Mund aus, präsentiert sich herz- und nahrhaft. Die Malzsüße ist ausgeprägt, eine Bittere ist zwar vorhanden, aber nur sehr dezent und zurückhaltend.

Trotz großer Fülle läuft das Bier aber recht gut und wird nicht zu sättigend – das ist für ein Wiener Lager nicht selbstverständlich.

Sehr gelungen.

Ach, und übrigens: Das Bier ist ein paar Wochen über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus. Und trotzdem vorzüglich. Geht doch!

Rulor Bräu – Helles (5,0%)

Das Bier hat eine kräftig-dunkelgelbe Farbe und nach vorsichtigem Einschenken eine nur ganz feine Trübung. Der Schaum entwickelt sich üppig und beweist eine bemerkenswert lange Haltbarkeit – einschließlich schöner Trinkränder im Glas.

Der Duft ist herb, ein bisschen rau und weist ein paar feine Kartonnoten auf.

Der Antrunk ist ebenfalls etwas rau, fast schon leicht kratzig. Auf der Zunge wirkt das Bier kantig-herb, und nach dem Schluck setzt sich dieser Eindruck einer sich etwas kratzbürstig gebenden Bittere stetig fort.

Kann man trinken, aber ein paar eher aromatische Hopfenakzente statt ausschließlicher direkter und rauer Bitterkeit wären schon schön gewesen.

Brauhaus Wiesen – Wiesener Räuberweisse (5,2%)

Eine schöne und kräftige, fast schon ins Orangene gehende Farbe, eine ebenso kräftige Trübung, ein schöner Schaum – die Optik passt hervorragend.

Der Nase präsentiert dieses Bier kräftige Bananenaromen, eine feine Aprikosennote im Hintergrund und ein paar florale Akzente.

Das Bier ist gleichzeitig spritzig und vollmundig-rund, so wie ein gutes Weißbier sein soll. Eher zum Abbeißen als zum Trinken. Weich und mit einer ordentlichen Portion Restsüße ergießt sich das Bier über die Zunge, zeigt fast keine Bittere und erfreut mit einem kuschelweichen Abgang. Retronasal noch mal Banane und Aprikose, und dann klingt das Bier sauber und gleichmäßig ab.

IGBier Privatbrauerei – Kurzurlaub – Lager (4,9%)

Dezent über dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Die helle Farbe ist in Ordnung; die dezente Trübung ist auch noch okay. Dass das Bier mich nach dem Öffnen der Flasche allerdings freundlich begrüßt und insbesondere im Glas über alle Maßen aufschäumt, gefällt dann nicht mehr.

Der Geschmack ist grundsätzlich zwar noch in Ordnung, aber dumpfe Alterungsaromen sind schon deutlich spürbar. Daher ohne weitere Bewertung.

Maulaff Bräu – Maulaff Original (5,2%)

Ein mittelgelbes, dezent trübes Bier mit einem recht üppigen und sehr lange haltbaren Schaum, der leichte Trinkränder hinterlässt.

Der Duft ist malzbetont mit feinen Honignoten; ein wenig mehr Frische wäre wünschenswert.

Der Antrunk ist weich rund, etwas süßlich. Auf der Zunge gibt sich das Bier recht voll, mit wenig Hopfenbittere und nur geringer Rezens. Der Schluck ist mild und sahnig, aber auch hier: Ein wenig mehr Frische täte nicht schaden!

Das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt noch gut zwei Monate in der Zukunft.

Postbrauerei Altusried – ‘s Helle (4,9%)

Das Bier ist dunkelgelb, kräftig trüb und trägt einen feinen, kremigen Schaum, der sich zwar nicht allzu üppig entwickelt, aber dafür ewig lange hält.

Der Duft ist malzig mit feinen Honignoten und einer leicht dumpfen Säure im Hintergrund.

Der Antrunk: Huch, da ist die Säure wieder. Das Bier ist schon leicht gekippt. Formal darf es das, das Mindesthaltbarkeitsdatum ist überschritten. Andererseits überrascht es immer wieder, wenn Biere, die gerade mal ein paar Tage „drüber sind“, schon säuerlich und dumpf sind. Da bei peinlichst sorgfältiger Hygiene und einer sauerstofffreien oder zumindest sehr, sehr sauerstoffarmen Abfüllung Bier (auch naturtrübes, unfiltriertes) seine Charaktereigenschaften ziemlich lang erhalten kann, wundere ich mich immer wieder, wenn Biere schon rund um das MHD kaum noch trinkbar sind.

Insofern: Verzichten wir auf eine detailliertere Bewertung.

Die Fleischgalerie – Lagerbier Urtyp (4,8%)

Hobbybrauerbier? Hausbrauerbier? Etikettenbier?

Ich werde es wohl nicht erfahren …

Es ist ein Bier „gebraut für ‚Gourmetevent‘ Jochen Merz“. Noch fast zwei Monate bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum.

Im Glas ist das Bier dunkelgelb bis strohgold. Es weist eine ganz fein opalisierende Trübung auf und trägt einen in jeder Hinsicht durchschnittlichen Schaum.

Der Duft weist erste Alterungsnoten auf.

Der Antrunk ist metallisch und ein wenig dumpf. Honignoten und etwas Karton sind neben dem kräftigen, aber erdigen Malzcharakter die dominierenden Aromen. Im Abgang verliert das Bier weiter an Frische.

Für das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum jedenfalls schon zu früh gealtert.

IGBier Privatbrauerei – Stammtisch – Hefeweizen (5,2%)

Die Farbe ist ein dunkles Gelb, fast schon ins helle Kupfer gehend. Bei zwangsweise (wegen Gushing) nur teilweisem Einschenken des Flascheninhalts ist das Bier verhältnismäßig klar. Es schäumt ins Unendliche, und der Schaum bleibt ewig stehen – genährt von nicht enden wollenden Ketten feiner Kohlensäurebläschen.

Der Duft ist süßlich-fruchtig mit Noten von Banane und Aprikose und einem leichten Honigaroma im Hintergrund.

Der Antrunk wirkt zuckrig-süß, ein Eindruck, der sich auch auf der Zunge und im Mund fortsetzt. Retronasal werden die fruchtigen Aromen süßlicher und künstlicher, das Bier wirkt regelrecht parfümiert. Der süße und ansonsten ereignislose Abgang stimmt nicht glücklich.

Dos Equis – Lager Especial (4,2%)

Fabrikbier aus Mexico? Klingt interessant …

Das Bier ist hellgelb und blank gefiltert. Der sich nur zurückhaltend zeigende Schaum verschwindet rasch wieder.

Der Duft ist mild-malzig, schamhaft zurückhaltend (gschamig, würde der Bayer sagen) und hat eine feine Note, die an Mais erinnert. Ist da eigentlich Mais drin? Die Beschriftung auf der Dose verrät nix …

Der Antrunk ist sehr weich und dünn, kaum besser das Gefühl auf der Zunge und am Gaumen, und nach dem Schluck rauscht das Bier unauffällig den Schlund hinunter. Retronasal? Fast nix. Ein Hauch von Malzsüße. Bittere an den Schleimhäuten? Fehlanzeige.

Man trinkt das Bier weg und fragt sich: „War da was?“

Immerhin, das muss man auch erstmal hinkriegen, ein Bier so zu komponieren.

Und zur Ehrenrettung sei gesagt: Als ich, mehr oder weniger zufallsgesteuert, eine weiße Schokolade mit Lakritz dazu esse, tut sich plötzlich etwas. Schoko, Lakritz und Bier gehen eine sehr angenehme Harmonie ein, plötzlich schmecke ich Malzaromen und fühle eine runde, geschmeidige Textur vom Bier. Was für eine schöne Überraschung!

Mahou – Clásica (4,8%)

Das Bier ist goldgelb, blank filtriert und trägt eine schöne, stabile und sehr lang haltbare Schaumkrone. Beim Trinken bilden sich dicke Schaumringe im Glas.

Der Duft ist zurückhaltend malzig mit einer feinen metallischen Note im Hintergrund.

Der spritzige Antrunk ist recht eindimensional. Auf der Zunge spüre ich eine feine Malzsüße mit dezenten Keksaromen, eine zarte Bittere am Zungenrand und eine dezente Säure – letztere vermutlich als Resultat der hohen Spundung. Retronasal kommt ein bisschen Malzaroma – erneut die Keks- und Keksteigaromen.

Nach dem Schluck bleibt eine leichte Bittere, gerade genug, um das Bier nicht süßlich wirken zu lassen.

Insgesamt ein recht ausdrucksloses, aber sauberes Bier. Ein Bier für den unbeachteten Begleitschluck.

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