Zoigl – die große Tradition in der Oberpfalz, nahe der tschechischen Grenze. Die Anwohner dürfen gemäß alter Tradition im Kommunbrauhaus Bier brauen, nehmen die Bierwürze mit heim, lassen sie dort vergären und schenken sie schließlich aus. Nicht immer, sondern immer dann, wenn das frische Bier gerade recht ist – lange genug gereift, um gut zu schmecken. Und als Zeichen, dass gerade Ausschank ist, wird ein Zeiger – der Zoigl – außen ans Haus gesteckt, meistens in Form des sechsstrahligen Brauersterns.
Wenn Ausschank ist, dann ist es in einer Zoiglstube auch voll. Rappelvoll, üblicherweise. Dann fließt das leckere und süffige Zoiglbier in Strömen, und die Stimmung ist gewaltig.
Aber es sind eben immer nur wenige Tage in jeder Zoiglstube. Das mag in Windischeschenbach oder Neuhaus kein Problem sein, dort gibt es so viele Zoiglstuben, dass immer irgendeine geöffnet ist, in den anderen Zoiglgemeinden, und so auch in Eslarn, ist das anders – dort ist der Zoiglkalender das wichtigste Utensil für den Bierreisenden.
Und so war es auch eben dieser Zoiglkalender, der uns gesagt hat, dass es genau heute, genau am 23. März 2014, angebracht ist, auf der Heimreise in Eslarn von der Autobahn abzufahren und die Zoiglstu‘m Eslarn zu besuchen. Oder die Zoiglstub’m. Oder die Zoiglstum. So ganz ist man sich da nicht einig – wir haben in der Zoigl-Stube alle drei Schreibweisen gefunden, und auf der Homepage eine vierte: Zoigl-Stum.
Pünktlich zur Mittagszeit kehrten wir hier ein, und auch wenn wir keine Möglichkeit hatten, das Kommunbrauhaus zu besichtigen, so war das leckere Bier und das preiswerte, deftige Essen doch allemal den kleinen Umweg wert.
Dunkles, gering gespundetes, aber kräftiges und süffiges Zoiglbier, dazu deftige Küche, die dem Magen eine hervorragende Grundlage für viele weitere Zoiglbiere bietet. Serviert von einer robusten Frohnatur, die in ihrer herzlichen Art die Gäste rasch für sich einnimmt. Dicht gedrängt an den Tischen, neben Einheimischen, die den Gast sofort ins Gespräch mit einbeziehen.
Ach, hier sollte man sitzenbleiben können, nicht noch viel hundert Kilometer Fahrt vor sich haben müssen! Die Gemütlichkeit genießen. In Ruhe die vielen Dekorationsartikel entdecken, die in allen Ecken und Winkeln zu finden sind. (Die Blaskapelle oben auf der Lampe oberhalb des Stammtischs haben wir erst beim Rausgehen gesehen…) Dazu nicht nur ein, sondern zwei, drei, viele Zoigl trinken. Nach der Schlachteplatte eine Pause machen und sich danach noch ein Stück Butterkremtorte gönnen. Mit feiern, mit lachen, mit singen. Und irgendwann, spät am Abend müde heimlaufen, ins Hotel, und zufrieden in den Schlaf sinken.
Ach ja, so werden wir es irgendwann einmal machen.
Heute nicht. Leider. Heute heißt es nach dem Essen und einem klitzekleinen Zoigelchen wieder ins Auto steigen und weiterfahren.
Aber irgendwann. Irgendwann ganz sicher!
Nachtrag 2. Juni 2018: Die Tour de Bier hat uns erneut nach Eslarn geführt. Zusammen mit einigen anderen Bierbegeisterten besuchten wir zunächst das Kommunbrauhaus Eslarn, wo wir uns in alle Details der Zoigl-Herstellung einweisen ließen, und nach einer kurzen Kostprobe vor Ort ging es dann in die Eslarner Zoigl-Stum. Hm, was schmeckte der Zoigl wieder gut. Das deftige Essen dazu war ebenso schmackhaft wie ungesund, und die Wirtin freute sich, uns einen Krug nach dem anderen, einen Teller nach dem anderen servieren zu können. Ach, Du wunderbare Zoigl-Kultur!
Die Eslarner Zoigl-Stum hat unregelmäßig geöffnet – die Öffnungszeiten entnimmt man zweckmäßigerweise dem Zoiglkalender. Von der Autobahn sind es zehn Minuten Fahrt, in Eslarn selbst ist das Parken kein Problem. Und Gästezimmer gibt es auch im Ort. Preiswert und gemütlich.
Eslarner Zoigl-Stum
Tillystraße 4
92 693 Eslarn
Bayern
Deutschland
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