[Blick zurück auf Juli 2023]
Na, dann pfeifen wir doch mal auf das Reinheitsgebot!
„So, auf geht’s, wir müssen los“, heißt es, und im selben Moment klingelt es an der Tür. Der Paketbote. „Hm, hast Du was bestellt? Ich nicht …“
„Nö, ich auch nicht!“ Also packt uns die Neugier, und anstatt loszueilen, wird schnell noch das Paket geöffnet.
Der Inhalt?
Natürlich Bier. Zwei Flaschen. Laut „Beipackzettel“, also dem lieben, persönlichen Brief, der beiliegt, ist die eine Flasche für den Herrn, ein frisch abgefülltes Saisonbier der Schlossborner Brauerei. Ein Ingwerbier mit einer Ingwernote in der perfekten Balance zwischen „kaum zu merken“ und „alles andere überdeckend“. Die andere Flasche ist für die Dame, die eigentlich kein Bier trinkt. Aber ein Glaab’s Spritz als Sommerdrink könnte vielleicht ihren Geschmack treffen.

Wir freuen uns riesig, richten herzliche Dankesgrüße nach Gelnhausen aus und machen uns an die Verkostung.
Verkostungsnotizen
Crafthouse4 – Schlossborner – Ingwerbier (5,5%)
Die Flasche öffnet sich mit einem kräftigen Plopp, das ist schon mal sehr schön. Nix ist schlimmer, als wenn Bügelverschlussflaschen mit einem lahmen, kraftlos dahinsiechenden Pfff … die Kohlensäure entweichen lassen.
Im Glas zeigt sich das Bier schön kupferfarben, blank und mit einem dezent beigefarbenen, schönen Schaum, der sich auch recht lange hält. Prima!
Es folgt der Duft. Fein malzig ist er, mit einem ganz leichten, zitrusfrischen Hauch im Hintergrund. Ja, man spürt den Ingwer, aber man muss schon genau hinriechen.
Der Antrunk ist frisch, mit einer angenehmen Kohlensäureschärfe, und auf der Zunge weich, rund, aber nicht zu voll. Schon gleich zu Beginn macht sich der Ingwer in der Mundhöhle breit, aber ohne Schärfe, ohne zu hohe Intensität. Lediglich eine angenehme, pointiert-balancierte Zitrusnote mit einem fast nicht zu spürenden ätherischen Hauch weist auf die besondere Zutat hin. Wie gut! Viel zu oft können sich die Brauer in ihrer Begeisterung nicht zurückhalten, und das Ergebnis ist dann zu viel des Guten.
Sanft und mit einer nur zurückhaltenden Hopfenbittere macht sich das Bier am Gaumen bemerkbar und gleitet dann ebenso sanft die Speiseröhre hinunter. Feine, ein bisschen an Zitronenkuchenteig erinnernde Noten begleiten den Schluck, lassen Malz und Ingwer noch mal kurz Revue passieren und klingen dann sanft ab.
Glaabsbräu – Glaab’s Spritz (3,5%)
Da haben wir ihn nun, den Sommerdrink. 50% untergäriges Bier und 50% Erfrischungsgetränk mit Bitterorangengeschmack. Leuchtend dunkelorange, klar, mit viel, viel roséweißem, bombenfestem Schaum.
Der Geruch? Kräftig bitterorangig. Wie das Getränk, dessen Name aus Markenschutzgründen nicht auf dem Etikett genannt werden darf … Aperol.
Der Geschmack? Aperolig. Ein spritziger, frischer, süßlicher Antrunk. Auf der Zunge bizzelig frisch, mit retronasal sehr intensiven und angenehmen Bitterorangenaromen, einer ganz dezent nur spürbaren Malznote und – leider … –- viel, viel zuckriger Süße.
Eigentlich wirklich ein toller Sommerdrink, aber die Süße macht ihn zu limonadig, zu brausig, zu wenig erwachsenendrinkig. Aber immerhin muss man ihm zugute halten: Es ist echter Zucker, kein Süßstoff. Das ist doch schon mal was!

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