Leckeres Bier, aber eine etwas gewöhnungsbedürftige Atmosphäre, so kann man unseren Blitzbesuch im Ausschank dieser winzigen Brauerei am 23. Mai 2014 vielleicht zusammenfassen.
Das Gebäude trägt außen groß die Aufschrift Brauerei Heckel, aber auf den ersten Blick sieht es aus, als sei geschlossen. Kein Licht dringt nach außen, die Tür ist geschlossen, keine Aufschrift mit Öffnungszeiten, gar nichts. Eine von vielen Kleinbrauereien, die aufgegeben worden sind?
Nein, weit gefehlt. Am späteren Abend sieht man drinnen Licht, und man hört Stimmen. Also hinein. Eine winzige Gaststube, rappelvoll, kein einziger Sitzplatz mehr frei. Eine Luft, die zum Schneiden dick ist, lautes Gelächter, mit gewaltigen Hieben werden die Spielkarten auf den Tisch gehauen, dass die Biergläser nur so scheppern.
Wir gehen bis zur winzigen Theke vor und werden von den Gästen wie von den Personen hinter der Theke misstrauisch beäugt. Auf die vorsichtige Frage, ob wir ein Bier haben könnten, die etwas schroffe Antwort: „Aber nicht hier an der Theke!“ Sitzplätze im Raum sind aber nicht frei, und so heißt es dann auf Nachfrage: „Ihr könnt’s am Bräuhaus trinken!“
Gemeint ist das schon seit vielen Jahren stillgelegte Kommunbrauhaus gegenüber, an dessen wasserseitiger Hauswand ein Tisch und eine Bank stehen. Wir nehmen unser Bier, kämpfen uns aus der überfüllten Gaststube wieder heraus und setzen uns auf die andere Straßenseite ans Bräuhaus.
Das Bier schmeckt mild und süffig, recht weich, und es ist für ein fränkisches Bier überraschend hell. Gerne mehr davon! Vielleicht ein anderes Mal, wenn nicht ganz so viel los ist und man vielleicht auch einen Sitzplatz in der Gaststube bekommt? Vielleicht wird man dann auch nicht ganz so schroff aufgenommen…
Über die Brauerei findet man nur wenig Informationen. Früher braute Heckel wohl auch im Kommunbrauhaus, aber seit dessen Stilllegung 1982 entsteht das Heckel-Bier ein paar hundert Meter weiter in der Zeubacher Straße, auf einem eigenen Sudwerk. Verkauft wird das Bier ausschließlich in der kleinen Gaststube in der Vorstadt, und dort kann man es nicht nur vor Ort trinken, sondern sich auch in Zwei-Liter-Siphons abfüllen lassen. Zur etwas schroffen Atmosphäre heißt es, es handle sich um eine raue Schale mit weichem Kern. Wenn man öfter käme, dann wären die Heckels schon sehr freundlich – es gebe halt leider zu viele Touristen, die sich in der Gaststube wie die letzten Menschen aufführen würden, und da sei man dann zunächst etwas zurückhaltend.
Über Öffnungszeiten habe ich nichts in Erfahrung bringen können, im Ort hieß es, man müsse einfach mal die Tür aufdrücken, eigentlich sei meistens geöffnet. Außer samstagabends – da sei es immer so voll gewesen und so hoch hergegangen, dass es den Besitzern zu gefährlich geworden sei. Vor dem Haus gibt es keinen Bürgersteig, und wenn ein Gast ein wenig angesäuselt aus der Tür torkelt, steht er sofort mitten auf der Straße – das sei lebensgefährlich.
Nachtrag 8. Juli 2017: Der Bayerische Rundfunk hat eine nette kleine Dokumentation über die Brauerei Heckel gedreht. In dreizehn Minuten beleuchtet sie die Geschichte der Brauerei, das Schicksal des alten und das des neuen Brauers, und ein bisschen erklärt sie auch die ganz eigene Atmosphäre, die ein Tourist vielleicht als schroff empfinden mag…
Brauerei Heckel
Vorstadt 3
91 344 Waischenfeld
Bayern
Deutschland
Be the first to comment