Das Minifestival der kleinen Brauereien auf dem Kohlmarkt in Brünn. Drei Tage lang, von Freitag bis Sonntag. Lohnt es sich, hinzufahren? Oder ist das Minifestival so mini, dass es sich nicht lohnt?
Ach, im Zweifelsfall ist es immer schön, sich in den Bummelzug zu setzen, ein paar Minuten zu fahren und dann durch Brünn zu spazieren. Ob mit oder ohne Bierfestival ist eigentlich egal. Besonders, wenn die Sonne scheint. Also steige ich in das Bähnchen, zockele in die Stadt, und drei Minuten nach Ankunft am Bahnhof stehe ich auch schon auf dem Kohlmarkt.
Nun ja, Minifestival ist in der Tat der richtige Ausdruck. Sechs oder sieben kleine Pavillons verlieren sich am Westrand des Kohlmarkts; der Rest war bis gerade eben noch vom Wochenmarkt belegt; die letzten Stände werden gerade abgebaut. Hm, bin ich jetzt enttäuscht?
Überlegen wir doch mal. Sechs oder sieben Pavillons, vielleicht auch acht. An jedem gibt es mindestens drei oder vier, manchmal auch fünf oder sechs Biere. Macht im ungünstigsten Fall 18, im günstigsten Fall 48 Biere. So oder so mehr, als ich probieren kann und will. Schließlich muss ich ja auch noch wieder heimfinden.
Also doch nicht so schlecht. Ich spaziere einmal an den Ständen lang. Moravia und Lucky Bastard sind vertreten, und Duck & Dog auch. Klar, für die ist es ja ein Heimspiel. Vysoký Chlumec sehe ich, Trautenberk, Klášter, Karlovský Minipivovar sowie Grádo und schließlich auch noch einen Stand, der querschnittlich Biere von verschiedenen Brauereien anbietet – Albrecht aus der Brauerei Frydlant, Falkenstejn, Permon, Albert, … Ist ja doch nicht so schlecht, die Auswahl.
Neugierig bleibe ich bei der Brauerei Grádo stehen. Die scheint mir neu zu sein; zumindest macht es bei mir nicht klick. In Tišnov sei sie beheimatet, erfahre ich, gar nicht so weit weg von Brünn. Und es gebe sie seit etwa anderthalb Jahren. So, so. Dann probiere ich doch einfach mal das elfgrädige Helle, das Světlý Ležák 11°. 4,2% hat es, dazu einen leichten Diacetyl-Geschmack. Ein klassisches, tschechisches Lagerbier für den Alltag. Nichts Exotisches, aber auch nichts Schlechtes. Ein Bier für den großen Durst. Beim Grillfest, im Biergarten, oder, wenn’s denn sein muss, auch beim Fußballkucken.
Viel zu schnell ist das Glas leer. Ich erzähle noch einen Moment mit den Jungs am Stand, jedenfalls so gut es ohne Tschechisch-Kenntnisse geht, und erfahre, dass das Bier in der Pension Červený Mlýn in Tišnov im Ausschank sei, und dass ich – außer montags, wenn Ruhetag ist – jederzeit dort willkommen sei.
Ich speichere mir die Information im Hinterkopf ab; vielleicht ergibt sich im Sommer die Gelegenheit, dort einmal vorbei zu fahren.
Das nächste Testbier ist das Pinia von Lucky Bastard, ein American IPA mit 14° Stammwürze. Ein bisschen graustichig sieht es aus – eine schöne, goldene Farbe hätte es sicher appetitlicher gemacht. Aber es duftet angenehm nach tropischen Früchten, gleichzeitig ein bisschen erdig und harzig, und auf der Zunge und am Gaumen ist es angenehm bitter. Keine große Offenbarung, aber ein sehr schönes Bier.
Tja, und was jetzt? Ich überlege, an welchen Stand ich als nächstes gehen möchte, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ein Bekannter aus Wien, der mit seiner besseren Hälfte für eine Nacht in Brünn ist. Netter Zufall. Aber einer, der meine Pläne für heute schlagartig ändert. Statt noch ein paar kleiner Probierbiere auf dem Minifestival gibt es eine kurze Führung durch die Brünner Kneipenszene. Kommt mit, Ihr zwei, und ich zeige Euch die besten Tränken der Stadt. Aber das ist dann eine andere Geschichte…
Minifestival Malých Pivovarů na Zelném Trhu v Brně
Zelny Trh
602 00 Brno
Tschechien
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