Och, nö, ein Irish Pub? Das ist ja meistens ganz nett, aber überall auf der Welt gleich. Das ist doch die McDonaldisierung des Biertrinkens! hört man häufig, und nicht ganz zu unrecht. Und so ist es auf den ersten Blick auch hier in Hamburg in der Deichstraße, im Barley & Malt.
Hervorragend gelegen – ist doch die Deichstraße eine der ältesten noch halbwegs im Original erhaltenen Straßen Hamburgs. Alte Bürgerhäuser direkt am Nikolaifleet, die alle Feuersbrünste und Sturmfluten überstanden haben. Und mittendrin das Barley & Malt.
Grüne Wände, Holzpaneele, lederbezogene Bänke mit dicken Polstern, und natürlich an den Wänden alte Werbeschilder und schwarze Guinness-Kreidetafeln. Hinter der Theke eine stattliche Sammlung von verschiedenen Whiskeys, und hinten flimmert der Fernseher und zeigt irgendeinen Sportkanal. Alle Stereotypen erfüllt.
Aber, und sonst wäre ich heute, am 9. August 2015, nicht hierhergekommen, auch eine Auswahl an deutschen, vorwiegend norddeutschen Craft-Bieren. Sieben Biere vom Fass gibt es, und einen Cider. Zieht man das obligatorische Guinness als Nicht-Craft-Bier ab, bleibt immerhin noch ein halbes Dutzend. Plus eine ganze Reihe von Flaschenbieren.
Natürlich ist Ratsherrn prominent dabei. Erfolgreiches Marketing bringt diese Craft-Brauerei überall hin, wo über Craft-Bier gesprochen, es getrunken wird. Nicht jedem gefällt das Geschäftsgebaren, aber es ist offensichtlich erfolgreich. Im Hamburger Raum ebenfalls immer gut vertreten: Das Bier der Ricklinger Brauerei. Seitdem der Junior die winzige Brauerei übernommen hat, hat er sich ein Netzwerk aufgebaut und ist in Hamburg, ach, wie heißt es so schön im Jargon der geklonten BWL-Fuzzis, breit aufgestellt. Und hier im Barley & Malt besonders, braut er doch mit dem 1842 Diekstraat ein schönes hopfenaromatisches Bier extra für diese Bar.
Mit dem Sortiment dieser beiden Brauereien umfasst die Bierliste bereits drei Seiten. Daneben gibt’s dann noch einzelne andere Biere. elbPaul beispielweise, ein vom Wanderbrauer Dirk Paul gebrautes Pilsener, das hier und heute aber nicht zu überzeugen wusste, sondern ein wenig dumpf daherkam. Trinkbar zwar, aber wenig Frische.
Und interessanterweise gibt es ein Bier aus Süddeutschland – Braukatz Pale Ale, aus der Braumanufaktur in Nesselwang, der ehemaligen Postbrauerei. Stephanie Meyer, die Junior-Brauerin zeichnet für diese besonderen Biere verantwortlich.
Zugegebenermaßen, in der Breite und echten Vielfalt könnte das Angebot noch wachsen – striche man nämlich Ratsherrn und Ricklinger aus der Karte, die mit jeweils einem guten halben Dutzend Biere vertreten sind, bliebe dann doch gar nicht mehr so viel übrig. Aber immerhin. Besser, als nur das immer gute, aber auch immer genau gleiche Guinness.
Und als Kommunikationszentrum durch alle Gesellschaftsschichten erfüllt das Barley & Malt definitiv seinen Zweck, wie mir ein Satz aus einer aufgeschnappten Unterhaltung bewies, den eigentlich weder ich noch der, dem er am Nachbartisch erzählt wurde, hören wollten: „Also, mein Exfreund, der hat mal einen Wespenstich in seinen Hoden bekommen, als er in den Highlands in der Natur gevögelt hat. Sooo ein Ding! Größer als ein Hühnerei!“ Ach ja, so ist es, das pralle Hamburger Kneipenleben. Selbst hier, in der feinen Deichstraße.
Das Barley & Malt ist montags bis freitags ab 16:00 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags bereits ab 13:00 Uhr. Von den U-Bahn-Haltestellen Baumwall oder Rödingsmarkt ist es in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Anfahrt mit dem Auto ist nicht – es liegt in der Fußgängerzone.
Barley & Malt
Deichstraße 36
20 459 Hamburg
Hamburg
Deutschland
Hinterlasse jetzt einen Kommentar