„Siim Hüchl“ – oder „Die Legende vom verschwundenen Josef“
Eine Wandertour inmitten der Stadt? Auch das ist dem Bierreisenden möglich, liegt doch Bamberg, das Traumziel aller Liebhaber des fränkischen Bieres, auf insgesamt sieben Hügeln, oder „siim Hüchl“, wie der Franke sagt: Domberg, Michelsberg, Kaulberg, Stefansberg, Jakobsberg, Altenburg und Abtsberg. Und so sah die zweite Wandertour de Bier unsere Bierreisenden vom 12. bis zum 14. Oktober 2012 durch die Stadt von einem Hügel zum anderen, von einer Brauerei zur anderen pilgern. Durch kleine Gassen in der romantischen Altstadt, über holpriges Kopfsteinpflaster, durch liebliche Obstgärten und durch herbstlich bunte Stadtwäldchen. Am Wasser entlang, an alten Fachwerkhäusern, über viele Brücken, durch Torbögen, an alten Sandsteinmauern entlang und in Kirchen hinein.
Und natürlich durch Biergärten, Brauereien und Schankstätten.
Das Wetter meinte es gut mit den Bierwanderern – strahlender Sonnenschein begleitete sie an diesem wunderbaren Herbstwochenende von Brauerei zu Brauerei. Und wo sie auch einkehrten, wurden sie von gut gelaunten Brauern empfangen, durch die Brauerei geführt und anschließend gut verköstigt.
Roland Kalb begann den Reigen, als er die Gruppe durch seine erst unlängst für viel Geld prächtig renovierte Fässla-Brauerei führte. Eine Orgie in Edelstahl, erbaut für die Ewigkeit.
Stephan Michel führte uns durch die Mahrs-Brauerei, die er erst unlängst als Braumeister übernommen hatte, und zeigte uns nicht nur die Braukessel, sondern auch seine Abfüllanlagen für kleine und große Flaschen, für KEG-Fässer, bayerische Fässer, Siphons und Partydosen.
Sigmund Brockard öffnete extra für uns den schon geschlossenen Biergarten des Greifenklau und ließ uns den herrlichen Blick über die Obstwiesen auf die Altenburg genießen, bevor wir sein kleines und altbacken wirkendes, aber technisch sorgfältig erneuertes Brauhaus besichtigten.
Matthias Trum zeigte uns zwar keine Brauerei, da das Schlenkerla Rauchbier nicht mehr im Stammhaus hergestellt wird, sondern schon seit zweihundert Jahren auf dem Stephansberg außerhalb der Altstadt, aber er entführte uns mit einem mitreißenden Vortrag auf eine Zeitreise viele Jahrhunderte zurück, zu den Anfängen dieser wahrhaftig traditionsreichen Brauerei.
Vier wunderbare Biererlebnisse, die deutlich gemacht haben, wie viel Brautradition hier in Bamberg zu finden ist – und dabei war es doch nur ein kleiner Ausschnitt der vielseitigen Brau- und Brauereigeschichte, die wir uns unter Führung von Schorsch Meyer und Klaus Kling erwandern konnten.
Das uralte Klosterbräu haben wir aus Zeitgründen links liegen lassen müssen; im Spezial sind wir nicht gewesen, weil es am Sonnabendnachmittag leider Ruhetag hat; ins Keesmann sind wir nicht hineingekommen, weil es wegen dem Bockbieranstich heillos überfüllt war; in der Kaiserdom-Brauerei waren wir nicht, weil sie so weit außerhalb in der Gaustadt liegt; am Ambräusianum sind wir nur vorbei gegangen, weil wir doch schon im Schlenkerla erwartet wurden und spät dran waren; und die zehnte Brauerei im Bamberger Reigen, die kleine Versuchsbrauerei der Mälzerei Weyermann, ist nur zu bestimmten Gelegenheiten zugänglich und blieb uns ebenfalls verschlossen.
Genug also, um bald wieder zu kommen und erneut über die „siim Hüchl“ zu wandern – mit neuen Zielen, aber wieder auf den Spuren uralter Bier- und Brauerei-Geschichte.
Und was es mit der „Legende vom verschwundenen Josef“ auf sich hat? Nun, das ist eine Geschichte, die die Bierwanderer nur demjenigen erzählen werden, der sie direkt einmal danach fragt!
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