Beerstorming
Brüssel
BEL

Reklame?*

„Our brewery is yours” – der Name ist Programm. Das junge Projekt Beerstorming mitten in Brüssel bringt spannende und schmackhafte Biere auf eine ganz ungewöhnliche Art neu auf den Markt.

In der Chaussée d’Alsemberg, etwa zwanzig Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt, verbirgt sich hinter einem kleinen Schaufenster eine Brauerei, die es jedem Bierinteressierten ermöglicht, hier einmal richtig zu brauen. Den Prozess von Anfang bis zum Ende selbst miterleben, dabei natürlich auch Hand anlegen zu dürfen und – uns das unterscheidet Beerstorming von anderen kleinen Schaubrauereien – auch das Rezept völlig frei selbst bestimmen zu können.

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Beerstorming

„Bierverkoop – Brouwworshops“ steht am Schaufenster, und über das fehlende „k“ im Workshop sehen wir einfach mal grinsend hinweg. Drei, vier Stufen geht es hoch in ein paar Räume, die vorher wohl ein kleines Geschäft beherbergten. Vorne, im Verkaufsraum, steht ein großer Tisch mit vielen Stühlen; im hinteren Raum, sauber im weiß ausgefliesten Raum, eine kleine, aber komplett und professionell ausgestattete Brauerei.

„Hallo, ich bin Arthur“, stellt sich Arthur Ries, der Gründer von Beerstorming, uns vor. „Nehmt mal Platz, und dann erkläre ich Euch, was wir heute Abend hier vorhaben!“

Arthur und sein Helfer, der es schaffen wird, den gesamten Abend mit uns zu verbringen, fleißig mit anzufassen und ständig hilfsbereit zur Seite zu stehen, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, werden mit uns heute rund 100 Liter Bier brauen. Nach unserem Rezept und durch uns. Wir, das sind in diesem Fall eine Gruppe deutscher, österreichischer und tschechischer Journalisten und Blogger, aufgefüllt mit einigen Brüsseler Bierliebhabern. Insgesamt vierzehn Personen.

„Nehmt Euch erstmal ein Bier“, heißt es, und wir lassen uns das nicht zweimal sagen. Die Flaschen mit den weißblauen Etiketten sind schlicht gestaltet. #0028 verrät uns das Etikett, also der 28. Sud, der hier auf der kleinen Anlage entstanden ist. Ein gefälliges, sehr gut trinkbares und schön ausgewogenes Blond Ale namens GMGK mit 6,0% Alkohol. Sehr stilecht, leicht fruchtig – ein sehr schöner Auftakt für einen bierigen Abend.

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GMGK Blond Ale #0028

Wir werden heute zunächst gemeinsam ein Rezept entwickeln, dieses dann direkt umsetzen und brauen, und in einigen Wochen wird unser Bier dann zum Teil auf Flaschen gefüllt (von denen wir natürlich ein Deputat bekommen können), zum Teil aber auch bei Beerstorming in den Ausschank gehen und dort von anderen Gästen und Kunden verkostet werden. In jedem Trimester, also drei Mal im Jahr, werden die von den Gästen am besten bewerteten Biere einer erfahrenen Jury vorgestellt, und das Beste der Besten wird dann in größerem Maßstab bei einer befreundeten kommerziellen Brauerei gebraut und auf den Markt gebracht. So, wie das Blond Ale mit der Nummer #0028.

Arthur erklärt den Brauprozess und insbesondere die Rolle der verschiedenen Zutaten. Wir knabbern unterschiedliche Malzsorten, schnuppern an Tüten mit verschiedenen Hopfen und lauschen den Erklärungen zu den verwendeten Hefestämmen. „Nur das Wasser ist, wie es ist“, schließt Arthur seine Erläuterungen ab. „Das kommt einfach aus der Wasserleitung.“

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„So, wie soll Euer Bier denn jetzt werden?“

„So, wie soll Euer Bier denn jetzt werden?“ Er schaut in die Runde. Schweigen. So eine richtige Vorstellung hat fast keiner von uns. „Also, eher nicht so aggressiv bitter“, wagt sich eine Dame vor. „Gerne kräftig gehopft, aber nicht so übertrieben!“ Immerhin – schon mal ein Anfang. In geschicktem Frage- und Antwortspiel lotst uns Arthur nun durch den Dschungel der möglichen Rezepturen. Welche Farbe? Von ganz hellgelb über gold, kupfer und braun bis schwarz? Ausgeprägt malzig und süß, oder eher schlank? Die Bittere und das Hopfenaroma eher fruchtig oder eher harzig? Sehr prägnant oder doch lieber mild? Spritzig und frisch, oder schwächer gespundet und süffig? Leicht oder alkoholstark?

Die Diskussion mäandriert eine Weile vor sich hin, aber irgendwann sind wir uns einig. Ein leicht orangefarbenes, hopfengeprägtes, aber nicht zu bitteres Bier mit rund sechs Prozent Alkohol schwebt uns vor. Ein klassisches Pale Ale, eigentlich.

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im Schweiße Deines Angesichts sollst Du Dein Bier brauen

Arthurs stummer Helfer wiegt die entsprechenden Malzsorten ab, und dann geht es zum ersten Mal ans Sudwerk. Gemeinsam maischen wir ein, rühren schwitzend, auf dass nichts verklumpt und stellen nach kräfteraubenden Minuten, als endlich das ganze Malz klümpchenfrei im Maischebottich schwimmt, fest, dass auf der Armatur ein großer Knopf zu sehen ist: Stirring Motor!

„Nun ja“, grinst Arthur. „Natürlich hätten wir auch das Rührwerk einschalten können. Aber Ihr seid doch hier, um den Brauprozess hautnah zu erleben.“ Ob unser tschechischer Kollege, der sich müde vom Rühren den Schweiß von der Stirn wischt, das auch noch so sieht?

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Nanu, was ist das denn für ein Knopf?

Wir werden mit einem Bier versöhnt, dem #0280 Bel-Ame, einem hopfigen und leicht zitrusfrischen Amber Ale mit 6,8% Alkohol. Dazu gibt es ein paar kleine Snacks in Form von knackfrischem Gemüse, Dips und frischem, knusprigem Brot.

„Wir müssen uns jetzt mal Gedanken darüber machen, ob und wie wir dem fertigen Bier am Schluss noch einen würzigen Kick verschaffen wollen“, erklärt Arthur. „Wir sind nicht in Deutschland, insofern spielt das Reinheitsgebot keine Rolle.“ Er deutet auf ein Regal hinter uns, in dem mehrere Dutzend dunkle Apotheker-Gläser stehen. Gewürze, Kräuter, getrocknete Beeren – jedes Glas offeriert ein anderes Aroma, eine andere würzige Zutat. Rosmarin, Salbei, Pfeffer, Orangenschale – alles aus der eigenen Küche bekannt. Aber auch Ysop, geräucherte Chilischoten und weitere exotische Aromen finden wir vor.

Die Gläser wandern kreuz und quer über den Tisch. Jeder schnuppert mal hier, mal da, nimmt ein wenig Pulver zwischen die Finger, leckt, tupft, riecht und schaut. Die Versuchung ist groß, von allem etwas zu nehmen und zu schauen, was am Ende rauskommt, aber schließlich siegt die Vernunft. Ein Hauch Wacholder könnte sich mit der Hopfenbittere zu einer schönen Trockenheit im Bier paaren, entscheiden wir. In einem Mörser zerstoßen wir eine Handvoll Wacholderbeeren und werden sie am Ende des Suds, während des Hopfenkochens, zur wallenden Würze hinzugeben.

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Von allem etwas? Die Versuchung ist groß…

Arthur versteht es, uns bei Laune zu halten, und zwar nicht nur, indem er wieder ein neues Bier serviert (#0272, Camo-Beer, ein Saison mit Kamille, 7,0% Alkohol), sondern auch durch seine plastische Beschreibung des Brauvorgangs, insbesondere der Möglichkeiten, mit schier unendlich vielen Kombinationen von Hopfen und Malz immer neue Geschmackserlebnisse zu schaffen. „Wer weiß, vielleicht gehört Euer Bier auch zu den Siegern und wird in großem Maßstab gebraut!“, ermuntert er uns.

Wir läutern ab, trebern aus, putzen, räumen, und während des Hopfenkochens haben wir eine Stunde Ruhe. Eine Stunde, in der Arthur uns Berge von Pizza servieren lässt. Dazu trinken wir #0105, Nordic Hopster, ein Juicy Session IPA mit 5,0% Alkohol. Wir essen zu viel, wir trinken zu viel. Aber es macht Spaß. Die Aromen des Hopfens ziehen durch den Raum, die feuchte Luft kondensiert an den Scheiben des Schaufensters. Die Gespräche werden lauter und intensiver, wir rücken dichter zusammen, die Stimmung steigt.

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Arthur behält den Überblick

Aber Arthur behält den Überblick. Sorgfältig notiert er unser Rezept auf einem großen Bogen Papier. „So, einen Namen brauchen wir noch!“, heißt es, und zu Ehren der noch nicht geborenen Tochter unserer aus gutem Grund einzigen nüchternen Mitbrauerin nennen wir den Sud #0301 „Alma Rosa’s Secret“.

„Gruppenfoto, Gruppenfoto!“ Natürlich – ganz ohne fotografische Erinnerung geht es nicht. Wir stellen uns zum Gruppenfoto auf, und anschließend wird die Würze durch den Plattenkühler in den Gärtank umgepumpt, die Hefe hinzugegeben, und der Brautag findet sein Ende.

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„Gruppenfoto, Gruppenfoto!“

Braukurs, Bierverkostung, ein gutes Essen – und natürlich die Hoffnung, dass unser Bier, das in wenigen Wochen verkostungsreif sein wird, sich auch als gut trinkbar erweist. Wer weiß, vielleicht wird Alma Rosa’s Secret die Beerstorming-Gäste so betören, dass es noch einmal in etwas größerem Maßstab gebraut wird. Ein bisschen träumen dürfen wir ja…

Beerstorming bietet Braukurse zum Mitmachen für Gruppen von acht bis fünfzehn Personen. Im Preis inbegriffen ist der Braukurs mit allen Zutaten, eine Bierprobe mit vier Bieren, reichlich Verpflegung und – natürlich – die Möglichkeit, hinterher das eigene Bier in Flaschen zu erhalten. Daneben kann man freitags von 13:00 bis 18:00 Uhr und sonnabends von 14:00 bis 20:00 Uhr die Beerstorming-Biere auch vor Ort verkosten oder kaufen. Zu erreichen ist das Biererlebniszentrum mit der Straßenbahn Linie 97, Haltestelle Bareel, und dann etwa 300 m zu Fuß in Richtung Süden, immer die Chaussée d’Alsemberg entlang.

Bilder

Beerstorming
Chaussée d’Alsemberg 75
1060 Brüssel – Saint-Gilles
Belgien

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Berichte in meinem Blog als Reklame verstanden werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag also entsprechend gekennzeichnet werden. Daher: Der Besuch bei Beerstorming wurde mir ermöglicht und gesponsort von #VisitFlanders, der Touristenorganisation für Flandern und Brüssel. Ich sage für diese einzigartige Gelegenheit herzlichen Dank.

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