Vier Jahre, vier Hähne. Am Valentinstag 2020 wird im Craft Beer Kontor in Hannover ein vierter Zapfhahn eingeweiht – der MashTap!
Vier Jahre ist es her, dass sich das als Heimstätte und Brauereiausschank der Mashsee Brauerei gedachte Craft Beer Kontor in der Hannoveraner Südstadt als zu klein für Brauerei und Bierverkauf erwiesen hat und Kolja Gigla mit seiner Brauerei ein paar Kilometer weitergezogen ist. Aber als Fachgeschäft für edle und kreative Bierspezialitäten sollte der kleine Laden erhalten bleiben – im Mai 2016 übernahm Janina Crowder das Geschäft, und bis heute betreibt sie es mit großem Erfolg.
Fast vier Jahre, in denen tausende und abertausende tolle Dosen- und Flaschenbiere hier gekauft oder gleich vor Ort getrunken und ebenso viele Fassbiere aus den drei Zapfhähnen ausgeschenkt worden sind. Ständig rotierten die Fässer an den drei Hähnen, und es war eigentlich immer ein recht leichtes, trinkbares Bier dabei und ein richtig schwerer Hammer für den Genuss in winzigen Schlucken. Und eigentlich hätte ja auch immer ein Bier von Mashsee dabei sein müssen, ein Zugeständnis an die Geschichte des Kontors und ein Symbol für die nach wie vor gut gelebte Partnerschaft.
Um letzteres nun endlich mal festzuschreiben, wird heute ein vierter Zapfhahn installiert und eingeweiht, an dem fortan ausschließlich Biere von Mashsee hängen werden – der MashTap.
Bereits am frühen Nachmittag finden sich die ersten Gäste im Kontor ein. Janina steht mit ihrem Vater und ihrer Schwester hinter der Theke und zapft, verkauft, kassiert, schwätzt, schäkert, spült und räumt auf. Irgendwann im Laufe des Abends soll der Zapfhahn offiziell eingeweiht werden, aber natürlich läuft jetzt bereits das Mashsee-Bier in Strömen.
Ich fühle mich ein wenig im Gewissenskonflikt. Einerseits sollte ich dem Anlass gemäß jetzt auch Mashsee trinken, andererseits habe ich Kolja Gigla mit all seinen Bieren heute vor einer Woche erst beim Tag der offenen Flasche in Langenargen getroffen und mich fleißig durch sein Portfolio getrunken. Ach, er wird mir schon verzeihen, wenn ich heute „fremdgehe“, denke ich mir und bestelle ein India Pale Ale von Camba Bavaria. Ein Klassiker. Fruchtig, hopfig, nicht übertrieben bitter, aber doch kernig, goldfarben, nur leicht trüb, eine schöne Schaumkrone, und mit 6,6% Alkohol ist es auch nicht übertrieben stark. Ein guter Anfang.
Bleibe ich jetzt beim Fassbier? Dann hätte ich zwei Mashsee-Biere zur Auswahl und ein fassgelagertes Bier mit elf Prozent – definitiv zu stark zu dieser frühen Stunde. Ich lasse mich also von Jim Crowder beraten. „Buxton“, empfiehlt er, ohne zu zögern. „Buxton macht schöne Biere, und die 0,33-l-Dosen sind nicht zu groß, da kannst Du vielleicht ein paar verschiedene trinken!“
„Aber denk dran“, fügt er noch hinzu. „Buxton spricht man mit ‚u‘, nicht mit ‚a‘. Die Deutschen sagen immer ‚ˈbɐkstən‘, aber es muss heißen ‚ˈbukstən‘.“
Okay, ich trinke also ein ˈBukstən, und zwar ein India Pale Ale namens Shelterstone. 5,6% Alkohol, sehr fruchtig, gar nicht so bitter, und schön ausgewogen und trinkbar. Eine gute Empfehlung, wenn ich auch das Gefühl habe, dass ich locker auch eine große Dose davon hätte trinken können.
Während sich der Laden weiter füllt und die Schlange an der Theke länger und länger wird, denke ich über das nächste Bier nach. Allerdings nicht lange, denn das Camba Bavaria Fass scheint leer zu sein. Janina wischt die Kreidetafel aus und trägt das neue Bier ein: Liquid Sex Robot von Lervig. Ein Double IPA mit 7,9% Alkohol. „Einen kleinen Schluck davon will ich wohl gerne probieren, aber nur einen kleinen“, signalisiere ich ihr, und Augenblicke später steht das Glas vor mir. Es riecht noch ganz interessant, nicht nur süßliche Fruchtnoten, sondern auch herbe und harzige Noten spüre ich, aber der erste Schluck enttäuscht. Von allem ein bisschen zu viel. Zu heftig gehopft, zu bitter, zu süßlich-künstlich wirkend die Fruchtaromen, zu mächtig und mastig der Malzkörper. Ein Bier der Extreme, aber leider Extreme, die nicht miteinander harmonieren. Da habe ich schon bessere, weil in all ihrer Kraft ausgewogenere Imperial oder Double IPAs getrunken.
Ich angle mir noch einmal eine kleine Dose aus dem Kühlschrank. Mary Hoppins von BrewHeart, ein Imperial IPA. 8,2% Alkohol. Sehr, sehr fruchtig. Deutlich harmonischer als das Bier von Lervig eben, aber gleichwohl noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Da wäre noch mehr Ausgewogenheit gegangen – viel hilft nicht immer viel…
Dass auch mächtige Biere harmonisch und weich sein können, beweist mir dann aber das Barrel Project 19.04. Es stammt aus der Brouwerij Kees, der noch recht jungen Brauerei von Kees Bubberman, der vorher bei der Brouwerij Emelisse gearbeitet und gebraut hat, bevor er sich mit seiner eigenen Brauerei selbständig gemacht hat. Ein Export Porter, aged in Rum Barrels, ist es, mit sage und schreibe 11,0% Alkohol. Rund und weich, tiefschwarz, mit nur wenig Schaum. Viskos und fast zähflüssig kommt es aus dem Zapfhahn. In der Nase spüre ich die Rumnoten und viele dunkle Früchte, aber auch der Alkohol ist präsent, allerdings ohne spritig zu wirken. Ein ganz, ganz feines, sehr rundes Bier, das aber mit seiner gewaltigen Präsenz zu kleinen, zu winzigen Genussschlucken zwingt. Viel von allem, dabei aber trotzdem schön ausbalanciert.
Ich bin höchstzufrieden und beschließe, es für heute dabei zu belassen. Es waren genug interessante Biere, und nach diesem kann keine Steigerung mehr kommen.
Jetzt wird es aber Zeit, den MashTap endlich offiziell einzuweihen, findet Familie Crowder. Das Kontor ist rappelvoll mit Gästen, und als die ersten Wunderkerzen angezündet werden, bildet sich rasch eine Traube um die kleine Theke. Eine an einer Kordel von der Decke hängende Plastik-Bierflasche soll jetzt so lange vor und zurück geschwungen werden, bis sie den MashTap, den neuen Zapfhahn, trifft und das Bier zu fließen beginnt.
Ein paar fröhliche Versuche, und irgendwann klappt’s. Die Flasche schlägt gegen den Tap Handle, und das Mashsee-Bier fließt in das darunter stehende Glas. Wer sagt’s denn! Auf dass das Mashsee hier immer so fließen wird. Szenenapplaus, viel Gelächter und hoch die Gläser!
Ein weiteres Fass geht aus, und noch einmal wird eine neue Sorte auf der Kreidetafel angeschrieben: Banana Joe, ein Weizenbock der Camba Bavaria. „Komm‘, das probierst Du noch, bevor Du gehst!“ Janina muss mich nicht lange überreden. Einen Abschlussbier ist in der Tat noch drin. Neugierig schnuppere ich am Glas. Der Name scheint Programm zu sein, die Bananennoten sind deutlich zu spüren. Dann auf der Zunge viele weitere estrige Fruchtaromen, ein runder, voller Körper und eine leichte, angenehme alkoholische Wärme im Abgang. Sehr schön. Man spürt die 7,4% Alkohol zwar, aber im durchaus positiven Sinne. Wenn dieser Weizenbock auch mit dem im Rumfass gereiften Bier vorher nicht ganz in seiner Kraft und Komplexität mithalten kann, so ist es dennoch ein hervorragendes Bier. Ein schöner Abschluss!
Ich fülle meinen Rucksack noch mit einem Dutzend sorgfältig ausgewählter Flaschen und nehme das Gewicht auf dem Rückweg zum Hotel gerne in Kauf – gar zu schade wäre es, das beeindruckende und immer wieder neue Angebot im Craft Beer Kontor nicht zu nutzen!
Mit der Installation eines vierten Zapfhahns, des MashTaps, bietet das Craft Beer Kontor in Hannover nun neben vielen hundert Dosen- und Flaschenbieren vier Fassbiere zum Vor-Ort-Verkosten, eines davon, das am MashTap, immer von der befreundeten Mashsee Brauerei. Das Craft Beer Kontor ist mittwochs bis freitags von 12:00 bis 20:00 Uhr, sonnabends von 12:00 bis 18:00 Uhr geöffnet; sonntags bis dienstags ist zu. Zu erreichen ist es am besten mit der Straßenbahn der ÜSTRA, Linien 1, 2, 8 und 18, Haltestelle Schlägerstraße, und von dort 150 m in Richtung Osten.
MashTap Einweihungsparty
Craft Beer Kontor
Schlägerstraße 17
30 171 Hannover
Niedersachsen
Deutschland
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