Martin Droschke
111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss

Martin Droschke: 111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss, Bier In Franken, Bier in Bayern, Bier vor Ort, Bierreisen, Craft Beer, Brauerei, Bierbuch, Biergarten, Bierkeller
Martin Droschke
111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss

Reklame?*

Oha, da gehört Mut dazu! Ein Buch über Fränkische Biergärten just in dem Moment erscheinen zu lassen, da es durch die CoViD-19-bedingten Ausgangsbeschränkungen überhaupt nicht möglich ist, sich in irgendeinen Biergarten zu setzen, die Seele baumeln zu lassen und den ganzen Tag zu verhocken …

Aber das Buch war wohl vorproduziert, gedruckt, und Autor und Verlag standen nun vor dem Problem: Doch noch herausgeben, auf die Gefahr hin, dass manche potenziellen Leser merkwürdig schauen? Oder einstampfen und schreddern? Denn machen wir uns nichts vor: Wenn die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgehoben werden, wird es den einen oder anderen in diesem Buch beschriebenen Sehnsuchtsort vermutlich nicht mehr geben. Die komplette Schließung der Gastronomie für über zwei Monate wird mancher Biergarten oder gar die ihn betreibende Brauerei nicht überleben …

Jedenfalls liegt es nun vor mir, das Buch von Martin Droschke: 111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss. Ein Rezensionsexemplar, auf Martins Empfehlung vom Emons Verlag an mich gesandt, und im Schreiben des Verlags von den etwas relativierenden Worten begleitet: „… so war es mal, und so wird es auch wieder sein (…) einen Plan machen für die Zeit nach Corona …“

Ich nehme das Buch in die Hand und flippe einmal mit dem Daumen durch die Seiten. Die Aufmachung ist mir vertraut, ich habe schon mehrere Bücher aus dieser Reihe rezensiert, zum Beispiel 111 deutsche Craft Biere die man getrunken haben muss oder 111 fränkische Biere die man getrunken haben muss. Auf jeder Doppelseite wird eines der 111 empfohlenen Objekte beschrieben, links mit Text, rechts mit Bildern und ein paar ergänzenden Informationen.

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eine Übersichtskarte hilft, die Biergärten rasch zu finden

Wehmütig wird mir, als ich so durch das Buch blättere. Sieh mal hier, denke ich mir, der Biergarten der Bamberger Brauerei Greifenklau. 12 Jahre ist es schon her! Hier habe ich seinerzeit mit meinem Vater gesessen. Anlässlich seines 70. Geburtstags hatten wir eine Vater-Sohn-Reise nach Bamberg gemacht, hier gesessen und die wunderbare Aussicht genossen. Naja, und das nicht minder wunderbare Bier natürlich auch. Und wenn ich mich recht erinnere, war es nicht bei einem Bier geblieben, selbst, als es anfing zu regnen und wir uns unter den Freisitz am Rand des Biergartens zurückziehen mussten. Der junge Mann, der hier gerade umständlich und raumgreifend die Szenerie für ein Fantasy-Strategiespiel aufgebaut hatte und auf seine Mitspieler wartete, war gar nicht so begeistert, dass ihm plötzlich alle Biergartenbesucher auf die Pelle rückten.

Ach, und dort, der Herzog-Keller in Bayreuth. Hier waren wir mal mit einer ganzen Gruppe Bierbegeisterter im Rahmen der Tour de Bier 2012 eingekehrt, hatten zunächst draußen, dann, als ein Regenschauer kam, in der prächtigen Bierhalle gesessen, nur um dann, als die Sonne zurückkehrte, doch wieder nach draußen zu gehen.

Fränkische Biergartenkultur. Oder „al fresco pivoing“, wie ich es bei einem multilingual begabten Bierautor einmal gelesen habe. Biergenuss im Freien.

Und da, ganz am Ende, als vorletzter Biergarten im Buch, die Alte Freyung der Brauerei Göller. Auch hier habe ich seinerzeit mit meinem Vater gesessen und eine gewaltige Haxe gegessen, die nicht nur wunderbar kross war, sondern auch dick mit geschrotetem Pfeffer bedeckt war und deshalb ordentlich Durst machte. Was durchaus Sinn hat, wenn man direkt an der Brauerei sitzt und ihn, den Durst, mit einer so großen Auswahl an verschiedenen Bieren löschen kann, wie hier.

Schon habe ich mich festgelesen.

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eine überdachte Bierbank mit Dixie-Klo und Bierautomaten

Ich lese von einer überdachten Bierbank mit Dixie-Klo und Bierautomaten. Der wohl kleinste und einfachste Biergarten in Franken. Wer hier mit dem Rad vorbeikommt, kann auch bei schlechtem Wetter eine Rast einlegen und Biergartenspaß einmal anders erleben.

Nur ein paar Seiten weiter: Die Kofferfabrik. Geprägt von einer bunten Szene irgendwelcher linksalternativen Spät-68er, mitten in Fürth, völlig untypisch, und doch: Herrliche Biere in cooler Atmosphäre. Auch das ist Biergartenkultur, und auch hier bin ich im Rahmen einer Verkostung mit Autorenlesung schon einmal gewesen.

Der Autor hat die Gabe, die vielen verschiedenen Biergärten so blumig und gleichzeitig so plastisch zu beschreiben, dass ich als Leser das Gefühl bekomme, mit ihm gerade dort auf einer Bank zu sitzen, nach dem dritten Seidla schon ein bisschen berauscht zu sein und einfach nur das Sitzen unter dem freien Himmel zu genießen: „Hätte es den Rosenkeller zu (Astrid Lindgrens) Zeiten schon gegeben, hätte sie ihr Bullerbü sogar noch einen Ticken lebenswerter beschreiben können“, heißt es, und spätestens als ich das Bild von den leuchtend gelben Sonnenblumen im Bierkrug der Brauerei Hölzlein sehe, ist es soweit: Ich gehe in den Keller, hole meine Wanderstiefel, packe meinen Rucksack und mache mich auf nach Franken, wandere von einem Biergarten zum nächsten, lasse die Zeit beim Bier verstreichen und genieße die Sonne, das rauschende Blätterdach, die Lust am Leben.

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gelb leuchten die Sonnenblumen im Biergarten der Brauerei Hölzlein

Aber ach, es ist die Zeit der Pandemie-bedingten Ausgangsbeschränkungen, und für’s erste müssen meine Biergartenausflüge auf meine Phantasie beschränkt bleiben. Noch lange blättere ich hin und her, vor und zurück, lese mal hier, mal da, und hoffe inständig, dass, wenn die Seuche besiegt ist, möglichst alle Biergärten überlebt haben werden. Und dann, dann gehe ich wirklich auf Reisen in Richtung Franken, mit meinem gepackten Rucksack, und das wichtigste Utensil in diesem Rucksack wird das vorliegende Buch sein: 111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss.

Und da ich das Buch bis dahin fast auswendig kennen werde, werde ich auch immer rasch die richtige Seite aufschlagen und mich nicht über die Umschlaggestaltung ärgern müssen. Aber dazu habe ich seinerzeit ja schon einiges geschrieben, als es um das Buch 111 fränkische Biere die man getrunken haben muss ging. Ein ellenlanger Titel in Versalien, eine zumindest mir überhaupt nicht gefallende Gestaltung des Umschlags und ein alberner Aufkleber „Das Original“. Als ob es zu diesem Buch Fälschungen geben würde. Wenn man nun schon wegen des Wiedererkennungswerts der ganzen Buchreihe die Gestaltung des Umschlags beibehält, dann kann ich das ja verstehen, aber dieser alberne goldene Aufkleber? Wer im Verlag glaubt eigentlich an die magische Wirkung dieses so billig wirkenden Bapperls?

Bilder

Martin Droschke
111 fränkische Biergärten, die man gesehen haben muss
Emons Verlag GmbH
Köln, 2020
ISBN 978-3-7408-0851-8

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Büchern, die ich zu Rezensionszwecken kostenfrei bekommen habe, Reklame sei. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Nun denn: Ich habe das Buch, initiiert durch den Autor Martin Droschke, vom Emons Verlag kostenfrei zugeschickt bekommen in der Erwartung, dass ich es dann rezensiere. Das habe ich getan, mich bei der Rezension aber nicht positiv oder negativ vom Autor oder vom Verlag beeinflussen lassen.

2 Kommentare

  1. „Hinten“ oder „drüben“?

    Lieber Volker, vielen Dank für diese schöne Rezension, die einem Lust auf die Frei-Bier-Zeit nach Corona macht. Wann auch immer das sein wird …

    Aber eine grundsätzliche Frage, worum es in diesem Buch überhaupt geht. – Denn das ist wohl nur für die eindeutig, die Franken nicht kennen: Geht es hier „nur“ um Biergärten? Also um den Freiluftbierausschank im Hof oder Garten hinter der Brauerei? Und nicht um die – fast immer außerhalb des Dorfes liegenden – BierKELLER? Also die Orte, wo in vor-elektrischer Zeit das eigene Bier lagerte und reifte.
    Viele fränkische Brauereien servieren im Garten, viele haben einen Bierkeller sommers im Betrieb – manche beides…! So einfach die Sache auf dem Umschlagdeckel aussieht – ich als Franke bin verwirrt.

    • Hallo, „Hirsch“,

      sorry für meine verspätete Reaktion, und dankeschön für die lobenden Worte.

      Wenn man in’s Buch reinschaut, wird die Sache klar: Unter Biergarten versteht der Autor eigentlich alles, wo man draußen an der frischen Luft sitzen und sein Bier genießen kann. Klassische Biergärten, die fränkischen Bierkeller, bei denen man auf und nicht in den Keller geht, aber auch eine überdachte Wartebank mit Bierautomat erwähnt er in seinen 111 Bier-Sehnsuchtsorten.

      Zeit und Muße für ein Bier unter freiem Himmel, eine Sitzgelegenheit, und fertig ist der Biergarten im weitesten Sinne.

      Mir gefällt dieser Ansatz, und ich habe das Buch mit großer Lust gelesen.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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