Die Bierothek – eine Kette von Bierfachgeschäften, die vom Süden Deutschlands aus langsam die Republik erobert, bis in den Westen (zum Beispiel Essen) und Osten (zum Beispiel Dresden) vorgedrungen ist, in Österreich (Wien) mittlerweile vertreten ist, den Norden der Republik aber bisher noch ausspart.
Eine Filiale der Kette gibt es auch mitten in Bamberg, zentral in der Region, in der Deutschland an Brauereien nicht arm ist. Ganz im Gegenteil: Allein in Bamberg gibt es rund zehn Brauereien, und im Umland, in wenigen Minuten mit dem Auto oder den Öffis zu erreichen, noch ‘zig, wenn nicht gar hunderte weitere.
Was braucht’s hier denn dann ein Bierfachgeschäft, mag man stirnrunzelnd fragen.
Aber erstens gibt es jenseits der zwar immer bunter und vielfältiger werdenden Brauereiszene Frankens auch noch jede Menge weitere spannende Biere, nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit, und zum anderen ist es auch nicht jedem gegeben, mit dem Auto über die Dörfer zu fahren und sich den Kofferraum jeweils vor Ort in den Brauereien zu füllen. Zumal diese ihre Biere oft nur kastenweise im Rampenverkauf anbieten, oder eben frisch gezapft vor Ort. Wer also zwei Bierkisten mit vierzig verschiedenen Flaschen füllen möchte, wäre auf sich allein gestellt eine Weile lang unterwegs.
Mitten in der Adventszeit stehen wir vor der Bierothek® Bamberg, beseelt von dem Wunsch, den Rucksack mal wieder richtig schön mit ein paar Bierspezialitäten zu füllen, die wir an dunklen und gemütlichen Winterabenden ganz gemütlich miteinander werden trinken können, aber auch angetrieben von der Suche nach ein paar Weihnachtsgeschenken für bierbegeisterte Freunde und Kollegen.
Wir treten durch die Tür und stehen zwischen wie zufällig arrangiert wirkenden Regalen. Bei genauerem Hinsehen stellen wir aber schnell fest, dass der Zufall hier überhaupt keine Rolle spielt. Die Inneneinrichtung ist sorgfältig geplant, lenkt den Blick auf besondere Spezialitäten, leitet uns durch gut sortierte Themenfelder und lockert eine zu strenge Systematik durch Schaukästen, Werbetafeln und zwei, nun ja, Grabbeltische auf. Auf dem einen steht ein breites Sortiment von Weihnachtsbieren, auf dem anderen unter dem Motto „Und täglich grüßt das MHD“ ein Sammelsurium von Flaschen und Dosen, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum fast oder ganz überschritten ist und die daher mit 50% Rabatt verkauft werden.
Das Mobiliar ist, dem Zeitgeist entsprechend, zum Teil aus Pressspanplatten und Europaletten zusammengezimmert, große schwarze Tafeln, die mit weißer Kreide beschriftet sind, informieren über Angebote und Aktionen oder wünschen uns ein Prosit in verschiedenen Sprachen.
Ein beleuchtetes Fach inmitten einer der schwarzen Tafeln erweckt unsere Aufmerksamkeit. „Jahrgangsbier“ steht dran, und in einer Sprechblase noch „mmmh“. Wir treten näher, hoffen, hier eine Spezialität zum Verschenken zu finden, aber anstelle eines Biers steht in dem Fach eine Flasche Hopfengin der Braumanufaktur Hertl. Zwar auch ein spannendes Getränk, aber erstens nicht das, was wir als Geschenk suchen, und zweitens ganz gewiss kein Jahrgangsbier.
Etwas irritiert treten wir wieder zurück und stöbern weiter. Auf der Theke neben der Kasse entdecken wir das Michaeli, ein exklusives Märzenbier der Brauerei Riegele aus Augsburg. In einer schönen 0,7-l-Flasche mit Naturkorken, aufwändig in einem Karton verpackt. »EDITION BY LOUIS PIANA« steht auf der Box, was dem Bier noch eine gewisse Exklusivität und Extravaganz verleiht.
Eigentlich ist Märzen ja ein recht verbreiteter und simpler Stil, aber dieses Bier ist mit speziellem Aromahopfen (Mandarina Bavaria) verfeinert und schmeckt durchaus eine ganze Klasse besser als ein Alltagsmärzen. „Das wär‘ doch was als Weihnachtsgeschenk?“, frage ich meine holde Ehefrau, und sie nickt.
„Sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch hervorragend.“ Der junge Mann an der Kasse beäugt uns. „Habt Ihr davon noch mehr als diese drei Flaschen?“, frage ich ihn. „Ich bräuchte insgesamt sieben Stück!“ Er runzelt die Stirn: „Da muss ich mal kurz telefonieren!“
Augenblicke später kommt er zurück. „Kein Problem, morgen früh sind die da. Könnt Ihr gleich zu Geschäftsbeginn abholen!“ Na also, passt.
Für heute packen wir uns also nur ein paar Biere für den Eigenbedarf ein, und morgen früh holen wir den Karton mit den Geschenken. Prima.
Noch einmal drehen wir uns um, schauen uns den Laden noch einmal in Gänze an. Ansprechend, gut sortiert, aber preislich auch durchaus selbstbewusst. Einige der hier angebotenen Biere sind ganz schön teuer – nicht alles, was in den Regalen steht, ist so exklusiv oder schwierig zu bekommen, dass es den Preis rechtfertigen würde. Ist vielleicht aber auch eine Mischkalkulation …
Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich zu Geschäftsbeginn wieder im Laden und holen den großen Karton mit den Weihnachtsgeschenken ab. Hat alles ganz vorzüglich geklappt, und der junge Mann freut sich, dass er uns so helfen konnte.
Wir könnten rundum zufrieden sein, wäre nicht noch eine Kleinigkeit passiert, die den guten Eindruck dann doch ein bisschen getrübt hat. Kurz vor dem Zahlen entdeckt meine Frau die kleinen Tütchen mit den Gummibierchen, Weingummis mit Biergeschmack, und kann nicht widerstehen, sich ein Tütchen noch zu nehmen. Ein Mini-Artikel. Ungerührt tippt der junge Mann den Kleinstbetrag für dieses Tütchen mit auf die Rechnung.
Hm, das wäre in allen, aber wirklich allen anderen Biergeschäften, die wir bisher besucht haben, vermutlich ein wenig anders gelaufen. Angesichts der doch sehr hohen Rechnung gestern und heute hätten alle anderen Shop-Betreiber, die wir so kennen, dieses Tütchen nicht berechnet und als kleine Aufmerksamkeit hergeschenkt. Hier in der Bierothek® Bamberg allerdings nicht. Formal mag das in Ordnung sein, kein Kunde hat Anspruch auf Werbegeschenke oder Gimmicks, und um ehrlich zu sein, können wir uns die paar Cent für ein Tütchen Gummibierchen auch problemlos leisten, aber es ist die Geste, die zählt. Beziehungsweise hier eben nicht. Schade.
Mit der Bierauswahl und unseren Einkäufen sind wir dennoch zufrieden, tragen unsere Schätze ins Hotel und sehen einem schönen, bierigen Tag in Bamberg entgegen.
Die Bierothek® Bamberg ist täglich außer sonntags von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Vom Herzen der Altstadt läuft man nur einmal über die Kettenbrücke in Richtung Norden, und an der ersten Kreuzung steht man schon vor dem kleinen Laden – zu finden ist er also problemlos.
Die Bierothek® Bamberg
Untere Königstraße 1
96 052 Bamberg
Bayern
Deutschland
Ich kann mich noch an einen Besuch dort kurz nach der Eröffnung erinnern. 7 Flaschen Bier für knapp über 30 €, oder warens 8. Jedenfals waren darunter Highlights wie der Doppelbock vom Uerige, dann ein Geschmack der mich schon immer interessierte, Steambier, ein untergäriges Bier das mit Zimmertemperatur vergoren wurde, schmeckte auch so nach Wärmeschaden. Der Rest, längst vergessen. Außer viel Geld ausgegeben. Das beste war dann eine Flasche Hell für 1 €. Schlenkerla Hell, eins der besten Hellen überhaupt. Ein Bier mit Rauchgeschmack ohne Rauchmalz was von der Rauchkontaminierung der Braueri herrührt laut der Aussage des damaligen Braumeisters Herrn Knab. Das Bier war übrigens vom Markgrafen Getränkemarkt.
Ein Kommentar in gewohnter Schärfe von Dir, Gernot.
Bezüglich des Schlenkerla Hell gebe ich Dir uneingeschränkt recht – mit seinem Hauch von Rauch ist es eine vorzügliche Spezialität!
Mit bestem Gruß,
VQ