Brauhaus Lasser
Lörrach
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Auf eine rund 170 Jahre währende Geschichte blickt die Brauerei Lasser in Lörrach zurück. Liest man die 1850 beginnende, knapp formulierte Chronik der Brauerei, dann bekommt man einen Eindruck von der Regelmäßigkeit, mit der Schicksalsschläge die Menschen damals konfrontiert haben, und von der Selbstverständlichkeit, mit der in diesen Zeiten der Tod die Familien begleitet hat. Was muss beispielsweise Karoline Lasser alles ausgehalten haben:

Als Adam Georg Lasser 1858 die Brauerei pachtete, bestand sie bereits seit acht Jahren; vier Jahre später, also 1862, heiratete er Karoline, und es gelang ihm, nur zwei Jahre später die Brauerei zusammen mit der Schankwirtschaft zu erwerben. Aber es war ihm nicht vergönnt, sich lange an diesem Erfolg zu erfreuen – bereits ein Jahr später, 1865, verstarb er und ließ Karoline als Witwe nach nur drei Jahren Ehe zurück.

Biere der Privatbrauerei Lasser

Wie damals üblich, wurde Karoline innerhalb der Familie neu verheiratet – mit Adams Bruder Wolfgang, der seine Schwägerin 1866 ehelichte. Aber auch diese Ehe währte nur wenige Jahre – Wolfgang Lasser starb 1880, und Karoline musste nicht nur die beiden gemeinsamen Söhne Johann Josef und Carl Adam großziehen, sondern auch die Führung des Brauereibetriebs und der Schankwirtschaft übernehmen.

Damit aber nicht genug, denn 1888 starb auch noch Karolines ältester Sohn, Johann Josef.

Bis zu ihrem Tod 1896 führte Karoline Lasser den Betrieb trotzdem weiter, danach übernahm ihn ihr Zweitgeborener, Carl Adam, dem es offensichtlich vergönnt war, von vielen Schicksalsschlägen verschont zu bleiben.

In Carl Adam Lassers Zeit fällt die Erweiterung des Betriebs, zu der nicht nur ein größeres Sudhaus gehörte, sondern im Rahmen derer auch die prächtige Fassade errichtet wurde, vor der ich gerade stehe.

stolze goldene Lettern an der Frontseite

„Brauerei Lasser 1899“ verkünden große, goldene Lettern, ein kunstvoll geschmiedetes Eisentor verschließt die Einfahrt zum Innenhof, und der imposante Eindruck dieses Gebäudes wird nur geschmälert durch ein hässliches Verkehrsschild, das die Stadt Lörrach genau vor diese Fassade platziert hat.

Freitags und sonnabends finden hier Brauereiführungen statt, aber erstens ist heute Sonntag, und zweitens sind diese Führungen aufgrund der CoViD-19-Pandemie sowieso bis auf weiteres ausgesetzt. Es bleibt also beim Bestaunen der Fassade, bei einem Foto durch die spiegelnden Glasscheiben ins Sudhaus und dann aber – immerhin! – einem Besuch im Brauhaus Lasser, dem Brauereiausschank um die Ecke.

Ein schlichter, aber nicht ungemütlicher Gastraum empfängt uns, und ein freundlicher, junger Kellner weist uns einen schönen Tisch direkt neben der Theke zu.

Willkommen im Brauhaus Lasser

Wir blättern die Speisekarte auf und stellen fest, dass es hier nicht nur viele regionale Gerichte gibt (Spätzle!), sondern auch eine durchaus beachtliche Anzahl von verschiedenen Bieren. Und das Beste ist: Man kann sich, auch wenn das für einen gutbürgerlichen Brauereiausschank in Deutschland immer noch etwas ungewöhnlich ist, eine Bierprobe bestellen – vier kleine Gläser, die in einem Holzträger serviert werden.

Den Auftakt macht das Premium Pils mit 5,0% Alkohol. Etwas oberflächlich gedankenlos benannt (Was heißt heutzutage schon „Premium“?), aber dafür in Aroma und Geschmack ganz hervorragend. Eine feine, leicht kräuterige Herbe in der Nase, schön schlank und trocken auf der Zunge und im Abgang eine saubere, nicht nachhängende Bittere. Dazu ein schneeweißer und stabiler Schaum, der das Auge erfreut. So darf es gerne weitergehen.

für ein Naturtrüb ist dieses Bier recht klar

Es folgt das Brauhaus Bräu 1850 mit 5,4% Alkohol. Laut Karte soll es naturtrüb sein, aber offensichtlich hat es sich während der Lagerung (oder vielleicht auch im Fass) ganz hervorragend geklärt. Nur wenn man ganz genau hinschaut und das Glas gegen das Licht hält, sieht man, dass die schöne, rötlich glänzende Kupferfarbe ein ganz kleines bisschen opak ist. Aber naturtrüb? Das hätte ich anders erwartet. Geschmacklich drängt sich der kräftige, vollmundige Malzcharakter des Biers in den Vordergrund, der das Bier fast schon zu sättigend macht. Aber er passt natürlich zu der kräftigen Farbe und erfüllt alle Erwartungen, die man an ein Bier mit dieser Optik stellt.

Als perfekter Begleiter zum Essen erweist sich dann das 5,2%ige Doppelhopfen. Ein sehr präsentes, aber nicht aufdringliches Hopfenaroma, eine kräftige Bittere, sehr sauber und weich, ein trockener Abgang. Vor dem Siegeszug der India Pale Ales und anderer, extrem gehopfter Bierspezialitäten hätte ich wohl „Hoppla!“ gesagt und ob der Hopfenpräsenz erstaunt geschaut, aber auch heute noch markiert dieses Bier seine Position selbstbewusst. Ein Über-Pils, gewissermaßen, das mich absolut begeistert!

begeisternd: das Doppelhopfen

Als vierte Sorte habe ich nun noch, sozusagen als Nachtisch, den 6,6%igen Urbock. Kräftig braun, mit feinem, beigefarbenem Schaum. Kräftig malzig, mit ganz feinen Röstnoten und einer stark ausgeprägten Vollmundigkeit rundet er unser ganz vorzügliches Essen sehr passend ab.

Zufrieden lehne ich mich zurück. Vier feine Biere, eines davon sogar herausragend gut – das war doch jetzt schon mal eine schöne Ausbeute!

„Bevor wir fahren, möchte ich aber noch einen Kaffee“, meldet sich meine holde Ehefrau. Nun, wenn sie ab jetzt schon den Chauffeurdienst übernimmt, dann sei ihr das von Herzen gegönnt, aber was mache ich denn dann solange? Im vollen Bewusstsein, nach dem kräftigen Bock nun vielleicht enttäuscht zu werden, bestelle ich mir ein Export, um nicht trocken da sitzen zu müssen.

Aber siehe da: Auch dieses Bier vermag zu überzeugen. 5,2% Alkohol, schön ausgewogen und sauber zwischen Hopfen und Malz ausbalanciert. Hatte ich eigentlich heimlich erwartet, dass es zu farb- und charakterlos daherkäme, um dem Bock Paroli zu bieten, so sehe ich mich getäuscht. Leichter, spielerischer als der Bock, aber immer noch robust genug erobert es sich den Platz auf Zunge und Gaumen.

Blick in den nett dekorierten Biergarten

Ein unaufdringlicher, aber stets präsenter und freundlicher Service, eine angenehme Atmosphäre, fünf gute Biere und sehr ordentliches Essen – wir sind hochzufrieden, als wir nun wieder aufbrechen. Einen kurzen Blick werfe ich noch in den Biergarten, der heute, am ersten Regentag seit Wochen, leider verwaist daliegt. Hier hätte es uns wohl auch gut gefallen, stelle ich fest. Nett dekoriert, in Teilen auch mit großen Schirmen überdacht – mit Kraft hätten wir heute sogar draußen sitzen können, denn kalt ist es nicht …

Das Brauhaus Lasser, der Brauereiausschank der Brauerei Lasser, ist täglich ab 10:30 Uhr durchgehend geöffnet; mittwochs ist Ruhetag. Vom Bahnhof Lörrach aus sind es nur ein paar Minuten zu Fuß bis hierher.

Bilder

Brauhaus Lasser
Wallbrunnstraße 31
79 539 Lörrach
Baden-Württemberg
Deutschland

2 Kommentare

  1. Wie schlecht muss es der Brauerei Lasser gehen, dass sie von allen Kunden die Adresse verlangt, nur um diese Leute mit einem Dreckkübel voll Werbung zu überziehen.

    Schämt Euch. Wenn das der alte Lasser-Karle wüsster —-

    • Hallo, Julius,

      vielleicht magst Du uns mal erklären, was Du mit Deinem Kommentar meinst? In meinem Blogbeitrag ist von Adressen und ähnlichem nirgends die Rede, und wie leicht zu erkennen ist, ist dies auch nicht die Website der Brauerei Lasser.

      Was möchtest Du uns sagen?

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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