Bierbühne Hamburg
(by Craft Beer Rockstars)
Hamburg
DEU

Nachtrag 27. August 2021: Einen Tag später bin ich erneut hier. Diesmal in Begleitung meiner holden Ehefrau. Es ist Tap Takeover, und zwar mit der Brauerei Sudden Death aus Timmendorfer Strand.

Wir laufen von der S-Bahn-Station auf den kleinen Laden zu und sehen schon aus der Ferne: Es herrscht Chaos. Eine lange Schlange von Kunden zieht sich bis vor das Nachbargeschäft. Man hört Murren und Maulen.

Was ist los?

Ganz einfach: Vor einer halben Stunde hätte das Tap Takeover bereits beginnen sollen, und die Fässer sind noch immer nicht angeschlagen. Gäste, die beim Fassbier ganz zu Anfang dabei sein wollen, stehen geraumer Zeit in der Schlange. Andere, die nur ein paar Flaschen Bier zum Mitnehmen oder für zuhause kaufen wollen, stehen mitten dazwischen. Nichts geht vor oder zurück. Ungeduld macht sich breit.

Sudden Death Tap Takeover

Endlich werden die Fässer aus dem hinteren Bereich des kleinen Ladens hervorgeholt und angeschlagen.

Geht es jetzt los?

Ach, aus zweien der Fässer kommt nur Schaum. Ein Glas nach dem anderen wird mit Schaum gefüllt und an die Seite gestellt. Der Schaum hält schier ewig. Die Schlange wächst und wächst.

Irgendwann bekomme ich die beiden Biere, die wir probieren wollen, aber um wenigstens ein paar Worte mit den Brauern von Sudden Death zu schwätzen, dazu ist das Gedränge zu groß. Vorsichtig balanciere ich die Gläser also nach draußen, wo meine weitaus bessere Hälfte mittlerweile einen Sitzplatz organisiert hat. Na, wenigstens das hat gut geklappt.

Jetzt sitzen wir gemütlich vor dem Lädchen und … ja, die beiden Biere schmecken hervorragend. Ein Trost! Eine Wiedergutmachung für das lange Schlangestehen und das Gedränge. Sowohl das Pils Brosnan (4,8%) als auch das Slapshot DDH Pale Ale (5,5%).

Pils Brosnan & Slapshot DDH Pale Ale

Zufrieden sitzen wir vor dem Laden und genießen. Rasch sind die Gläser leer, und es stellt sich die Frage: Trinken wir noch eins?

Meine Frau schaut mich ernst an und zeigt auf die Schlange. Nicht einen Meter ist sie kürzer geworden. Nach wie vor warten die Bierfans geduldig auf das unendlich schäumende Bier. Nein, sich jetzt wieder ganz hinten anzustellen, das würde den Zeitrahmen sprengen. Auch wenn die Biere bestimmt ebenso fein wären wie die ersten beiden …

Bierbühne Hamburg
(by Craft Beer Rockstars)

Seit April dieses Jahres gibt es in Winterhude mit der Bierbühne Hamburg einen neuen Bierladen. Grund genug, sich heute, am 26. August 2021, im Rahmen der Hamburg Beer Week mal dorthin aufzumachen und zu schauen, was im Angebot ist.

Ein paar Schritte sind es nur von der Station der Hochbahn, und beim Überqueren der Straße sehe ich schon die Sitzgarnituren vor dem Laden. Allzu viel ist noch nicht los, und so finde ich trotz Pandemie einen Sitzplatz im Innern. „Äh, sorry, nur für etwa eine Stunde, danach ist reserviert“, erklärt mir der junge Mann hinter dem Tresen, aber das sollte kein Problem sein. Länger möchte ich sowieso nicht bleiben – viel zu viele weitere Beer Week Angebote gibt es über die Stadt verteilt, und ich möchte wenigstens ein paar davon noch wahrnehmen.

die Sitzgarnituren vor und im Laden laden zum Genuss vor Ort ein

Ich mache es mir also gemütlich, und während ich noch nachdenke, ob ich eines der vielen hundert Flaschen- und Dosenbiere nehme oder doch lieber eines der vier Biere, die es heute vom Fass gibt, werde ich Zeuge einer Unterhaltung, die von Schlagfertigkeit und Geschäftstüchtigkeit der Betreiber dieses Ladens zeugt:

Zwei „obercoole“ Typen, Sonnenbrille auch im Innern des Ladens und gerade mal ins legale Biertrinkalter hineingewachsen, bringen eine Halbliter-Euroflasche ohne Etikett und eine Carlsberg-Dose in den Laden, stellen sie – wie man am Grinsen sehen kann, schon ein bisschen provozierend – auf den Tresen an der Kasse und fragen, ob sie dafür das Pfand bekommen könnten. Der junge Mann an der Kasse kontert souverän: „Aber natürlich kriegt Ihr das Pfand, das ist unser Service. Wollt Ihr auch was Neues mitnehmen? Vielleicht etwas Vergleichbares? Etwas Leichtes, Untergäriges? Ein Lager? Wir haben bestimmt etwas für Euch!“

die Kassentheke, Schauplatz eines spannenden Verkaufsgesprächs

Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht laut loszulachen. „Etwas Vergleichbares, etwas Leichtes, Untergäriges …“ Ein Dosenbier aus der Bierfabrik so zu umschreiben und dann noch den Bogen zu schlagen zu einem Lager einer Kreativbrauerei, das ist wahre Verkaufskunst.

Ganz verdattert nehmen die beiden Jungs tatsächlich eine volle Flasche wieder mit und zahlen die Differenz, statt nur das Pfand abzustauben und den Kassierer zu testen. Schade nur, dass ich nicht sehen kann, welches Kreativbier ihnen empfohlen worden ist.

Mittlerweile habe ich mir überlegt, was ich trinken möchte, und bestelle mir ein Pale Ale von Garage Beer, und zwar das Everything on Mute. 4,9% hat es nur, und es erfreut mich mit einem schönen und fruchtigen Geschmack und einer kernigen, aber nicht übermäßigen Bittere.

Everything on Mute

Schön, wenn man in einem Bottle-Shop, der doch eigentlich darauf ausgelegt ist, Flaschen und Dosen zum Zuhausetrinken zu verkaufen, auch ein feines Bier vom Fass verkosten kann.

Während ich das Bier genieße, lasse ich meine Blicke an den Regalen entlang schweifen. Viele spannende Biere aus der ganzen Welt stehen da – insbesondere die Dosenbiere aber meistens mit so quietschbunten Etiketten, dass nur schwer zu erkennen ist, was gerade im Angebot ist. Die meisten Grafikerinnen und Designer der Brauereien setzen auf eine Kakophonie der Farben, in der der Wiedererkennungswert oft völlig verloren geht und auch die Beschriftung nur noch lesbar ist, wenn man jede Dose einzeln in die Hand nimmt und anschaut. Leider nur noch selten, dass mal eine wirklich durchgängige Linie zu erkennen ist und schon bei raschem Blick klar wird, welche Rarität (oder eben auch nicht …) im Regal vor einem steht.

Bin ich eigentlich der einzige, der das Etikettendesign heutzutage als austauschbar bunt empfindet?

Heute brauche ich mich darüber aber nicht allzu sehr aufzuregen. Ich bin mit dem Zug in Hamburg, direkt von einer beruflichen Reise hierher abgebogen, und insofern mit großem Gepäck unterwegs. Da kann ich nicht noch bergeweise Bierspezialitäten mitnehmen. Das wird nur ein andermal möglich sein.

Trotzdem aber ein schöner Besuch hier in der Bierbühne Hamburg, bei netten, schlagfertigen Gastgebern mit einem beeindruckenden Sortiment.

Die Craft Beer Rockstars sind eigentlich ein Online-Geschäft für Kreativbiere, haben mit der Bierbühne Hamburg seit April 2021 aber auch einen stationären Laden, der dienstags bis sonnabends von 12:00 bis 20:00 Uhr geöffnet ist. Zu erreichen ist er am besten mit der U-Bahn Linie U1, Haltestelle Hudtwalckerstraße, und von dort aus sind es zwei Minuten zu Fuß.

Bilder

Bierbühne Hamburg
(by Craft Beer Rockstars)
Hudtwalckerstraße 22
22 299 Hamburg
Hamburg
Deutschland

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