Ich schaue ein wenig irritiert auf den Pappkarton, den mir der freundliche Herr G. gerade auf den Schreibtisch gestellt hat. „Ich habe da mal wieder was für Sie“, sagt er.
Ich äuge in den Karton. Ein Bier aus Tirol, eines aus Irland und eines aus Belgien. Drei Länder, drei Biere, drei Stile, die alle nichts miteinander zu tun haben. Eine wilde Mischung. „Ach, das hat sich irgendwie so ergeben“, feixt G., verschwindet und lässt mich mit meinen Mutmaßungen allein.
eine wilde Mischung
Na dann … Wenn es sich „irgendwie so ergeben“ hat, dann ist das halt so. Dann brauche ich mir aber beim Auspacken und Verkosten über den reinen Genuss hinaus auch keine komplizierten Gedanken machen. Auf geht’s also:
Verkostungsnotizen
Zillertaler – Tyroler Imperial Zwickl (5,7%)
Die schöne orangene Farbe in Verbindung mit der gleichmäßigen Trübung und dem schneeweißen Schaum gefällt. Der Geruch ist sehr kräftig malzig mit kremigen Biskuitteig-Noten. Der Antrunk ist weich und rund, ebenso weich und rund fließt das Bier über die Zunge – sehr vollmundig. Auch hier wieder ein schönes Biskuitteig-Aroma, das insbesondere retronasal noch ein paar ganz dezente florale Noten bekommt. Kremig belegt das Bier die hintere Zunge und den Gaumen beim Schluck, und erst hier kommt eine schöne, stets weich bleibende Bittere zum Tragen. Ein nahrhaftes Bier.
Guinness – Extra Stout (5,0%)
Die Farbe ist rubinrot, fast schwarz, und glänzt in der Sonne. Das Bier ist blank gefiltert. Der Schaum ist beigefarben, fest und lange, lange haltbar, allerdings nicht so kremig fein, wie man es vom mit Stickstoff gezapften Guinness gewohnt ist – dieses hier kommt halt „nur“ aus der Flasche. Der Geruch ist intensiv malzig und leicht röstig mit süßen Noten und erinnert ein bisschen an Blockmalz-Bonbons. Der Antrunk ist fest, und im Nu macht sich eine angenehme Bittere auf der Zunge breit, begleitet von ein bisschen Malzsüße im Hintergrund und einer ganz feinen Säure. Es entwickeln sich Kaffeenoten, ein kleiner Touch Mokka, und retronasal geht das Ganze in bittere Herrenschokolade über. Die Bittere wird im Abgang prägnanter, bleibt aber angenehm sauber, ohne kratzig zu wirken.
Brouwerij Huyghe – Delirium Tremens – Strong Blond Beer (8,5%)
Das Bier ist kräftig goldgelb und blank, es trägt eine schöne, schneeweiße und beliebig lange haltbare Schaumkrone. Der Duft ist estrig-fruchtig, erinnert an Ananas und an künstliche Zitronenbonbons und enthält auch ein paar phenolische Noten, die im Hintergrund einen ganz leicht medizinischen Eindruck (Heftpflaster) erzeugen. Der Antrunk ist recht weich, auf der Zunge macht sich dann eine leichte Malzsüße gepaart mit recht deutlichen phenolischen Noten breit. Die Zunge wird davon ein bisschen rau, aber noch nicht so, dass es unangenehm würde. Nach dem Schluck werden intensive alkoholische Noten spürbar, fast ein wenig spritig, und im Rachen wird es warm. Retronasal kommt zum späten Zeitpunkt etwas Lösungsmittel (Aceton?) hervor.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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