Lemke IPA Paket
Berlin
DEU

Im April hatte ich mich schon einmal durch ein Probierpaket der Berliner Brauerei Lemke getrunken – seinerzeit mit sechs verschiedenen fassgereiften Spezialitäten. Heute, am 27. Oktober 2021, lockt die Brauerei mit einem IPA Paket. Fünf verschiedene India Pale Ales, insgesamt 20 Flaschen, dazu zwei Verkostungsgläser mit dem Logo der Brauerei und einige Bierdeckel, Prospekte und Flaschenöffner.

Eine schöne Zusammenstellung, die zwar auf den ersten Blick langweilig erscheinen mag („Fünf verschiedene IPAs? Das ist doch fünf Mal das gleiche hinter verschiedenen Bezeichnungen!“), es in der Praxis aber nicht ist. Neben einem „ganz normalen“ IPA (Hätten wir vor zehn Jahren zu diesem Bierstil auch schon „ganz normal“ gesagt? Ich glaube nicht. Damals war das noch eine Sensation!) und einem diesem durchaus verwandten West Coast IPA enthält das Verkostungspaket drei von diesem Standard sehr abweichende Biere.

Das Weizenbock IPA ist aufgrund des Weizenmalzes und einer anderen Hefe charakterlich völlig anders, und das Black Rye IPA, das mit Roggen gebraut worden ist, darüber hinaus auch sehr, sehr dunkel. So dunkel, dass man schon wieder von einem Oxymoron sprechen könnte. Ein Bier kann eigentlich nicht gleichzeitig black und pale, schwarz und bleich, sein. Da muss man das Pale in der Bezeichnung „India Pale Ale“ einfach mal ausblenden und den Stil IPA sehr frei mit Fokus auf den ausgeprägten Hopfencharakter betrachten.

Schließlich ist noch ein Imperial IPA oder Triple IPA dabei – ein Bier, das selbst für ein IPA gewaltig und mit 10% sehr alkoholstark ist.

Fünf IPAs also, aber doch fünf sehr unterschiedliche Biere!

Insofern ist die Verkostung abwechslungsreich und spannend, und bei manchem Bier hätte ich mir gewünscht, dass noch ein paar Flaschen mehr davon in dem Karton gewesen wären …

Verkostungsnotizen

India Pale Ale (6,5%)

Das Bier ist kupferfarben und fast klar; sein beigefarbener, etwas zurückhaltender Schaum ist recht lange haltbar. Der Geruch ist würzig, harzig und kräuterig. Der Antrunk ist relativ mild. Auf der Zunge macht sich eine angenehme, harzige Bittere breit, die retronasal von kräuterigen Noten (Hustensaft, dies aber im positiven Sinne) begleitet wird. Nach dem Schluck bleibt eine kräftige Herbe haften. Trotz eines relativ geringen Alkoholgehalts von nur 6,5% wirkt das Bier leicht wärmend im Hals.


Spree Coast IPA – West Coast IPA (6,9%)

Das Bier ist hellkupferfarben und fast klar. Sein weißer Schaum ist lange haltbar. Die Nase identifiziert heuartige und leicht kräuterige, auch etwas harzige Aromen. Der Antrunk ist recht spitz. Auf der Zunge dominiert ein kräftiger Malzkörper, der die durchaus deutliche Bittere dieses Biers überspielt. Retronasal identifiziere ich kräftige Kräuteraromen, dabei Thymian und Basilikum. Der Abgang balanciert sorgfältig zwischen einem weichen und würzigen Malzeindruck und einer soliden, langsam und gleichmäßig abklingenden Hopfenherbe.


Weizenbock IPA (7,0%)

Das Bier ist hellkupferfarben und dezent trüb – ganz gleichmäßig. Der Schaum ist zunächst recht üppig, zerfällt dann zu einer dünnen Schicht, vermag es aber trotzdem noch, schöne Trinkränder im Glas zu hinterlassen. In der Nase vermischen sich estrige und hopfige Fruchtaromen – die einen tänzeln spielerisch wie Fruchtgummis herum, die anderen pummeln sich eher behäbig nach Art von Grapefruit- oder Mandarinenschalen. Eine interessante Kombination. Der Antrunk ist weich; von Beginn an vollmundig und mit deutlicher Restsüße und Sämigkeit fließt das Bier auf die Zunge. Augenblicke später eine deutliche Hopfenherbe. Der Schluck ist angenehm weich, die Bittere sanft bis seidig, obwohl sie sehr präsent bleibt. Langsam und gleichmäßig klingt sie ab; retronasal bleiben komplexe und estrige Fruchtaromen mit deutlichen Aprikosennoten, wie sie für einen Weizenbock typisch sind.


Imperial IPA – Triple IPA (10,0%)

Das Bier hat eine kräftig gelbe Farbe, in der man gegen das Licht einen Hauch von opalisierender Trübe sehen kann. Der Schaum ist nicht üppig, aber schön lange haltbar und hat eine ganz leicht ins Beige changierende Farbe. Der Geruch ist eher dezent mit harzigen Grundtönen. Der Antrunk ist sämig, fast schon dickflüssig, und auf der Zunge wirkt das Bier mächtig – mächtig in seiner Bittere, mächtig aber auch in seinem Malzkörper, der der Bittere sofort die Ecken und Kanten nimmt, ohne dass sie an Wucht verliert. Retronasal werden die Aromen rasch komplexer. Zu den harzigen Grundtönen mischen sich Tropenfrüchte, allen voran etwas Passionsfrucht, aber auch ein paar Ananas- und Pampelmusenschalenaromen sind dabei. Nach dem Schluck bleibt die Bittere noch einen Moment haften und macht dann einer angenehmen alkoholischen Wärme Platz.


Black Rye IPA (7,2%)

Kräftig dunkelbraun und gleichmäßig trüb steht das Bier im Glas, darüber eine üppige, kräftig beigefarbene Schaumkrone. So üppig, dass es beim Einschenken übergelaufen ist. Kremig ist der Schaum und er hält sich schier ewig. Der Duft ist intensiv – das Bier riecht wie ein frisch gebackenes Brot, appetitlich und kräftig. Der ganz leicht viskos wirkende Antrunk ist angenehm. Vollmundig weich ergießt sich das Bier über die Zunge, setzt brotige und leicht röstige Aromen frei. Kremig und weich bleibt es auch beim Schluck, obwohl hier deutliche Bitternoten hinzukommen. Aber sie sind rundum eingebettet in die Fülle des Malzkörpers, der bis zum allerletzten Moment mit seinen brotigen Aromen dominant bleibt. Bei aller Vollmundigkeit, bei allem Malzkörper – das Bier ist nicht süßlich-klebrig. Die etwas viskose, weiche Konsistenz kommt vom Roggen, nicht vom Malzzucker. Ein Bier, das spielend eine Mahlzeit ersetzen kann.


Auspacken und Verkostung

Lemke IPA Paket
Brauerei Lemke Berlin GmbH
Rochstraße 6a
10 178 Berlin
Berlin
Deutschland

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