MHD- und Restetrinken
KommproBier
Langenargen
DEU

Auch im „beste Bierladen von Welt“, wie KommproBier im Netz bisweilen auch schon genannt wurde, kommt es vor, dass das eine oder andere Bier mal das Ende seiner Mindesthaltbarkeit erreicht und somit nicht mehr verkauft werden sollte. Oder es hat mal eine der vielen Freundinnen und Freunde von Uli und Helmut exotisches Bier vom anderen Ende der Welt oder aus der tiefsten Provinz mitgebracht – zu viel, um alles selbst zu trinken, aber zu wenig, um es zu listen und in den Verkauf zu nehmen.

das Tor zum „beste Bierladen von Welt“

Und so sammelt sich in den Tiefen der begehbaren Kühlräume ein Fundus merkwürdiger Flaschen und Dosen an.

„Was tun mit diesem Bier?“, ist dann die Frage, die sich stellt.

Uli und Helmuts Antwort: „Wir sortieren das alles in ein paar separate Kühlschränke, kochen was Deftiges dazu und laden Freunde, Stammgäste und Bekannte ein, das Zeug gegen eine kleine Spende wegzutrinken.“

Und so geschieht es heute, am 31. Oktober 2021, unter dem Motto „MHD- und Restetrinken“.

Rund 35 Gäste sind gekommen, und es warten prallvolle Kühlschränke auf sie. Hier ein Helles, das schon vor acht Wochen hätte getrunken sein sollen, dort ein IPA, das übermorgen abläuft. Viele Sachen dabei, die noch problemlos genießbar sein sollten – schließlich werden alle Biere bei Uli und Helmut ja durchgehend gekühlt aufbewahrt.

Doch Moment mal, was ist das denn? Das da, versteckt in der dritten Reihe hinter ein paar Pumpkin-Ales der letzten Saison?

Grabhers Sudwerk – Barrel Aged Stout 2019

Ein Barrel Aged Stout von Grabhers Sudwerk aus dem Jahr 2019 mit 11,72% Alkohol! Wo kommt das denn her? Das kann doch noch gar nicht umgeschlagen sein?

Ist es auch nicht, es ist halt nur schon ganz knapp vor’m MHD. Begeistert genießen wir diese Spezialität, die gut und gerne noch ein paar weitere Jahre hätte lagern können. Jetzt aber ist es zu spät, die Flasche ist offen. Genaugenommen ist es aber gleichzeitig auch zu früh. Zu früh nämlich für ein solches Hammerbier. Zu viel Alkohol für den Anfang, zu viel Geschmacksintensität, denn nach diesem Bier schmecken alle normalen Biere dann viel zu dünn … Ach, egal. Es ist ein wunderbarer Genuss!

Dark IPA, zwei Jahre altes helles Vollbier, Sweet Stout

Zu sechst sitzen wir an einem Tisch, und es entwickelt sich ein munteres Hin- und Herprobieren. Wie wäre es jetzt mit einem Dark IPA? Oder einem zwei Jahre alten hellen Vollbier? Ein Sweet Stout hätten wir noch zu bieten, und ein einfaches Blond. Einverstanden?

im Jamaica-Rumfass gereifte Schwarze Tinte von Martin Seidl

Uli kommt mit einer besonderen Flasche an unseren Tisch: „Wo Ihr doch gerade bei Barrel-Aged wart! Hier habe ich die letzte Flasche der Schwarzen Tinte vom Martin Seidl. Im Jamaica-Rumfass gereift, Jahrgang 2020!“ Wir lassen uns das natürlich nicht zwei Mal sagen, und ruckzuck ist auch dieses wunderbare Schätzchen verkostet. Hm, fein. Diese weiche Säure, das Rum-Aroma, die malzige und leicht kaffeeartige Fülle …

Double Dry Hopped Weizenbock von True Brew und Yankee & Kraut

Da wirkt der Double Dry Hopped Weizenbock von True Brew und Yankee & Kraut fast schon zu dünn. Schade eigentlich, denn dieses Bier kann was. Richtig gut, aber im Kontext der fassgereiften Aromahämmer fällt es ein wenig ab. Kontextsensitive Geschmackserfahrung, wirft einer am Tisch hochtrabend ein.

„Kuckt mal hier“, strahlt Uli schon wieder. „Ich habe hier ein DeuS, das 2015 schon abgelaufen ist, also aus dem Jahr 2013. Da habe ich keine Ahnung, wie sich das wohl entwickelt hat. Wollen wir probieren?“

acht Jahre altes DeuS

Begeisterung an unserem Tisch. Im Nu stehen sechs Sektflöten bereit und das DeuS wird eingeschenkt. Ein bisschen trüb ist es, eher ungewöhnlich für dieses Bier, das, wenn es vorsichtig eingeschenkt wird, doch fast glanzfein aus der Flasche kommt. Knochentrocken schmeckt es, so wie wir das von diesem nach Champagner-Methode (einschließlich des fachmännischen Degorgierens) gebrauten Bier gewohnt sind, aber es findet sich auch eine seidenweiche Kremigkeit auf der Zunge. Ganz anders also als das frische Bier. Nicht besser, nicht schlechter, aber doch mit einer deutlichen aromatischen Entwicklung!

zehn Jahre altes Weißbier aus der Weissbierbrauerei Hopf

Zwischendurch erden wir uns mit einer Flasche eines zehn Jahre alten Weißbiers aus der Weissbierbrauerei Hopf aus Miesbach. „Ich habe einen uralten Kasten Leergut zurückbekommen, und da war eine der Flaschen noch voll. Kuckt mal, die Staubschicht!“, erzählt Uli. Zögerlich nur schenken wir ein, schnuppern unschlüssig am Glas. Honignoten riechen wir, nicht unangenehm, auch wenn dieses Aroma mit einem Weißbier nur wenig tun hat. Mutig nehme ich einen Schluck. Weich, aber geschmacklich recht dünn. Durchaus noch trinkbar, aber keine Offenbarung mehr. Immerhin noch so gut, dass wir nichts weggießen, sondern alles austrinken. Bis auf den trüben Bodensatz in der Flasche. Der bleibt da, wo er ist.

Die vielen verschiedenen Biere steigen uns langsam zu Kopf, und es wird Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. „Ein Schätzchen habe ich noch. Das ist zwar noch bis 2034 haltbar, aber es stammt aus dem Jahr 2009, und für besondere Gäste mache ich es gerne auf!“, ruft Uli. Ich schaue auf die Flasche. Brouwerij De Molen. Das Bier heißt Bommen & Granaten. Und ich lese 15,2%!

Brouwerij De Molen – Bommen & Granaten

„Um Himmels Willen. Lass‘ es die Stammwürze sein!“, rufe ich, aber nein: Herr R. belehrt mich: „Das ist der Alkoholgehalt. Da musst Du jetzt durch!“

„Tapfer sein!“, posaunt meine holde Ehefrau über den Tisch und schenkt uns allen fleißig ein. Das kremige, süße und ungeheuer komplexe Bier begeistert uns alle. Fürwahr, die Krönung des heutigen Abends. Gleichzeitig, ob seiner Stärke, aber auch ganz bestimmt das letzte Bier für heute. Sonst geht’s uns morgen nicht gut.

Zwölf interessante und spannende Biere. Ein paar extrem gute, ein paar schon deutlich gealterte, aber alle waren samt und sonders noch gut trinkbar. Was für eine spannende Biererfahrung. Verkostung einmal ganz anders!

Schön war’s!

Und Uli und Helmut sind ihre Reste auf diesem Weg noch gut losgeworden. Alle Biere wurden trotz des Alters ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt – nichts musste entsorgt werden. Prima Idee!

Bilder

KommproBier
Mühlstraße 28
88 085 Langenargen
Baden-Württemberg
Deutschland

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