Ein glutheißer Sommersonntag. Wir sind auf dem Heimweg von einem Kurzurlaub, und in der frühen Nachmittagszeit regen sich Hunger und Durst. Eigentlich macht Reisen ja immer hungrig, und wir könnten eigentlich schon direkt nach dem Losfahren, spätestens aber hinter dem Ortsausgangsschild anfangen, Brotzeit zu machen, aber jetzt liegt das Frühstück wirklich schon eine Weile zurück und der Hunger ist nicht mehr nur eingebildet, sondern Realität.
Wie schön, wenn dann der Weg durch Miesbach führt, Heimatstadt der Weißbierbrauerei Hopf. 1892 ist diese Brauerei gegründet worden, seit 1921 in den Händen der Familie Hopf, und sie hat sich auf Weißbiere spezialisiert. Auch wenn sie mittlerweile nicht mehr unabhängig ist (2006 wurde sie von Hacker-Pschorr übernommen, die wiederum eine Tochter der Paulaner Brauereigruppe ist, die ihrerseits wieder zu Schörghuber und Heineken gehört … Ach, was ist das kompliziert …), pflegt sie doch nach wie vor ihren eigenen Stil und ist mit ihren Weißbieren regional außerordentlich erfolgreich.
Bevor wir einkehren, machen wir einen kleinen Abstecher und schlendern einmal über den Hof der heute, am Sonntagnachmittag, ausgestorben da liegenden Brauerei. Ein mit quietschbunter Werbung verzierter Lkw parkt direkt vor dem Sudhaus, durch die spiegelnden Glasflächen kann man die kupfernen Geräte des Sudwerks mehr erahnen als wirklich erkennen, und überall auf dem Gelände steht Leergut in allen Farben herum.
Hopf – eigentlich ein passender Name für eine Brauerei, denke ich mir. Zwar ist nun ausgerechnet Weißbier nicht gerade für eine intensive Hopfung bekannt, aber trotzdem: Ohne Hopfen geht es auch beim Weißbier nicht.
Hopf ist auch der Name einer kleinen Gasthausbrauerei im thailändischen Pattaya: Hopf Brew House. Und das kommt nicht von ungefähr. Wie die Neonreklame über dem Eingang im fernen Thailand zeigt, ist man mit der Miesbacher Brauerei verbunden – man verwendet das gleiche Logo, und es heißt, dass die Hefe für die Biere in Pattaya aus Miesbach kommt.
Aber genug des Spaziergangs – so spannend ist eine sonntags geschlossene Brauerei von außen nun auch wieder nicht. Wir orientieren uns in Richtung Ortszentrum und kommen zum Weißbräustüberl Miesbach, einer urigen und gemütlichen Wirtschaft direkt am Marienplatz, in der es die Hopf-Biere im Ausschank gibt. Hier war einst das Stammhaus der Weißbierbrauerei Hopf, und nach wie vor hat es die Rolle eines Brauereiausschanks inne.
Ein riesiger Sonnenschirm beschattet die Sitzgarnituren im Biergarten, und rasch finden wir ein schönes Plätzchen mittendrin. Die Gaststube wäre auch sehr gemütlich gewesen, aber heute, im strahlenden Sonnenschein, ist drinnen natürlich alles verwaist. Gut gelaunt kommt eine Kellnerin auf uns zu geflitzt und fragt uns nach unseren Wünschen. Neben einer deftigen Brotzeit gönnen wir uns natürlich ein Weißbier, und zwar zunächst die normale Helle Weiße.
Dunkel gelb leuchtend, gleichmäßig trüb und mit einer schönen, stabilen und schneeweißen Schaumkrone steht das Bier Augenblicke später vor uns. Feine Bananen- und Aprikosenaromen dominieren, ganz fein dahinter ein paar würzige, phenolische Aromen. Der Antrunk ist frisch und spritzig, man merkt die hohe Spundung deutlich, bevor sich dann eine schöne und runde Vollmundigkeit im ganzen Mund breit macht. Ein sehr schönes Bier für große Schlucke, perfekt zur heutigen Sommersonne passend und mit 5,3% Alkohol auch nicht zu stark.
Ein bisschen übermütig lasse ich der hellen noch eine Spezial Weiße folgen und vertraue darauf, dass mich meine holde Ehefrau schon sicher die letzten Kilometer bis nachhause chauffieren wird.
Das Bier kommt in einem besonderen Glas – kegelstumpfförmig mit Stiel. Mit Stil allerdings auch – es sieht elegant auch. Eine kräftige, schon deutlich ins Orange gehende Farbe, ein feinporiger Schaum, ein ausgewogenes, fruchtig-würziges Aroma. Schon vor dem ersten Schluck ein Genuss. Dann nehme ich einen kräftigen Zug. Das Bier hat alles, was die Helle Weiße eben auch schon hatte, nur von allem etwas mehr, und alles in einer nahezu perfekten Balance. Wunderbare Fruchtaromen, feine würzige Noten, eine runde Vollmundigkeit, die mich das Bier eher abbeißen denn trinken lässt, und eine ganz zarte Bittere, nur ein feiner Hauch – gerade so viel, dass sich nach jedem Schluck das Gefühl habe, gleich wieder einen weiteren nehmen zu müssen. Trotz 6,0% Alkohol spielerisch leicht und luftig, und insofern bei den heutigen Wetterverhältnissen vielleicht ein bisschen gefährlich. Ob seiner Süffigkeit könnte ich mir vorstellen, hier im Kreise von Freunden und Bekannten rasch ein oder zwei Halbe zu viel zu erwischen … Ganz großes Bierkino.
Hochzufrieden trollen wir uns und machen uns auf den Weg heim. In Gedanken machen wir ein großes Kreuz auf der Landkarte, damit wir nicht vergessen, hier wieder einzukehren, wenn wir wieder einmal in der Nähe sind.
Das Weißbräustüberl Miesbach ist das Stammhaus der Weißbierbrauerei Hopf GmbH. Es ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; montags ist Ruhetag. Es liegt zentral in der Ortsmitte und ist vom Bahnhof, der von der Bayerischen Oberlandbahn angefahren wird, nur drei Minuten zu Fuß entfernt.
Weißbierbrauerei Hopf GmbH
Schützenstraße 8+10
83 714 Miesbach
Bayern
Deutschland
Weißbräustüberl Miesbach
Marienplatz 6
83 714 Miesbach
Bayern
Deutschland
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