„Auch Bock auf Bock?“
Online Maibock-Tasting

Christian Zwanzger und Norbert Krines haben da mal wieder was zusammengestellt …

Christian Zwanzger, der Bräu der gleichnamigen Gasthausbrauerei in Uehlfeld, und Norbert Krines, der unermüdliche Kämpfer für die regionale fränkische Bierszene und für ein Natürlichkeitsgebot, das Bedürfnisse kreativer Brauer angemessen berücksichtigt, setzen ihre berühmt-berüchtigte Online-Verkostungsreihe heute mit einer Serie von sechs verschiedenen Maiböcken fort.

Berühmt-berüchtigt? Ersteres, weil die Verkostungen sich großer Beliebtheit erfreuen und immer wieder mit spannenden Bieren und interessanten Geschichten persönlich präsentiert von den Brauern aufwarten, letzteres, weil die Schlagzahl bei diesen Verkostungen manchmal ganz schön hoch ist und zwischen all den tollen Geschichten, den spannenden Bieren, den launigen Bemerkungen und dem kurzweiligen Chat fast schon so etwas wie Genussstress aufkommt.

sechs Maiböcke aus kleinen und ganz kleinen Brauereien

Die sechs Maiböcke stammen aus kleinen und ganz kleinen Brauereien, darunter sogar eine, deren Existenz mir bis gerade eben noch völlig unbekannt war. Es verspricht also, wieder sehr unterhaltsam zu werden. Auf geht es also in eine bierige Reise in die Walpurgisnacht, kreuz und quer durch Franken. Allerdings diesmal mit – aus Gründen … – ungewöhnlich kurzen Verkostungsnotizen.

Bildergalerie

„Auch Bock auf Bock?“

Riedenburger Brauhaus – Benediktinerabtei Plankstetten – Maibock naturtrüb; Brauerei Prechtel – Mai-Bock; StreuBräu – Heller StreuBock; Hopfengarten Bamberg – Gärtnerʼs Maibock; Privatbrauerei Hofmann Pahres – Maibock; Handwerksbrauerei Zwanzger – bumse macht und unten isser – Maibock

Riedenburger Brauhaus – Benediktinerabtei Plankstetten – Maibock naturtrüb (6,5%)

Den Auftakt macht ein naturtrüber Maibock aus dem Riedenburger Brauhaus. Gebraut wird er, wie ein paar andere Biere des Riedenburger Brauhauses auch, für die Benediktinerabtei Plankstetten. Das fast neunhundert Jahre alte Kloster betreibt eine Klosterschenke und ein Gäste- und Tagungshaus, wo neben dem Maibock auch das Dinkel, das Spezial und das Dunkel ausgeschenkt werden – alle in Riedenburg gebraut. Das Besondere ist: Es sind nicht einfach nur Auftragssude, sondern diese Biere entstehen aus Bio-Getreide, das vom Klostergut selbst angebaut wird. Stets getreu des Mottos „Sie sind dann wirklich Mönche, wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben.“

Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus stellt dieses Bier vor und erläutert die Zusammenarbeit zwischen seiner Brauerei und dem Kloster.

Auch wenn dieses Bier für einen Maibock sehr dunkel ist, so gefällt es doch auf Anhieb – sein sehr kräuterig-würziger und fast schon kerniger Charakter geben ihm das gewisse Etwas. Ein schöner Auftakt.

Brauerei Prechtel – Mai-Bock (6,8%)

Nur wenige hundert Meter von Christian Zwanzgers Brauerei entfernt befindet sich in Uehlfeld noch eine zweite Brauerei, die Brauerei Prechtel. „Bei – mit Eingemeindungen – etwa 3000 Einwohnern gerade mal zwei Brauereien, das ist noch nicht viel“, lästert Norbert Krines ein wenig, aber betrachtet man nur den Kernort Uehlfeld selbst, dann sind es zwei Brauereien auf rund 1200 Menschen. Das ist dann schon recht ordentlich. Und neben den beiden Brauereien gibt es im Dorf noch 45 Storchenpaare (aktuelle Zählung vom Frühjahr 2022) – das dürfte in Bayern Rekord sein, vielleicht sogar bundesweit. Das Wappen der Brauerei Prechtel zeigt allerdings einen Schwan und keinen Storch.

Die Biere werden in der Brauerei Prechtel noch auf altertümliche Weise hergestellt; unter anderem werden die Rührwerke im Sudhaus noch mit Transmissionsriemen angetrieben, gekühlt wird mit einem Kühlschiff, und vergoren werden die Biere in offenen Gärbottichen.

Der Prechtel-Mai-Bock ist nicht ganz so dunkel, wie der aus Riedenburg, und er unterscheidet sich auch geschmacklich sehr stark – schwere, geradezu herzhaft-saftige Honigaromen weist er auf.

StreuBräu – Heller StreuBock (6,3%)

Mit dem dritten Bier betrete ich Neuland – von der StreuBräu habe ich bisher noch nie etwas gehört. Es ist eine kleine Genossenschaftsbrauerei, die aus einer winzigen Brauerei im namengebenden Streubuck, einer Straße im Nürnberger Stadtteil Moorenbrunn, hervorging, 2018 zur Genossenschaft wurde und sich mittlerweile in Fischbach befindet. Die Biere werden jeden Sonnabend von 10:00 bis 12:00 Uhr verkauft. Oder man hat Glück und bekommt sie bei Veranstaltungen im Raum Nürnberg, die auf der Facebook-Seite der StreuBräu angekündigt werden.

Michael Ganster, der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Genossenschaft, stellt uns die kleine Brauerei vor und vergisst dabei nicht, zu erwähnen, dass unverändert weitere Genossen gesucht werden – mit einem Anteil von 250,- EUR sei man bereits dabei.

Das Bier hat laut Angaben der Brauerei 12 EBC, 22 IBU und ist ausschließlich mit Gerstenmalz aus der Region sowie mit Hopfen aus der Hallertau und Tettnang gebraut. Es wirkt sehr blumig und kräuterig, für einen Maibock also eher untypisch, aber es trinkt sich gut.

Hopfengarten Bamberg – Gärtnerʼs Maibock (6,6%)

Die Brauerei Hopfengarten aus Bamberg ist nach eigenen Angaben die kleinste Brauerei Bambergs. Betrieben wird sie durch den „brauenden Gärtner“ Kris, der die 450jährige Familientradition als Gärtnerei beibehalten, aber mit modernen Einflüssen und Nachhaltigkeit kombinieren möchte. So baut er erstmalig seit 100 Jahren wieder Hopfen an und braut seine Biere im Kleinstmaßstab und gerne unter Verwendung von Kräutern, Früchten und anderen Produkten aus seiner eigenen Gärtnerei. Kreative Biere jenseits der unsinnigen Einschränkungen des sogenannten „Reinheitsgebots“. Wie vielfältig diese Biere sind, davon habe ich mich im Herbst letzten Jahres selbst überzeugen können, als mir ein Freund einen ganzen, bunten Reigen von Bieren aus dieser Brauerei (und einigen anderen) mitgebracht hatte.

Der Gärtner’s Maibock gefällt durch seine relativ helle Farbe, den schönen und stabilen Schaum sowie durch ein frisches, kräuteriges Aroma, das in diesem Fall allerdings ohne Kräuterzugabe, nur auf Basis von Gerstenmalz, Hopfen und Hefe entstanden ist.

Privatbrauerei Hofmann Pahres – Maibock (7,5%)

Seit über 350 Jahren gibt es die Privatbrauerei Hofmann in Pahres schon, und sie wird mittlerweile in der elften Familiengeneration betrieben. Schon beim Durchklicken durch die sehr ansprechend gestaltete Website bekomme ich Lust auf das nächste Bier, aber für einen Moment gedulde ich mich noch und lausche zunächst den Ausführungen des Brauers Peter Köhler, der uns die Brauerei und den Maibock vorstellt. Wobei ich dabei mitunter abschweife und stattdessen seinen Bildhintergrund erkunde – der zeigt nämlich den Gärkeller der Brauerei.

Aber zurück zum Bier: Der Maibock aus Pahres ist das erste Bier, bei dem ich als Norddeutscher jetzt sagen würde, dass es meinen Verbrauchererwartungen an einen Maibock entspricht. Helle Farbe, hopfenbetont, gefiltert, ordentlicher Schaum. Noch ein bisschen schlanker könnte es für meinen persönlichen Geschmack vielleicht noch sein.

Aber, wie sich in der Diskussion im die Verkostung begleitenden Chat auch zeigt: Wie ist eigentlich ein Maibock definiert? Es gibt keine festen Richtlinien, und so kommt jeder Konsument mit seinen eigenen, vielleicht über Jahre gewachsenen Erwartungen, und meine sind halt stark durch das Original, den Mai-Ur-Bock aus dem Einbecker Brauhaus, geprägt, den ich schon in meiner späteren Jugend (selbstverständlich erst nach dem 16. Geburtstag, räusper, räusper, …) genossen habe.

Handwerksbrauerei Zwanzger – bumse macht und unten isser – Maibock (6,7%)

Christian Zwanzger, der Organisator der Verkostung, schließt den Reigen für heute mit seinem etwas ungewöhnlich benannten Maibock: „bumse macht und unten isser“. Ein Zitat aus dem Film „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ mit Bud Spencer und Terence Hill.

Was das mit Maibock zu tun hat? Keine Ahnung.

Was dieses Bier mit Maibock zu tun hat? Hm, ehrlich gesagt, auch keine Ahnung.

Mit einem Augenzwinkern schreibt Christian „Wenn ich Maibock drauf schreib ist es einer!!!“ Aber wie das so ist mit den Verbrauchererwartungen: Die fruchtige Aromenwolke, die gewaltige Hopfenbittere und der gesamte Charakter deuten eher auf ein Imperial Pale Lager als auf einen Maibock hin. Vorzüglich, aber ob das zum Stil passt?

Schön, dass Christian wie bei allen seinen Bieren die Zutaten detailliert auflistet: Wiener und Caraamber-Malz sowie die Hopfensorten Strata, Cascade, Olicana und Agnus. Dazu die klassische Lagerhefe W34/70.

sechs höchst individuelle Biere waren es

Gerade mal zwei Stunden sind vergangen, wir haben also recht zügig getrunken. Spannend war es, wie immer, und es waren einige sehr eigenwillige Biere dabei. Ein herzlicher Dank geht an Norbert Krines, den Conférencier der Veranstaltung, und an Christian Zwanzger, der sich die mühevolle Arbeit der Vorbereitung und Organisation angetan hat – vom Finden der Biere über das Überreden der Brauer, online dabei zu sein, bis zum Versand und der ganzen Abrechnung. Viel Arbeit, aber für ein sehr schönes Ergebnis!

Bilder

„Auch Bock auf Bock?“
Handwerksbrauerei Zwanzger
Burghaslacher Straße 10
91 486 Uehlfeld
Bayern
Deutschland

4 Kommentare

  1. Eine prima Zusammenfassung dieser Verkostung einer für mich schon immer ein bisschen rätselhaften Biersorte: Bei mir weckt der Mai mit seiner Sonne und Wärme Appetit auf leichte, frische Biere, und ich tendiere dazu, die noch im Kühlschrank verbliebenen Winterböcke über den Sommer einzulagern.

    – Den noch nicht verkosteten Hofmann-Maibock werde ich aber mir für kühle Frühlingstage zur Seite stellen. Du hast mich nämlich neugierig gemacht, Volker!

    • Wenn ich Dich da neugierig gemacht haben sollte, dann freut mich das. Für mich war das der typischste Maibock. Die anderen Biere waren hochinteressant, aber teils weit weg von dem, was ich persönlich aufgrund meiner Erfahrungen als Maibock einsortiert hätte: Hell, stark, hopfig. Und wenn möglich auch noch nicht allzu malzig (letzteres war der Maibock aus Pahres aber …).

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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