Verkostungspaket
aus Dornbirn

Spezialitäten für den Sommerurlaub

Der Sommerurlaub steht vor der Tür. Herrliches Wetter, ein paar freie Tage, und so geht es jeden Tag raus in die Berge. Wie schön, dass die gerade vor der Haustür wachsen und ich noch nicht einmal weit fahren muss.

Aber so schön es in den Bergen oder am Baggersee auch ist, irgendwann geht es abends auch wieder heim, und dann wartet ein herrliches Feierabendbier auf mich.

sechs spannende Biere

An diese wunderbare Stimmung, an das vorzügliche Bier nach einem begeisternden Tag, muss mein lieber Freund, der Biersommelier Dominik, gedacht haben, als er das bierige Überraschungspaket zusammengestellt hat, das mich heute erreicht hat.

Sechs hochinteressante Biere aus Österreich – sechs spannende Spezialitäten. Vielen lieben Dank dafür, lieber Dominik!

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Verkostungsnotizen

Mohrenbräu – NÜRNBERGER ROT us’m LÄNDLE; Der Belgier – Explorateur – Axels Sommersaison; Grabhers Sudwerk – Summer Ale – Pale Ale; Stiegl – Columbus – IPA; Der Belgier – Saison; Der Belgier – Explorateur – Daans Wit

Mohrenbräu – NÜRNBERGER ROT us’m LÄNDLE (6,6%)

In leuchtendem Orange und dezent trüb steht das Bier im Glas; es trägt eine kremige, feinporige und hellbeigefarbene Schaumkrone, die sich bombenfest und ewig lange haltbar präsentiert. Der Duft ist rotbiertypisch-malzig und hat eine feine, nicht zu intensiv sättigend wirkende Note, die an frische Brotkruste erinnert. Der Antrunk ist überraschend rezent, fast schon ein bisschen spitz, aber auf der Zunge relativiert sich dieser Eindruck sofort wieder: Hier gibt sich das Bier kuschelig weich, sanft, leicht malzsüß, mit einer ganz dezenten Herbe und vor allem wieder mit deutlich spürbaren Brotkrustenaromen. Als ob man in eine frisch vom noch warmen Laib gesäbelte, dicke und saftige Scheibe hineinbeißen würde. Ähnlich auch der Abgang. Weich und vollmundig, mit einer nur sehr leichten Hopfenbittere gibt sich das Bier fast wie eine Brotzeit. Es tut gut und sättigt. Und das, ohne dabei zu mastig zu wirken. Trotzdem ist es bei dieser Fülle und Reichhaltigkeit schon ehrgeizig, eine 0,75-l-Flasche anzubieten.

Der Belgier – Explorateur – Axels Sommersaison (5,5%)

Ein Bier von Raf, dem Belgier, das er zusammen mit Axel Kiesbye entwickelt und gebraut hat. Zwei absolute Experten. Das ist unendlich vielversprechend. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.

Das Bier ist leuchtend gelb, sehr trüb und trägt einen kremigen, feinporigen und lange haltbaren Schaum. Und schneeweiß ist er auch noch. Ähnlich lang ist die Liste von Attributen beim Duft: Da sind phenolische Noten von der Saison-Hefe, die immer so ein bisschen rau und ungestüm, gleichzeitig aber doch liebenswert wirken. Aber auch feine ätherische Kräuter, mit feinen zitrusartigen Noten. Der Blick auf die Zutatenliste offenbart, was da so alles drin ist: Koriandersamen, Anis und Kamille. Ein herrlicher Duft wie ein Kräuterkissen aus Alpenkräutern.

Der Antrunk ist spritzig und ein bisschen pfeffrig-scharf, aber auf der Zunge gibt sich das Bier dann wieder ganz zahm. Eine feine Malznote, eine leichte und zurückhaltende Bittere, und darüber tänzeln im warmen Sommerwind die Aromen der Alpenkräuter. Ich liege gedanklich mitten im Panorama meines Fotos und genieße das Heu, die Sonne, die warme Luft und die Aromen. Wie schön. Der Abgang bringt die Kamille leider ein wenig zu sehr in den Vordergrund, so dass das Bier beginnt, „gesund“ zu schmecken und mich an feuchtkalte Wintertage, Rotznase und Kamillentee erinnert. Aber das ist wohl bloß so eine subjektive Assoziation, denn eigentlich ist das ein richtig, richtig gutes Bier!

Grabhers Sudwerk – Summer Ale – Pale Ale (5,1%)

Das Bier ist dunkelgelb und gleichmäßig, aber nur schwach getrübt. Der kremige Schaum ist schön weiß und hält durchaus lang. So weit, so gut. Der Duft ist fruchtig; er erinnert ein bisschen an Mandarinenschalen, hat aber auch dezente Kräuternoten im Hintergrund, die den Eindruck etwas komplexer machen und etwas absetzen von den immer gleichen Obstkörbchen-Bieren. Der spritzige Antrunk leitet direkt über zu den ebenfalls angenehm und nicht übertrieben fruchtigen Aromen auf der Zunge. Die Mandarinenschale wandelt sich zu Ananas und etwas Mango, aber die kräuterigen Aromen bleiben im Hintergrund trotzdem bestehen. Richtig kräftig bitter wirkt das Bier allerdings nicht – trotz reichlicher (wie man an den Fruchtaromen erkennen kann) Hopfengabe. Der trockene und schlanke Körper ist deutlich spürbar, auch eine ordentliche Hopfenherbe, aber selbst nach dem Schluck bleibt nur eine angenehme, sympathische Trockenheit, die Lust auf den nächsten Schluck macht, aber nicht kratzig, nachhängend oder gar adstringierend ist. Durchaus gelungen!

Stiegl – Columbus – IPA (6,1%)

Das Bier ist schön goldgelb, fast klar, und es trägt eine reichliche und lang haltbare, wenn auch etwas großblasige, schneeweiße Schaumkrone. Der Duft ist angenehm fruchtig und süßlich dabei; in erster Linie erinnert er mich an Ananas. Der spritzige und etwas pfeffrig-scharfe Antrunk gefällt mir, ebenso der schlanke und trockene Eindruck auf der Zunge. Ein hochvergorenes India Pale Ale, das in seiner Schlankheit eine schöne Plattform für die fruchtigen Aromen bietet, die sich im Mund entwickeln, auf der Zunge ein wenig umhertänzeln und dann auf retro machen – auf retronasal nämlich – und mich beim Ausatmen durch die Nase sehr erfreuen. Der Schluck zeigt, dass die schlanke Trockenheit ein durchgängiges Konzept ist: Gaumen und Rachen werden rasch nach dem Schlucken leicht trocken – ein feiner adstringierender Effekt des Hopfens, ohne dass dazu übermäßige Bittere notwendig wäre. Die Trockenheit verleitet dazu, sofort den nächsten Schluck zu nehmen, und in Windeseile ist das Glas leer.

Zurück zu den Wurzeln, gewissermaßen, denn das Bier hat „nur“ 6,1%, ist nicht US-amerikanisch-typisch übermäßig gehopft, sondern nur deutlich hopfenbetont. Es ist nicht auf Effekthascherei aus wie die trüben Obstkörbchen-NEIPAs, es übertreibt nirgends, sondern es ist einfach nur ein interessant-fruchtig gehopftes, schlankes und sehr, sehr durchtrinkbares Bier. Schön!

Aaaber …

Es gibt immer ein aber, oder?

Der Name ist irreführend – es ist nämlich nicht mit Columbus-Hopfen, sondern mit Simcoe, Citra und Cascade gebraut. (Im Übrigen gab es schon mal ein Columbus-Bier von Stiegl, das war vor zwei Jahren, und es war ein simples Pale Ale. Scheinbar fallen denen in Salzburg nicht genügend prägnante Biernamen ein …)

Und warum es eine Einwegflasche mit abdrehbarem Kronkorken sein muss, erschließt sich mir auch nicht – geht nicht einfach eine umweltfreundlichere Standard-Mehrwegflasche? Gerne auch mit „normalem“ Kronkorken?

Der Belgier – Saison (5,9%)

Leuchtend gelb und leicht trüb steht das Bier vor mir, gekrönt von einer schönen schneeweißen und stabilen Schaumschicht. Gut schaut’s aus! Und duften tut’s ebenfalls gut! Feine phenolische Noten, wie sie für gute Saison-Hefe typisch sind und die auf mich immer ein bisschen rau und ungestüm wirken. Dahinter aber auch ganz fein ziselierte Orangenaromen und ein bisschen Koriandersamen. Wirklich sehr ansprechend. Die Zutatenliste spricht noch von Kardamom und Paradies-Gewürz, aber die rieche ich jetzt noch nicht explizit heraus – vielleicht tragen sie einfach nur zur Komplexität des Dufts bei, ohne sich separat zu profilieren.

Der Antrunk ist spritzig, ganz leicht pfeffrig scharf, und er leitet über zu einem frischen, leicht süßlichen, dezent herben Eindruck auf der Zunge. Gleichzeitig machen sich schöne Aromen retronasal bemerkbar – die Orange wird ein bisschen intensiver, die Koriandersamen auch, und die phenolischen Komponenten der Hefe treten etwas in den Hintergrund. Das Bier wird also fruchtiger und leichter, spielerischer. Nach dem Schluck gesellt sich eine schöne Herbe hinzu, die verhindert, dass alles zu fruchtig-süß wirkt. Und sie, die Herbe, verursacht leicht trockene Schleimhäute im Rachen. Das macht Durst auf den nächsten Schluck, das steigert die Trinkfreude, und das erhöht die Durchtrinkbarkeit.

Äußerst gelungen!

Der Belgier – Explorateur – Daans Wit (5,5%)

„Wenn ein Holländer und ein Belgier sich zusammen aufs Parkett wagen, entsteht ein leichtfüßiger Tanz der Sinne. Ein von Haubenkoch Daan de Wal wiederentdecktes altes Rezept seines Urgroßvaters wurde in diesem ‚Wit‘ Bier gemeinsam zu neuem Leben erweckt.“ Das Etikett beschreibt dieses Bier sehr liebevoll!

Es ist ein ganz hellgelbes und schön gleichmäßig trübes Bier mit einer feinporigen und sehr lange haltbaren, schneeweißen Schaumkrone – das ist optisch schon mal ein Genuss. Der Duft ist dezent phenolisch; feine Aromen der zugesetzten Orangenschale und Koriandersamen spüre ich nur im Hintergrund. Aber genau das macht den Duft attraktiv – nicht so intensiv und überwältigend, sondern zart und spielerisch.

Der Antrunk ist spritzig, aber die Kohlensäure ist schön eingebunden, so dass der Eindruck auf der Zunge sehr weich wird. Mild phenolische Aromen sowie eine weiche und füllige Fruchtaromatik mit Bananen-Akzenten und etwas Koriander wirken in Kombination sehr überzeugend und harmonisch. Eine nur zurückhaltende, ganz feine Bittere ist zu spüren, aber sie möchte gar nicht mehr als nur einen winzigen kontrapunktischen Tupfer zur weichen Milde zu setzen.

Genauso setzt es sich auch nach dem Schluck weiter fort. Rund und weich, dezent fruchtig, ganz zart phenolisch und nur der Hauch einer Bittere – im Vordergrund steht der Drang nach Harmonie und Ausgeglichenheit. Ein zartes, artiges Bier, um nach einem anstrengenden Tag sachte zu entspannen, ohne dass dabei eine gewaltige Alkoholstärke ins Spiel kommen muss. Wie schön!

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2 Comments

  1. Hallo,

    ich lese immer begeistert deine Verkostungsnotizen.

    Ein paar Kommentare zum Columbus: Das Pale Ale gibt es immer noch, Name bezieht sich auf die Parallele der Brauereigründung und der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492, nicht auf einen Hopfen. Da das Paket Ale wohl sehr erfolgreich ist, hat Stiegl unter der Marke nun auch ein IPA getestet.

    0,33 in Österreich ist leider immer Einweg, dort gibt es nur auf 0,5 ein Pfandsystem

    VG,
    Johannes

    • Hallo, Johannes,

      danke für Deine netten Worte!

      Ja, das mit dem Columbus habe ich mittlerweile auch schon gehört. Das ist für mich ein gutes Beispiel, wie eine an sich gute Idee nur mittelmäßig umgesetzt wird – denn dass der Name sich auf Christopher Columbus und die gleichzeitig mit der Gründung der Brauerei erfolgte „Entdeckung“ Amerikas bezieht, wird halt nicht deutlich. Auf dem Etikett stand jedenfalls nichts davon, und andere Assoziationen habe ich auch nicht gehabt. Als Biergenießer habe ich da eher an den Hopfen gedacht. Liegt für mich viel näher.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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