Wow, was ist das denn?
Manchmal überraschen mich meine Freunde aber ganz besonders doll.
Da kommt ein kleines Paket von Frank, dem Sommelier, an, und ich ahne schon, was drin ist: Die vor einigen Wochen versprochene Flasche mit dem 2022er Waldbier aus Kiesbyes Naturbrauerei. Toll! Frank Di Marco hatte sie uns eigentlich Anfang Oktober aus gegebenem Anlass persönlich übergeben wollen, aber dann war sie nicht rechtzeitig geliefert worden.
Jetzt freue ich mich um so mehr drauf, denn Axel Kiesbyes Waldbiere sind immer etwas ganz Exclusives, anders als andere Biere. Prima!
Aber … der Karton enthält ja zwei Flaschen, stelle ich fest!
der Karton enthält zwei Flaschen
Neugierig drücke ich den zweiten Schuber auf. Ein Rotbier aus der Lammbrauerei Gruibingen, besser bekannt unter dem Familiennamen Hilsenbeck. Aber nicht irgendein Rotbier, sondern „Franks Rotbier“. Eine Sonderabfüllung anlässlich Frank Di Marcos Verkostung auf dem diesjährigen Craftbeer Festival in Stuttgart.
Noch exclusiver als das Waldbier. Sagenhaft!
Da bin ich aber gespannt!
Verkostungsnotizen
Kiesbye – Waldbier – Wachauer Auwald – Mädesüß / Silberweide (6,2%)
Das Bier ist goldgelb und nur leicht opalisierend; gekrönt wird es von einem schönen weißen Schaum.
Der Duft ist intensiv süßlich und schwer – das Mädesüß macht sich hier sehr dominant bemerkbar. Ein bisschen honigartig wirkt es, ein bisschen vanillig im Hintergrund, und dann, ganz am Ende, noch ein paar harzige Akzente.
Der Antrunk ist weich, kremig schon fast, und auf der Zunge wirkt das Bier dann weich, rund, süß und warm-aromatisch. Fast schon zu süßlich vielleicht, ins Sirupartig-Zuckrige gehend, und für einen kurzen Moment wünsche ich mir eine hopfige Herbe zum Ausgleich.
Die warmen und honigartigen, floralen Aromen sind auch retronasal außerordentlich präsent, und in ihrer blumigen Fülle geben sie dem Bier einen fast schon parfümigen Charakter.
Rund und weich ist auch der Abgang. Nur ein Hauch einer Herbe ist nach dem Schluck zu spüren – zu dezent, um sich wirklich bemerkbar zu machen. Ich muss schon lange hinterherspüren.
Die Zutatenliste führt noch Weidenrinde der Silberweide auf, aber diesbezügliche Bitternoten kann ich im Bier nicht identifizieren.
Lammbrauerei Hilsenbeck – Franks Rotbier (8,0%)
Ach, allein schon für die Tatsache, dass die Brauerei der Versuchung widerstanden hat, den Deppenapostroph „Frank’s“ anzuwenden, gebührt diesem Bier ein Extra-Stern, oder nicht?
Wobei – den hat es gar nicht nötig, denn es gibt auch so vier Sterne!
Dunkelkupferrot steht das Bier im Glas, ist nur leicht (und ganz gleichmäßig) trüb und entwickelt einen sehr schönen, üppigen und sehr stabilen, hellbeigefarbenen Schaum.
Die Nase erschnuppert als erstes das Malz – feine Roggenbrotkruste! Sehr schön, und sehr appetitanregend.
Der Antrunk ist für ein achtprozentiges Bier erstaunlich spritzig, aber rasch macht sich auch eine weiche Vollmundigkeit bemerkbar, die den Mund- und Rachenraum auf angenehm sättigende Art ausfüllt. Erneut intensive Roggenbrotkrustenaromen (und die Freude daran, wie man in der deutschen Sprache solche Komposita kreieren kann …), gepaart mit einer feinen Hopfenherbe, ganz dezent röstig wirkenden (Melanoidinmalz-?) Aromen und ein wenig Waldhonig im Hintergrund. Wie schön.
Nach dem Schluck rücken die Dunkelmalzaromen und eine feine Röstherbe weiter in den Vordergrund, erinnern nun weniger an ein Rotbier als an einen herben, dunklen Doppelbock. Die Süße klingt rascher ab als die Bittere, und am Schluss sinniere ich hinter dem angenehmen Kontrast zwischen Malzsüße und Hopfen-Röst-Bittere hinterher. Der Roggenbrotkrustenaromenausklang hingegen ist nicht so intensiv wie erhofft und wird nur genannt, weil ich so einen Spaß an den Komposita habe. Aber bitte denkt nicht, hier handele es sich um eine Roggenbrotkrustenaromenausklangsenttäuschung. Nein, es ist eher die Roggenbrotkrustenaromenausklangsdezenz, die mich fasziniert.
Oder so …
Es freut mich sehr, dass die Biere euch gemundet haben.
Uns freut es noch viel mehr, lieber Frank! ;-)
1000 Dank nochmal und beste Grüße,
VQ