Kolumne:
Bierige Bemerkungen
vom Brunnenbräu

Da gab es ein paar experimentierfreudige Kreativbrauer, die gerne nachhaltig sein wollten. Ein Bier mit übriggebliebenen Brotresten sollte in Nordbayern beim Andreas Seufert in dessen Brauerei Pax Bräu gebraut werden. Nachahmenswert, oder?

Tja! Bayerns Behörden sahen das anders. Brot? Steht nicht im sogenannten „Reinheitsgebot“. Das sieht nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe vor.

Dass andere Bundesländer für so etwas Ehrenvolles Ausnahmen genehmigen? Spielt in Bayern keine Rolle: „Mia san mia!“

Aber es heißt nicht umsonst Kreativbrauer! Sie haben eine sehr kreative, geradezu spitzbübische Lösung für ihr Problem gefunden und gleichzeitig dem Bayerischen Brauerbund ein Schnippchen geschlagen: Sie haben beim Pax Bräu (in Bayern!) begonnen, das Bier zu brauen, und einen Teil des Malzes durch Brot ersetzt. Kurz bevor nun zur fertigen Bierwürze die Hefe hinzugekommen wäre, füllten sie die Würze in einen Tankwagen, fuhren sie nach Berlin zu Johannes Heidenpeter in dessen Heidenpeters Brauerei und gaben dort die Hefe hinzu. Mit Berliner Ausnahmegenehmigung.

Die Hefe tat, was sie sollte: Sie gärte und produzierte Alkohol. Es entstand Bier. Brotbier!

Dieses Brotbier fuhren die Brauer zurück nach Bayern und haben es dort verkauft. Das gefiel den bayerischen Behörden zwar nicht, war aber legal. Gegen die Berliner Ausnahmegenehmigung konnten sie nichts machen. Seitdem gibt es auf dem bayerischen Markt ein Brotbier. Einen einzigen Sud zwar zunächst nur, aber immerhin!

Wie gut, dass wir Hobbybrauer nicht an das sogenannte „Reinheitsgebot“ gebunden sind. Nicht einmal in Bayern. Solange wir das Bier nur zu unserem eigenen Vergnügen und Verzehr brauen, dürfen wir alle Zutaten verwenden, die wir wollen. Auch, ganz nachhaltig, altes Brot.

Im Übrigen sagen Forscher, dass das allererste Bier der Menschheit in Mesopotamien vermutlich aus eingeweichtem Brot hergestellt worden sei. Tausende von Jahren vor dem sogenannten „Reinheitsgebot“. Wer hätte das gedacht?

Dieser Text ist im Oktober 2022 im Kundenmagazin „Brauerlebnis – Das Magazin für Hobbybrauer“ von Hopfen und mehr erschienen.

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