Kaschk
Berlin
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Nachtrag 6. Dezember 2023: Kaschk heißt nicht mehr Kaschk. Es heißt jetzt Kaschk by BRŁO. Denn es ist von BRŁO übernommen worden.

Für mich heißt das, ich muss unbedingt wieder hin. Sowohl BRŁO am Gleisdreieck als auch die neue Dependance von BRŁO in Charlottenburg haben mir ausnehmend gut gefallen, also dürfte heute, anders als vor acht Jahren, der Funke beim Kaschk wohl doch überspringen?

Frohgemut spaziere ich in die äußerlich fast unveränderte Bierbar hinein. Die Bierliste ist schon etwas angefressen, über zwei der Fassbiere wurden bereits dicke Klebebänder gepappt, um deutlich zu machen: Dieses Bier ist aus. Vergleichbar sieht es bei den Flaschenbieren aus – auch dort einiges schon ausge-x-t. Aber, die Auswahl reduziert sich lediglich von zwölf auf zehn Fassbiere. Was ja immer noch gut ist.

einige Biere sind heute bereits ausge-x-t

Ich bestelle mir das Ok, Czech!, ein Kollaborationssud zwischen der Budweiser Budvar-Brauerei und BRŁO. 4,6% hat es, und es wird so ziemlich ohne Schaum gezapft. Der klägliche Rest an Schaum, der dann noch bleibt, fällt in wenigen Sekunden endgültig zusammen, und es bleibt mir nur, ob des fast schon unappetitlichen Aussehens des Bier wenigstens auf Duft und Geschmack zu achten.

Beide sind sehr zurückhaltend. Der Duft ist noch wenigstens ein bisschen biertypisch, mit unterschiedlichen, milden Hopfennoten, die in die kräuterige, würzige Richtung gehen – aber sie bleiben sehr, sehr zurückhaltend. Gleiches gilt dann für den Malzkörper des Biers. Nur wenige identifizierbare Aromen, stattdessen ein sehr zurückhaltender Eindruck, der es schwierig macht, überhaupt ein paar spezifische Aromen zu identifizieren. Was allerdings auffällt, ist ein leicht viskoser, nicht wirklich angenehmer Effekt, der sich beim Trinken am Gaumen und auf der Zunge bemerkbar macht. Ist gut durchtrinkbar, aber keine Offenbarung. Da spricht mich das Original aus Budweis eher an.

Nach dem Bier kommt der Hunger, und damit leider auch der Moment, wo bei mir massive Unzufriedenheit einsetzt. Ich schaue auf das Blackboard und frage nach dem Croissant mit Käse. „Haben wir leider nicht mehr“, heißt es, was ja durchaus passieren kann, aber warum ist es dann nicht durchgestrichen?

„Irgendwas anderes zum Essen?“

Der junge Mann hinter der Theke kuckt verzweifelt: „Eigentlich haben wir gar nichts da!“ Er reißt eine Schublade nach der anderen auf. Überall entweder gähnende Leere oder irgendwelche kümmerlichen Reste.

„Ich kann Dir ein Veggie-Sandwich improvisieren“, versucht er sich zu retten, und ich akzeptiere das notgedrungen. „Dauert aber in paar Minuten.“

Nun gut, dem Veggie-Sandwich merkt man das Improvisieren an, aber besser als nix. Der gute Wille war da.

Warum der junge Mann dann allerdings keine Anstalten macht, das Blackboard zu aktualisieren, sondern lieber endlose Minuten lang mit seinem Kollegen hinter der Theke herumalbert, das erschließt sich mir nicht. Wäre das zu viel verlangt?

Nee, das war gar nix heute. Nicht nur, dass der Funke wieder nicht übergesprungen ist, nein, es wurden nicht mal die einfachsten Anforderungen erfüllt.

Seltsam – denn das BRŁO Mutterhaus wie auch die Dependance in Charlottenburg sind perfekt organisiert, kunden- und gastfreundlich und lassen keinen Wunsch offen. Aber hier, im Kaschk?

Schade!

Bildergalerie

Kaschk

Oh, Mann, vielleicht werde ich jetzt doch langsam alt. Bisher habe ich mir immer viel darauf eingebildet, auch als objektiv „alter Sack“ jenseits der 50 auf Bierfestivals, in Bierbars und wunderlichen Craft-Bier-Spelunken, die hauptsächlich von der Jugend besucht werden, meinen Spaß zu haben. Schräge Musik, seltsames Outfit, experimentelle Biere – ich finde es eigentlich trotzdem immer geil.

Aber heute, am 9. Februar 2015, im Kaschk in Berlin, ist der Funke irgendwie nicht übergesprungen. Und ich kann noch nicht mal sagen, woran es genau gelegen hat. Die Bierauswahl war klasse. Die junge Dänin an der Bar freundlich und blitzschnell. Die anderen Gäste nett (Gruß an Christian!). Das Gespräch an der Bar über die verschiedenen Biere fachkundig. Die Einrichtung eigentlich auch urig, mit viel Holz und Vintagelook. Und die Idee, sich auf gutes Bier und guten Kaffee zu spezialisieren, auch okay.

Und trotzdem zog es mich bereits nach einer halben Stunde weiter.

Kaschk

War es die schon sehr experimentelle Musik, die aus den Lautsprechern zirpte, sägte, kreischte und pfiff, die dem alten Heavy-Metaller nicht zusagte und ihm die Nackenhaare aufstellte? Waren es die zwar lustig anzusehenden Holzstühle und –bänke, deren scharfe und unorthopädische Kanten zu sehr ins Kreuz drückten und im Vergleich dazu die Holzbänke in einem bayerischen Biergarten wir ein Wohnzimmersofa wirken ließen? War es der deprimierende Blick in den Innenhof, in dem Holzbänke zum Sitzen in einer Art Biergarten einluden, der dahinterstehende Baukran und der Staub und infernalische Lärm der Bauarbeiter aber die Stimmung töteten? Oder war es der Blick auf den Nieselregen draußen auf der Straße, der eher an London im November erinnerte?

eine gute Auswahl an Fassbieren

Mann, Mann, Mann, das sind doch alles Dinge, die mich noch nie gestört haben, solange ich ein neues, leckeres Bier trinken konnte, Gleichgesinnte zum Klönen und zum Bierschnack getroffen habe. Da war mir doch das Außenrum sowas von egal.

Zumal es doch objektiv alles nur Kleinigkeiten waren. In der Retrospektive lächerlich.

eine nicht minder gute Auswahl an Flaschenbieren

Ach, verdammt, es ist vielleicht doch das Alter. Die Nachwirkungen der gestrigen Wurst & Bier. Oder was auch immer. Der Sozialpädagogik-Student, wenn er denn um diese Uhrzeit schon wach gewesen wäre, hätte vermutlich gesagt: „Da seid Ihr wohl irgendwie mental nicht zueinander gekommen, Du und das Kaschk.“

Bitte, Kristian Moldskred, Du bist der Betreiber vom Kaschk, nimm‘ es nicht persönlich: Heute hat „die Chemie nicht gestimmt“, beim nächsten Berlin-Besuch gebe ich mir und dem Kaschk eine neue Chance.

Das Kinn Slåtteøl war übrigens hervorragend. Gut gezapft und lecker. Daran hat es gewiss nicht gelegen!

Das Kaschk ist täglich ab 08:00 Uhr morgens (!) durchgehend geöffnet. Kommt man aus dem U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz, so läuft man von der Treppe direkt auf das Gebäude L40 zu, in dem sich das Kaschk befindet.

Bildergalerie

Kaschk
Linienstraße 40
10 119 Berlin
Berlin
Deutschland

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